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Volltext: Alte und Moderne Kunst I (1956 / Heft 4)

Abb. 2. Brauner, marmurierber Sehxfladurbaud, 1790, 
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ist wieder mit einer zarten Ornamentleiste eingefaßt. Es handelt 
sich auch hier um eine ganz klare Zentralkomposition, bei der 
aber die Form des Ovals die die ganze Fläche beherrschende ist. 
Dieses Oval als eine klare ruhige Form, die gleichsam zwischen 
den Achsen des Rechtecks und der Form eines Kreises vermittelt, 
ist für den Klassizismus des späten 18. jahrhunderts besonders 
typisch. Charakteristisch für die Rolle des Klassizismus in Wien 
ist, daß wohl das Formprinzip der Dekoration den Gesetzen 
dieses Stils entstammt, die einzelnen Ornamente aber noch stark 
traditionell mit dem Rokoko in Zusammenhang stehen. 
Einen wesentlichen Schritt weiter geht ein Band aus dem jahr 
1790 aus der Wiener Nationalbibliothek (Abb. 2). Auf braunem 
marmorierten Schafleder sind hier verschiedenfarbige Leder-auf- 
lagen mit goldgestempelten Ornamenten verbunden. Die Dekora- 
tion zeigt wieder einen dünnlinigen Rahmen und in der Mitte ein 
kreisrundes „Kranzelfeld", dessen Innenfläche frei bleibt. Die 
Goldleisten selbst bestehen ganz sparsam aus Blümchen und 
Rosetten. Hier hat sich die Sparsamkeit und Einfachheit des 
Klassizismus auch beim Ornament durchgesetzt. 
Den entscheidenden Schritt aber zu einer neuartigen Komposi- 
tion der Zeit um 1800 bringen zwei Beispiele. Das eine - ein 
Gebetbuch aus dem jahr 1798 im Österreichischen Museum 
(Abb. 3) - zeigt eine Reihe von ineinander gelegten Rahmen, 
die aus Guirlanden aus Blattreihen und Vasen bestehen. Die 
Ecken sind durch kleine Vasen und Leiern etwas betont; die 
Mitte aber ist frei. Diese Komposition der freibleibendcn Mitte 
des ganzen Spiegels ist neu. Dazu kommt die Verwendung von 
Ornamenten oder Dekorationsteilen, die - wohl vor allem ver- 
mittelt durch England - zu den Requisiten der klassizistischen 
Dekoration gehören. Es sind das neben den Blattguirlztnden und 
Gehängen vor allem die „sentimentalen" Geräte: Urnen und 
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Vasen in der Form spätgrieehischer Grabgefäße und Leiern. Der 
zweite Band dieser Richtung gehört zu den Wiener Meister- 
leistungen dieser Zeit (Abb. 4). Ein Band aus marmoriertem 
Kalbleder von G. F. Krauß aus der Wiener Nationalbibliothek 
zeigt einen doppelten Rahmen, von denen der äußere ein ganz 
einfaches, miianderartiges Band ist, der innere aber nicht mehr 
wie früher ganz gleichartig um das Innenfeld herumläuft, son- 
dern ein Oben und ein Unten hat. Auf dem unteren Rand des 
Innenfeldcs steht eine „sentimentale" Vase und von oben hängt 
eine Guirlande herab. Das Mittelfeld ist wieder frei. Dadurch 
entsteht eine gewisse Bildwirkung. In ganz wenigen Fällen frü- 
herer Einbände ist eine Bildverwendung wohl auch vorgekom- 
men. ja, es gibt im 16. und 17. Jahrhundert sehr einfach herge- 
stellte blindgepreßte Einbände, die meist in der Mitte ein Bild 
enthalten. In diesen Fällen trägt aber der Einband in seinem 
Inncnfeld _ein volles Bild. Hier ist aber die Mitte frei. Das Ganze 
ist kein Bild, sondern nur ein Rahmen, der einseitig gerichtet, 
dadurch das Freisein der Mitte wohl noch mehr betont. 
In dieser Rahmenkomposition um eine freie Mittc ist die Formi 
gefunden, die in den folgenden jahrzehnten diese Kunst be- 
herrscht. Die Ornamente der Rahmen wechseln ab. Für gewöhn- 
lich bestehen sie aus großen Palmetten oft mit Voluten, wie sie 
für die Empiredekoration auch für Wien charakteristisch werden. 
Die Komposition erhält sich über eine Reihe von Prunkeinbän- 
den, wie_etwa einem aus der Fideikommißbibliothek von 1812 
(Inv. Nr. 16859) oder einem der Nationalbibliothek von 1817 
(Inv. Nr. 67 j 28) bis in die Zwanzigerjahre. Kennzeichnend für 
die starke Tradition zur Zeit um 1800 zeigt weiter ein blauer 
Saffianband der Fideikommißbibliothek aus dem jahre 1824 
(Abb. S), der aus einer ganz einfachen Randverzierung aus Vo- 
luten in dünnen Linien und gefiederten Palmettblättern besteht,
	        
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