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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 1)

ses Barocks ist, in einem letzten,Ausdruck eines großen Dienst- 
ens, eines unüberwindlichen Optimismus: der Mensch kann, 
m er will, was er soll: diese Welt als beste aller Welten 
tätigen, wenn er sich opfernd, in Gehorsam dienend, seinen 
"gaben hingibt. Unsentimental bis ins Letzte, ist das 
rk dieses Barocks Fischers von Erlach und des Leibnizens. 
seits von Weltschmerz und Selbstbemitleidung sieht es den 
nschen als einen Mitarbeiter und „Gehülfen" Gottes, der seine 
rnc Ehre findet im Dienst an der Ehre des Höchsten. 
verdiente eine gesonderte Untersuchung, aufzuzeigen, wie 
', ein letztes Mal vor dem Umertauehen des europäischen 
Geistes in ichbefangencn Etuden, eine h o h c O bj e k t i v i K ä t 
- und sie allein ermöglicht Bauwille und Bau- 
fähigkcit -, Architektonik des Geistes und tek- 
tonische Komposition errungen wurde durch eine be- 
dingungslose, lrcudige, „vernünitige" und sehr wache Hingabe 
an jencs Reich, in dem „W e i s h e i t u n d M a c h t", Glaube 
und Wissen, Gott und Mensch vereint sind in der Großen Form 
der Höchsten Ordnung, im „Staat Gottes". Das ist der Sinn hoher 
Architektur, im Bauwerk Fischers und Leibnizens: den Mcn- 
schen cinzuladcn, sich innerlich zu „erbauen", aufzubauen und 
äußerlich einzubauen in eben diese Ordnung. 
OHANN BERNHARD 
MERKUNGEN ZUM JUBILÄUMSJAHR 
FISCHER VON ERLACH 
Von HANS SEDLMAYR 
wesentlicheren der Kenntnisse und Erkenntnisse, aus denen 
t im Jubiläumsjahr 1956, das Fischer-Bild zusammensetzt, 
l fast alle in den dreißiger Jahren gefunden worden. Da- 
s sind zwei große geschlossene Bestände von eigcnhändigen 
chnungen Johann Bernhard Fischers von Erlaeh zum Vor- 
ein gekommen; sie haben die Zahl der bekannten Werke und 
würfe stark vermehrt, die Zahl der bekannten Handzeich- 
gen fast verzehnfacht} Damals sind auch aus archivalischen 
tden wichtige biographische Nachrichten bekannt geworden 
so Fischers langer Aufenthalt in Italien, „beim Cavaglier 
nini", seine Tätigkeit als Lehrer des Kronprinzen, seine 
se nach Berlin und wahrscheinlich auch nach England, - 
ignisse, die in seinem Leben Epoche gemacht haben} Damals 
l zum erstenmal die Phasen seines Schaffens sichtbar und 
eneinander abgegrenzt worden: so ist durch die Forschungs- 
eit von Franz Wilhelm, Karola Bielohlawek und Justus 
midt die bis dahin wenig beachtete Zeit der „ersten" öster- 
hischen Jahre (1686[87-1690[91) als eine selbständige Phase 
tes Schaffens überhaupt erst hervorgetreten, Fischers „frühe" 
t (1690[91-1704[O5) hat sich klar begrenzt und der Zu- 
imenhang seiner „spätem Zeit (i707f08-1720f2l) einerseits 
der Reise nach dem Westen, anderseits mit dem Beginn der 
storischen Architektur" hat sich abzuzeiehnen begonnen. Vor 
m aber ist damals die „frühe" Zeit Fischers, die aus dem 
nini-Schüler den eigentlichen Fischer, aus dem originellen 
entor und Synkretistcn den großen Stilbegründer und Syn- 
:iker gemacht hat, in ihrem Wesen erkannt worden, nämlich 
n in ihrem Prinzip der Synthese, jenem typisch spät- 
ocken und doch schon in der Hochrenaissance gründenden 
tng nach Vermählung der Gegensätze, nach ihrer Uberwöl- 
tg im Geiste eines europäischen Universalismus, den man 
h in den Unionsbestrebungen eines Leibniz wiederfinden 
f. Es ist gelungen, die Formel der Fischcrischcn Synthese: 
ienischer Hochbarock und französische Frühklassik vermählt 
Geiste des klassischen Maßhaltens einer erneuerten Hoch- 
aissance oder helleniseher Antike an einigen Schlüsselbeispie- 
lbllllßff von Arthur Schneider, Agram 1932 und Hains Sedlmayr 1932. 
