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Volltext: Alte und Moderne Kunst I (1956 / Heft 3)

tdscharen, deren Dynastie Fath Ali zuzählt, folgten einer sanf- 
'en Neigung, ja, einem Zug zur zarteren Idylle selbst in den 
encn bewegten Kampfes. Die dargestellte Aufregung der jagd 
f unserem Kästchen ist daher auch noch völlig im Bereich des 
znschlieh zart Empfindsamen, lyrisch Schönen gefangen. Das 
immt nicht nur in den äußeren Attributen zum Ausdruck: dem 
len Jagdfalken in der Hand des Fürsten, der Distanz des flüch- 
;en Rotwildes - dem wir das Entkommen gerne gönnen wür- 
n - vor den dahinhetzenclen Hunden, und den fehlenden 
hweißspuren des gestellten Raubtieres, sondern vor allem in 
r vornehmen Zurückhaltung, der Gelassenheit, mit der die 
anschlichcn Akteure die tierischen zügeln und in Wahrheit 
zh zu Herren des Geschehens machen, frei von der Leidenschaft 
s Bösen, zu der die jagd verleiten könnte. Das sind aber Tu- 
nden, welche das Volk von einem Helden erhofft - und wel- 
es Volk möchte nicht einen tugendhaften Helden zum Herr- 
aer haben? 
:r Künstler, der das Kästchen gefertigt hat, ist uns namentlich 
zht bekannt, eine Signatur oder auch eine Jahreszahl, wie sie 
und zu auf persischen Kunstgegenständen vorkommen kön- 
n, ist nicht vorhanden. Auf einem Londoner Blatt ist jedoch 
1c Szenerie überliefert, welche aus dem Schah-in-Schah-nama 
des Fath Ali Chan Kaschi, des Hofdichters von Fath Ali Schah, 
stammt} Dort ist dargestellt, wie Fath Ali Schah, auf dem 
Throne ruhend, die Steuereinkünlte cntgegennimmt. Der Thron 
ist ähnlich dem Throne auf unserem Kästchen gebaut, mit sechs 
Füßen, länglich und breit genug für die Hockerstellung einge- 
richtet, die Rückenlehne endlich zu einem Dreiblattbogen um- 
gestaltet. Verblüllend wirkt jedoch neben diesen Ähnlichkeiten 
die Verwandtschaft des rautenförrnigen Musters auf dem Ruhe- 
kissen hinter dem Rücken des Schah sowie des wabenförmigen 
Musters auf dem Fußboden. Leider ist auch das Londoner Blatt 
nicht signiert. Alles, was wir aus dem Vergleich der beiden Stücke 
gewinnen können, ist der Schluß, daß der Künstler der Londoner 
Miniatur zwar nicht unbedingt derselbe wie der Künstler unseres 
Kästchens gewesen sein muß, aber doch wenigstens derselben 
Schule angehört hat. 
Welchem Gebrauch das Kästchen gedient hat, darüber ließen 
sich nur schwer Vermutungen anstellen. Möglicherweise wurde 
darin ein Koran aufbewahrt, wie die gläubigen Mohammedaner 
heute noch ihre heiligen Bücher sehr sorgfältig und unter Zere- 
moniert aufbewahren. 
" Grohmann-Arnold, Denkmäler islamischer Buchkunst, Taf. 77. 
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Ihm wurdcn du hmng" Grenzen Plrslcns Im wosnnölichon imgnlqo. Au! dim Dackel einlr1955 nrworbonon Lackkasnüc Im Üslorrolchlxchen Muscum hir 
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