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Volltext: Alte und Moderne Kunst I (1956 / Heft 2)

Das Schönbrunner Schloßtheatcr in seiner heutigen Form ist 
sein Werk. 
Wien war auch ein fruchtbarer Buden für den Paduaner Lorenzo 
Sacchetti (1759-1830) und den ihm folgenden Venezianer An- 
tonio De Pian (1784-1851), die mit großem Erfolg am Hof- 
thcater wirkten. 
Die Ausstellung, die wegen Dauarbeiten über die Sommermonate gcA 
schlossen werden mußte, ist ab Herbst wieder geöffnet. 
Abb. 6 Vnrmuillch Gmnppo Gllll - Blbmu. Threnulo um Tclch du Fnvnrlh 
 
DAS DONAUMUSEUM SCHLOSS PETRONELL 
LOTHAR MACHURA 
Inmitten eines herrlichen Naturparkes englischer Art, also um- 
geben von weiten Rasenflächen mit Gruppen mächtiger Au- 
bäume liegt Schloß Petronell. Als Wehrbau bereits aus dem 
12. Jahrhundert bekannt, spiiter vergrößert und naeh der Tür- 
kenzeit des Jahres 1683 monumental und endgültig gestaltet, 
repräsentiert sich heute Schloß Petronell als eines der größten, 
besterhaltenen und eindruckreichsten Schlösser im österreichi- 
schen Ostraum. Wer jemals das breitgelagerte Gebäude mit 
seinen llcktürmen hinter den Wipfeln der Schwarzföhren und 
Silberpappeln, der knorrigen Eichen und duftenden Linden her- 
vorlugcn sah, dann durch das Tor und von der langen Stein- 
brücke in den heutigen Vorhof und zur Donau blickte und 
endlich den geräumigen Hof betrat, wo ein Springbrunnen in 
ein großes Bassin plätschert und eine prachtvolle Freitreppe vor 
einer reich architektonisch gegliederten Fassade zum Rittersaal 
emporführt, dem wird das Gesehene zum tiefen Erleben und 
dieses Erleben zum dankbaren Erinnern werden. Dabei sollte 
dieser Dank vor allem jenen zugedacht werden, die einst vor 
jahrhunderten mit abwiigcndcr Überlegung und bestem künst- 
lerischen Wollen den ursprünglichen Zweckbau der Burg zum 
dekorativen Sehloß wandelten, planen und bauen ließen und bis 
in die Gegenwart erhielten: der Familie Abensperg-Traun, Be- 
sitzer von Sehloß und Gut. 
Sehloß Petronell liegt dicht an der Donau, ebenso nahe dem 
Strom wie vordem Carnuntum, die alle Römerstadt, die übrigens 
nach ihrem Verfall (um 400 n. Chr.) das Baugestein für Schloß 
und Dorf Petronell geliefert hat. 
Es darf daher als guter Gedanke gelten, hier in Petronell, wo 
Geschichte und Kunst, Strom und Au den Menschen zu Ehr- 
furcht vor Vergangenheit und Gegenwart zwingen, Achtung vor 
Mensch und Natur heischen, ein Donaumuseum einzurichten. 
Dieses Museum wurde am 23. Juni 1956 mit feierlichen Worten 
und beschwingter Musik eröffnet. Es ist also der Donau gewid- 
met, allein dem Strome Österreichs. 
Was aber war und ist doch die Donau für Österreich! Nur ein 
großes, fließendes Gewässer, in dem sich beispielsweise bei Wien 
1600 m3 Wasser in der Sekunde, beladen mit einer halben Tonne 
an Schwebstoffen, Sand und Schotter, vorbeiwälzen? Nur ein 
Strom, in dem bei 60 verschiedene Fiscbarten leben oder der 
Schiffzüge trägt, die sich stromauf einst mühsam mit 40, 60, 
80 und mehr großen und starken Pferden bespannt bewegten, 
heutzutage aber von 1200 PS-Dieselmotoren getrieben werden? 
Nur ein Bergfluß, der sein Wasser vorwiegend aus den Alpen, 
selbst aus Gletscher und Firn erhält, obwohl er im streng geo- 
graphischen Sinne aus den Quellmulden im Mittelgebirge des 
Sehwarzwaldes entspringt? Lehren uns die Burgen an den Ufern 
dieses Stromes, die Städte, die Stifte und Kirchen, aber auch die 
Dörfer und Höfe nicht noch eine andere Bedeutung der Donau 
für das Land und die Leute Österreichs? 
Im Gegensatz von allen anderen Strömen Europas fließt die 
Donau von West nach Ost, entwässert damit nicht nur weite 
Landstriche Mitteleuropas zum Schwarzen Meer, sondern öffnet 
Österreich durch Wasserlauf und Talbildung gegen Westen wie 
gegen Osten. Vom Süden zogen die Römer bis an die Donau, die 
jahrhundertelang die Nordgrenze ihres wcitumspannenden Rei- 
ehes bildete; von Westen folgten die Kriegsscharen und Koloni- 
sationszüge seit den Zeiten Karls des Großen bis zu Na- 
poleon der Donau wie vom Osten immer wieder die Steppen- 
völker auf diesem Naturweg in Österreich eindrangen. Die Stc- 
phanskircbe in Wien, ja selbst die Stephanskrone Ungarns deuten 
die jahrtausendealten innigen Beziehungen zum Stephansdom 
der ehrwürdigen Bischofsstadt an der Donau, Passau, und damit 
die ebenso großartigen wie gewaltigen Kulturleistungen im 
Donauraum an. 
So weiten sich die Aufgaben eines Donaumuseums bei univer- 
seller Schau. Es konnte daher nicht beabsichtigt werden, etwa 
der Naturgeschichte des Stromes den Vorzug vor der Kultur- 
gesehiehte dieser Landschaft zu geben, vielmehr wurde erstrebt, 
im Museum ein ähnlich buntes Mosaik aus Geschichte, Geogra- 
phie, Wirtschaft, Kultur und Natur der Donau und ihrer Land- 
schaft darzustellen, wie es sich heute noch im Gegenwartsbild 
der Donaulandschaft widerspiegelt. Dabei wurde als grundsätz- 
lich erkannt, daß ein Museumsbesucher in Petronell mit Recht 
eine besonders ansprechende, leicht faßliche Darstellungs- 
methode erwartet und demnach im Donaumuseum in Themen- 
und Objektwahl eine mögliehste Abwechslung bei wissenschaft- 
licher wie künstlerischer guter Qualität vorherrschen muß. 
So ergibt sich folgender Muscumsaufbau: 
Im Gang an den Wänden Gemälde von akademisehem Maler 
Otto Zeiller, die die charakteristischen Dmmulandscbaften von 
Enns bis Hainburg zeigen; die Stirnwand schmückt ein Sgraffito 
von Professor R. Keppel. An der gegenüberliegenden Seite Lieht- 
bilder mit den charakteristischen Donaulandschaften sowie Bur- 
gen. In den Oberlichten der lienstcr Glasbilder nach Stichen von 
Jakob und Rudolf Alt („Romantische Donaufahrt um 1800", 
weiters Hirschgewcihe aus den Donauauen (Auhirseh). In wei- 
teren fünf sehr geschmackvollen Schauräumen wird dem Besu- 
cher der Einfluß des Donauraumes auf kulturellem, historischem 
und naturgeschiehtlichem Gebiete gezeigt.
	        
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