'anz Wilhelm 1939, Hugo Hantsch 1927, Justus Schmidt 1934. 
ans Sedlmayr, Belvedere XI, 1932, S. 153. Ein Sonderfall des syn- 
ischen Prinzips ist die Verbindung von nahsichtiger und fernsich- 
r Ansicht, das „Prinzip des verwandelnden Sehens". Vgl. Hans Sedl- 
'r, Österreichische Barockarchitektur, 1930. 
ans Sedlmayr in der Festschrift für Srbik 1938; Karl Maria Swo- 
a, Zschr. f. sudetendeutscbe Geschichte V (1941), S. 151. 
ans Sedlmayr, im Führer für den allgemeinen deutschen Katholiken- 
1933. 
arl Maria Swoboda in Vorlesungen. 
len in exemplarischer Bestimmtheit aufzuzeigen. l Zugleich aber 
auch die politische Wurzel der Synthese in der Erneuerung des 
Kaiser- und Reichsgedankcns, die in ihrer fischerischen und 
später in der hildebrandtischen Ausprägung im königlichen und 
fürstlichen Schloßbau bald vorbildlich für die reichischen Kreise 
in Deutschland geworden ist und darüber hinaus weithin in 
Europa gewirkt hat. So aufgefaßt hat das von G. Steinböhmer 
geprägte Wort vom „Reichsstil" seine Aktualität auch heute 
nicht verlorenJ (Auch haben wir damals nebenbei eingesehen, 
daß aus den wenigen von Fischer in den neunziger Jahren ge- 
schaffenen Prototypen jener unvergleichliche Gartengürtel von 
Lustschlössern um XVien entstanden ist, der eines der erstaun- 
lichsten Stadtbilder des barocken Europa gezeitigt hat.) 5 - Von 
dieser Formel her hat sich dann auch der Charakter von Fischers 
spätem Stil - das Hereinwirken des westlichen Frühpalladia- 
nismus (nach der Reise von 1704 und in Ansätzen schon vor 
ihr)" genauer bestimmen lassen. 
Man darf zusammenfassend sagen: in den dreißiger Jahren sind 
so gut wie alle Gußstücke gegossen worden, die ich fünfund- 
zwanzig Jahre später zu einem Denkmal der Kunst Fischers 
zusammenzufügen versucht habe, - wobei sich herausgestellt 
hat, daß mindestens eines der Gußstücke ganz neu geformt wer- 
den muß (Fischers letzte Zeit) und daß ein anderes noch immer 
fehlt (Fischers allererste, italienische Zeit). 7 Daneben ist aber an 
den Stücken selbst von vielen dauernd gearbeitet worden - 
Fehlstellen wurden zurechtgefeilt, es wurde ziseliert und ge- 
glättet _ und das geschieht weiter. 
Der von Hans Aurenhammer mit immensem Fleiß und großer 
Sorgfalt zusammengestellte Katalog der Fischer von Erlacb- 
Ausstellung 1956[57 - eigentlich beinahe eine zweite aus den 
gleichen Gußstücken gebildete Monographie Fischers im Jubi- 
läumsjahr und als solche höchst erwünscht, weil vier Augen 
mehr sehen als zwei, zeigt, daß in fast allen wesentlichen Punk- 
ten ein Conscnsus besteht, nämlich: 
1. Im Hinblick auf die Abgrenzung des Oeuvres, die nur noch 
in wenigen Fällen differiert? 
7 Ein weiteres - die Behandlung der „Historischen Architektur" - 
ist durch G. Kunoth wenigstens zum Teil bereitgestellt worden. Es 
fehlt uns noch die Erkenntnis, aus welchen Voraussetzungen ein Werk 
dieses Typus überhaupt entsteht und wie dieses besondere Werk ent- 
standen ist. 
a Die Meinung Aurenhammers (Katalog, S. 193), wonach ich das Pa- 
lais Weltz-Roffrano jemals dem älteren Fischer zugeschrieben hätte, 
beruht offenbar auf einem Mißverständnis. Das Werk ist für Johann 
Bernhard nicht zu halten. - Um dazu beizutragen, daß das Grabmal 
Wolff in die richtigen Zusammenhänge rückt, sei hier auf den Entwurf 
für das Grabmal Trautson im Codex des Albrecht von Albrechtsburg 
hingewiesen.
	        
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