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Volltext: Alte und Moderne Kunst X (1965 / Heft 82)

erwünschte Vergleich verhindert. So wäre es zweifellos 
sehr instruktiv, wenn im St. Florianer Marmorsaal 
den Altdorfefschen Tafeln gegenüber die Flügelreliefs 
von Hans Leinbergers Moosburger Altar aufgestellt 
wären. Zwei gleich zukunftsvolle RlChlUFtQSH baju- 
warischen Formgefühls wurden in dieser Konfron- 
tation sichtbar sein. Nur das Sippenrelief aus dem 
Feldkircher Altar ist als einzige Ausnahme auf der 
Rückseite der Beweinung und des Veronikabildes in 
St. Florian ausgestellt. 
Im Linzer Schlaf} hat Anton Legner i auf den For- 
schungen Th. Müllers, aber auch auf eindringlichen 
eigenen Studien fußend die Skulpturen aus dem 
weiten Feld des bajuwarisch-österreichischen Sied- 
lungsraumes zu einereindrucksvollen Schau zusammen- 
gestellt. Es ist nur ein Querschnitt. kann nicht mehr 
sein. aber was geboten und wie es gezeigt wird. 
uberzeugt. Die 175 Skulpturen bieten einen reprü- 
sentativen Überblick. Zugleich hat A. Legner sich in 
mehreren Aufsätzen im Katalog der Ausstellung, 
in „Alte und moderne Kunst" sowie in cirem von 
Dr. O, Wutzel herausgegebenen Heft, .,Die Kunst der 
Donauschule in Oberösterreich" - geäußert. Manches 
bislang Unbekannte und viel kaum Beachtetes wird 
vorgefuhrt. l-lans Leinberger ist, abgesehen von den 
Moosburger Reliefs, mit der wundervollen hl. Anna 
selbdritt aus Kloster Gnadenthal in Ingolstadt, einem 
Werk, das ihn 1513 noch völlig in den Armen des 
Donaustils zeigt, sowie dem Landshuter Christus in 
der Rast und mehreren kleineren Arbeiten vertreten. 
auch mit einigen Bronzegüssen und dem Kalvarienberg- 
Relief aus München. Van Andreas Lackner sind fast 
alle Teile des verstreuten Abtenauer Altars zusammen- 
geholt, außerdem wird das vorzügliche kleine Relief 
des hl. Benedikt (Wien) gezeigt. Nimmt man die drei 
vornehmen Figuren aus Seitenstetten und die Lorcher 
Gruppe hinzu, die man zum großeren Teil freilich 
im Schloflmuseum aufsuchen muß, sind vier gewichtige 
Akzente gesetzt. Die niederösterreichische Skulptur ist 
vor allem durch das Sandsteinrelief des Martyrlums 
der hl. Barbara (Wien, Diözesanmuseum) ausge- 
wiesen, das, 1510 datiert, eine Schlüsselstellung in 
der Genese der Donauplastlk einnimmt, wenn es 
auch nur einen Weg anzeigen kann; weiterhin durch 
das Fragment eines Bcirtigen aus St. Falten, ZWCt 
Engelchen vorn Pulkaucr Allar, 15 weitere Figuren. 
Andere Gruppen bilden Schnitzwerke aus altbayeri- 
schen und landshutischen Werkstätten. aus dem 
Chiemgau mit dem Meister A. T, ( _ von Rabenden), 
aus dem Salzachgebiet. aus Salzburg und Tirol, 
Passau und Oberösterreich. Damit ist eine breite 
Grundlage gelegt, und es wird nun Aufgabe der 
Forschung sein, die spezifische Danauplastik aus dein 
Allgemein-Bajuwarisch-Alpenlöndischen auszusondern 
und zugleich die mannigfachen Querverbindungen zu 
klären, auch die verschiedenen Richtungen innerhalb 
der Donauplastik herauszuarbeiten. Die Passauer 
Reliefgruppe erweist sich als ein schon heute ziemlich 
gut überschaubarer, zumal von Huber inspirierter 
Ansatz, dem sich als besonders aualitötvollc. nervig- 
feinfühlige Arbeiten die Apostel in Rückenansicht von 
einer Himmelfahrt (7t3itä) anschließen. Die Nach- 
folge des Kefermarkter Meisters bildet eine andere 
Gruppe, eine dritte, sehr charakteristisch oberöster- 
reichische ordnet sich um die Figuren und Reliefs 
eines ehemals wohl in Lorch beheimateten Altars. 
Eine wichtige Figur ist aus Prag hinzugekommen. 
Die schweren, blockigen Formen und dicken Bordüren 
weisen hin auf die Tafelchen der Kremsmünsterer 
Katharinenlegenilc. Sehr verschieden geartete Schnit- 
zer haben hier in Oberösterreich, aber auch ander- 
wörts nebeneinander gearbeitet. Was heute unter 
dern Monogrammisten l, P. subsumiert wird, stammt 
von einer ganzen Kompanie von Meistern und 
Gesellen. Legner selbst betont, daß die Gruppe zu 
„verwirrendem Umfang" angewachsen sei. Dabei 
eignet der Kerngruppe der Sündenfall-Reliefs ein 
ausgesprochen höfischer Charakter. Wie da die 
Figuren vor den Landschaften stehen und aus einer 
völlig anderen Materie geformt erscheinen. bis die 
Büume. Äste und Blätter selbst ihren lebendig-vege- 
tabilischen Charakter verlieren und wie aus Blech 
oder doch einem spröden, leblosen Stoff gebildet 
wirken, das ist der Kunst des Donaustils durchaus 
fern, diese Künstlichkeit und Virtuosität der Mache 
charakterisiert diese Reliefs vielmehr als Sammel- 
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