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Volltext: Alte und Moderne Kunst I (1956 / Heft 4)

Sehr hoch belaufen sich die Ausgaben für die Wasserversorgung 
des Schlosses. Eine neue Leitung mußte angelegt und eine 
Druckmaschine montiert werden, „wodurch das Wasser vom 
Fuß des Berges bis zum Fuß des Schlosses in den Wasserthurm, 
die Kuchel und Stallung geleitet wird". Verantwortlich für diese 
Arbeiten ist der „Brunnmeister zu Joslowitz, Joseph Markl", der 
auch „für Reiß (Reise), Überschlag (Kostenvoranschlag) und 
Ausmaß (Ausmessen) wegen der Wasserleithung" bezahlt wurde. 
Überdies zog man noch einen Bergmann (Bergknappcn), Fried- 
rich Engl, „für das Brunnengraben beim Neugebiiu Karlslust im 
Wald" heran. Wahrscheinlich werden die wiederholten Käufe von 
Sprengpulver bei den „Kaufleuthen Joseph und Michael Krauß 
zu Retz" für diese Erdarbeiten gedient haben. 
Wie schwierig die Transportverhältnisse und wie gering der Lohn 
für die Träger damals waren, erweist die Eintragung, daß „die 
Zwey Männer mit ihren Gehilfen für die forte Piano von Wien 
nacher Karlslust zu tragen 14 U." erhalten haben. 
Das Land nördlich der Thaya war damals nicht so hermetisch 
von den Gebieten südlich des Flusses abgeschlossen wie heute. 
Mehrmals werden Handwerker genannt, die aus Orten vom an- 
deren Ufer stammen. So z. B. der bereits erwähnte Brunnen- 
meister Joseph Markl aus Joslowitz, oder ein Schlosser aus Znaim 
und einer aus Frain. 
Für die künstlerische Ausgestaltung des Schlosses sind noch zwei 
Eintragungen nennenswert. Demnach sind „dem Bildhauer Jo- 
hann Georg Magis für verakkordirte Wappen Sr. hochfürstl. 
Durchlaucht samt Armaturen von Margarethenstain auf das 
Jagdt-Schloß Karlslust gezahlt worden 207.- fl.". - Bei dieser 
Komposition im Giebelleld des Mittelrisalits kommt das einzige 
Mal eine im überlieferten, barocken Sinne auigefaßte Bauplastik 
zur Geltung. - Johann Georg Magis (um 1749-1799) war „Hof- 
und akademischer Bildhauer", wie er im Wiener Hof- und Ehren- 
kalender von 1792 genannt wird. Über seine künstlerische Tätig- 
keit konnte bisher nichts festgestellt werden. 
In Anbetracht der schönen Stukkaturen, ihrer Stilreinheit und 
hohen Qualität, ist es von Wert, zu wissen, daß sie der „Stoker- 
thourmeister in Wien Johann Georg Böhm" verfertigt hat. Er 
erhielt „für die bei dem Neugebäu Karlslust im Wald" geleistete 
Arbeit 535.- fl. 
IIier folgt nun ein Auszug aus dem Verzeichnis der Gesamt- 
zahlungen an die Ilandwerher: 
„Reeapitulatio Sumarum. 
m. n. m, Pi. 
1 Baumeister et Maurer . 9.522 I6 3 
9 Tischler . 8.978 .78 Z 
13 Schlosser . 3-760 49 
29 Mahler 956 I7 
33 Steinmetz 1-896 47 
35 Bildhauer . 229 30 
37 Zimmermeister 5.858 33 2 
41 Ilafner . 257 9 
73 Brunnmeister 1.322 4 3 
75 Berglenappe . 652 44 
85 Fuhrlöhnung 5.994 15 3 
Suma: 60.050 41 2" 
Um sich eine ungefähre Vorstellung vom Werte dieser Zahlen 
machen zu können, sollen ein damaliger und ein heutiger Markt- 
preis gegenüber gestellt werden. 
Der Preis für einen nietlerösterreichischen Landmetzen Korn- 
frucht - rund 40 kg -, betrug im letzten ßzhrzelmt des I8. fh. 
1-10 bis 190 Kreuzer, das sind ungefähr 2 bis 3 Gulden (der Gul- 
den zu 60 Kreuzer). Die gleiche [Menge Getreide kostet beute 
cirlezi S 96.-, wobei für den Preis eines Kilogramm: S 2.40 an- 
genommen werden. 
Der lWert eines Guldens damaliger Währung würde daher bei- 
läufig 30 österreichischen Schillingelz entsprechen, die Gesamt- 
bauleosten demnach einem Betrag von ungefähr S 1.800.000.- 
gleichkommen. - Tatsächlich würden aber die Kosten für ein 
derartiges Bauwerk heute infolge der höheren Arbeitslöhne 
wesentlich mehr ausmachen. 
Ein Fremder, der von der Ortschaft Fladnitz auf der schmalen 
Landstraße in Richtung gegen die Thaya zu wandert, würde 
nicht vermuten, daß hinter den Baumkronen der Wälder, die 
 
Abb. 4. 
Snlon Im Schloß Karlslusl, - Dur Raum war frühm- 
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