UROPAE GENIUS
K GEIST DER ARMEE DES PRINZEN EUGEN
Von LUDWIG JEDLICKA
dem l-Ieldenzeitalter der „Großmacht Österreich", wie Os-
d Redlich den lierrschaftsbcreich der habsburgischen Kronen
1683 bezeichnet, ist Prinz Eugen von Savoycn noch hcutc
stens verbunden. Der land- und mittellose Abkömmling
:s europäischen Fürstenhauses hatte allen Widerständen zum
itz sein Schicksal gemeistert und sich von 1683 bis zum
gust 1703, als cr als Präsident des Hofkriegsrates den Befehl
r die kaiserlichen l-Ieersäulen übernahm, jene Position er-
tpft, die dem Zwanzigjährigen einstmals vorgeschwebt war.
rr Eugen, den die Künstler seiner Zeit so gerne als Genius
Krieges darstellten, war mehr als ein zufälliger Söldner-
"er oder glückhafter Soldat, wie solche aus allen Ländern
opas seit dem Dreißigjährigen Krieg unter den Fahnen des
tses Österreich dienten und sich durch Erfolge die notwen-
:n sozialen, politischen und kulturellen Stellungen am kaiser-
en l-Iof eroberten. Der Dichter Jean Baptiste Rousseau, der
l Sieger von Zenta so nahe stand, nannte ihn „Un philosophe
rrier". Und wenn man das Verhältnis Eugens und seines
lherrntums dem Geist des barocken Zeitalters gegenüber-
lt, wobei außerdem noch die im aufgeklärten Denken wur-
tden Anschauungen des Savoyers berücksichtigt werden
isen, so stand er in der l-leercsgesehichte des habsburgischen
völkerstaates an der Wende verschiedener Epochen.
ritterliche Gesinnung des „milcs ehristianus", der sich dem
:hs- und Kaiscrgedanken Leopolds I. verpflichtete, hat ihr
bild in Karl von Lothringen, dem Sieger von 1683 und
iclen anderen liürstcn, die gleich Eugen in den Trägern der
sburgischen Kronen das Oberhaupt und die Vormacht Eu-
1s als überstaatlichen Machtfaktor sahen. Schon der Wiener
und das Offizierskorps waren von einer kaum zu über-
enden Vielfältigkeit. Ein Spiegelbild dieses geistigen und
stlerisehen Lebens der Rcsidenzstadt war auch die Armee,
in fortschreitendem Maß der Savoyer seinen eigenen und
t bezeichnenden Stempel aufdrückte. Als Prinz Eugcn als
sident des Hof-Kriegsrates 1703 die Verantwortung der
erlichen Armee inmitten der kriegerischen Auseinander-
ungen um das spanische Erbe übernahm, war diese noch
1er eine Fortsetzung der Süldncrheere des Dreißigjährigen
ages. Die Regimenter und ihre Inhaber bildeten die stärkste
tärische und soziale Grundeinheit innerhalb der Heere.
lbrauch durch die Käuflichkeit der Offiziersstellen, Eigen-
rhtigkeit der Regimentsinhabcr und schwere finanzielle Män-
veranlaßten Eugen, der aus der politischen Bildungswelt des
tzösisehen Zentralismus kam, zu reformieren.
on im September 1703 crfloß ein scharfer Befehl Kaiser
polds I. über den Ankauf und Verkauf militärischer Stellen
aus den Feldlagcrn protestierte Eugen mit schärfsten
rten gegen die Bevorzugung adeliger Kandidaten auf Offi-
sstellen durch die Gnade der Regimentsinhaber. Seine be-
dere Sorge galt aber der Vermenschliehung des schonungs-
n Krieges. „Ich glaube, daß beim Militär alles mit mehr
r getan würde, wenn jeder mit Liebe und Güte, statt mit
rnge zu seiner Pflicht angehalten würde", schreibt 1718 der
Europa bewunderte Sieger von Belgrad und im eroberten
Abb. 1.
von Johann Kupetzky.
Prinz Eugen von Savoyen nach dem Gemälde
Heeresgesehtehlliches Museum.
Bayern der Jahre 1704-1705 berichtet er: „Ich teile scharfe
Befehle aus, daß das Land verschont bleibe und die Paläste dcr
Edelleute und Häuser der Untertanen nicht beschädigt werden.
Denn ich sehe vor allem auf genaue Kriegsdisziplin und auf die
Vermeidung von Exzessen und anderer Ungebührlichkeitcn. Be-
sonders den Feldfrüchten darf kein Schaden zugefügt werden, so
daß keine Ursache zu Klagen ist und der Landmann ohne Stö-
rung mitten unter den Truppen seine Ernte einbringt und Wirt-
schaft, Handel und Wandel nicht gestört werde."
Diese Fürsorge gilt aber auch seinen Soldaten, die in der perl-
grauen Uniform - dem Vorfahren des historischen weißen
Waffenrocks der Kaiserlichen - kämpften. Sie sollten nicht
länger „crepiren", „sich nicht aller orten mitschleppen müssen"
(1715) und die Errichtung eines „Hauptspitals und einiger Ne-
benspitäler" erschien ihm unbedingt notwendig angesichts des
bevorstehenden Feldzuges gegen die Türken, obgleich die Hof-
kammer gegen Eugen den Vorwurf erhob, er hätte an den „cr-
krankten gemeinen Mann" Arzneien kostenlos abgegeben. Die
Einrichtung der ersten Invalidenhäuser in Pest und Wien war die
Folge dieses hartnäckigen Strebens des Feldherrn, den Solda-
ten, der auf den Sehlachtfeldcrn des Dreißigjährigen Krieges
wahrhaft „crepirte", der Fürsorge und Betreuung des werdenden
habsburgischen Einheitsstaates anzuvertrauen.
Mit Recht hat schon die zeitgenössische Geschichtsschreibung
das Heer von Leopold I. bis Karl VI. als das Eugens bezeichnet
und in seinen Reihen fanden sich allmählich bewundernd und
nachahmend viele Schüler aus allen europäischen Staaten. Der
Vorfahre Winston Churchills, Marlborough, schrieb nach der
Zusammenkunft am 10. Juni 1704 aus dem Lager der britischen
Truppen dem kaiserlichen Oberbefehlshaber: „Meine Leute sind
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Von LUDWIG IEDLICKA
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