Abb, -1_ Goya: „Der Krieg". Auch dieses Gemälde hat durch die neue Gliede-
rung der Säle gelitten. Die durdx die Fenster einbrechende Lichtflut stört den
Besucher empfindlich in seiner Betrachtung.
Färbung des Dunstes, der auch von der Heizung herrühren
konnte, wurde davon allerdings nicht aufgehoben. Selbst die
Entschuldigung mit Nebel kann nicht befriedigen, da schwerlich
eingesehen werden kann, warum in den Prado-Räumen mehr
Nebel als in den Straßen Madrids liegen soll. Irgendwo muß
eine Fehlerquelle liegen; mit Ableugnen des fast mit Händen
Greifbaren ist sie nicht beseitigt.
Unbegreiflich oder zumindest fragwürdig ist vollends der jüngste
Anbau, der im vergangenen Jahr eröffnet wurde. Er enthält in
zwei rechteckigen Bztukürpern, die an die Rückseite des Prado
zweigeschossig angebaut wurden, sechzehn neue Säle. Die spani-
sche Presse berichtete darüber in einem offenbar von der Mu-
seumsleitung zur Verfügung gestellten Artikel, ohne kritische
Stellungnahme. In jedem andern, weniger autoritär gelenkten
Lande hiitte sich ein Sturm der Entrüstung gegen den Anbau
erhoben; leidenschaftliche Diskussionen wären entbrannt. Nichts
gegen die Marmorbüden, die elektrische Beleuchtung, die ein-
gebauten Heizungsrohre, die feuerfesten Wände in den neuen
Räumen. ja, man muß die Prado-Leitung dazu beglückwünschen.
daß sie den Crew-Schätzen, die bisher in einen schmalen Raum
gezwängt waren, drei Räume widmet, oder daß zum Beispiel Tin-
torettos „Fußwaschung" einen würdigen Platz erhalten hat. Wohl
aber hätte man zur Diskussion stellen müssen, ob die Sorge für
die „Linie" der Prado-Architektur, die für ein Naturalienkabinett
bestimmt war, so ängstlich zu beachten war, daß alle ihre Fehler
nachgebaut wurden. Es ist ein geringer Trost, wenn der An
sich vom Hauptbau nicht abhebt, weder durch Originalität, n
durch Zeitbezogenheit, noch durch Zwcckhnftigkeit. Rein äul
lieh tut der Anbau nicht weh. Aber qualvoll ist er zumindes
den neuen Erdgeschoßräumcn des Nordtraktes, wo die sr
nannten „schwarzen Bilder" Goyas hängen, aber keine Besic
gung mehr erlauben! Keines von ihnen kann betrachtet,
schweige studiert werden. Wer vor einem dieser Bilder st
vermag jeweils seinen Nachbarn zur Rechten oder zur Lin
zu erkennen, während das Bild unmittelbar vor den Augen du.
Spiegelellekte blind ist. Dies kann zum kleineren Teil auf
Hängen geschoben werden; im wesentlichen kommt es 1
Raum, der mit seinen Fenstern gar nicht hängen läßt. Gt
„Saturn" - im toten Winkel einer durchs Fenster einbrechen
Lichtflut - ist selbst durch verzweifeltes Abschirmen mit
Händen und durch übernahes Herantreten nur mühsam zu
kennen. Glücklicherweise ist noch nicht aller Tage Abend; n
ehe Fehlerquelle kann beseitigt werden. Außerdem sind r
Verbesserungen geplant, die hoffentlich glücklicher ausfnl
Vor allem ist die Ausstellung von viertausend, in ihrer Mehr:
bisher nicht einmal den Fachgelehrten zugänglichen Pra
Zeichnungen beabsichtigt, worunter auch die einzigartige,
Zeit stark beschränkte und grausam gehängte Sammlung
Goya-Zeichnungen wieder in ihrer Gesamtheit zum Zuge k-
men wird.
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