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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 3)

Abb, -1_ Goya: „Der Krieg". Auch dieses Gemälde hat durch die neue Gliede- 
rung der Säle gelitten. Die durdx die Fenster einbrechende Lichtflut stört den 
Besucher empfindlich in seiner Betrachtung. 
Färbung des Dunstes, der auch von der Heizung herrühren 
konnte, wurde davon allerdings nicht aufgehoben. Selbst die 
Entschuldigung mit Nebel kann nicht befriedigen, da schwerlich 
eingesehen werden kann, warum in den Prado-Räumen mehr 
Nebel als in den Straßen Madrids liegen soll. Irgendwo muß 
eine Fehlerquelle liegen; mit Ableugnen des fast mit Händen 
Greifbaren ist sie nicht beseitigt. 
Unbegreiflich oder zumindest fragwürdig ist vollends der jüngste 
Anbau, der im vergangenen Jahr eröffnet wurde. Er enthält in 
zwei rechteckigen Bztukürpern, die an die Rückseite des Prado 
zweigeschossig angebaut wurden, sechzehn neue Säle. Die spani- 
sche Presse berichtete darüber in einem offenbar von der Mu- 
seumsleitung zur Verfügung gestellten Artikel, ohne kritische 
Stellungnahme. In jedem andern, weniger autoritär gelenkten 
Lande hiitte sich ein Sturm der Entrüstung gegen den Anbau 
erhoben; leidenschaftliche Diskussionen wären entbrannt. Nichts 
gegen die Marmorbüden, die elektrische Beleuchtung, die ein- 
gebauten Heizungsrohre, die feuerfesten Wände in den neuen 
Räumen. ja, man muß die Prado-Leitung dazu beglückwünschen. 
daß sie den Crew-Schätzen, die bisher in einen schmalen Raum 
gezwängt waren, drei Räume widmet, oder daß zum Beispiel Tin- 
torettos „Fußwaschung" einen würdigen Platz erhalten hat. Wohl 
aber hätte man zur Diskussion stellen müssen, ob die Sorge für 
die „Linie" der Prado-Architektur, die für ein Naturalienkabinett 
bestimmt war, so ängstlich zu beachten war, daß alle ihre Fehler 
nachgebaut wurden. Es ist ein geringer Trost, wenn der An 
sich vom Hauptbau nicht abhebt, weder durch Originalität, n 
durch Zeitbezogenheit, noch durch Zwcckhnftigkeit. Rein äul 
lieh tut der Anbau nicht weh. Aber qualvoll ist er zumindes 
den neuen Erdgeschoßräumcn des Nordtraktes, wo die sr 
nannten „schwarzen Bilder" Goyas hängen, aber keine Besic 
gung mehr erlauben! Keines von ihnen kann betrachtet, 
schweige studiert werden. Wer vor einem dieser Bilder st 
vermag jeweils seinen Nachbarn zur Rechten oder zur Lin 
zu erkennen, während das Bild unmittelbar vor den Augen du. 
Spiegelellekte blind ist. Dies kann zum kleineren Teil auf 
Hängen geschoben werden; im wesentlichen kommt es 1 
Raum, der mit seinen Fenstern gar nicht hängen läßt. Gt 
„Saturn" - im toten Winkel einer durchs Fenster einbrechen 
Lichtflut - ist selbst durch verzweifeltes Abschirmen mit 
Händen und durch übernahes Herantreten nur mühsam zu 
kennen. Glücklicherweise ist noch nicht aller Tage Abend; n 
ehe Fehlerquelle kann beseitigt werden. Außerdem sind r 
Verbesserungen geplant, die hoffentlich glücklicher ausfnl 
Vor allem ist die Ausstellung von viertausend, in ihrer Mehr: 
bisher nicht einmal den Fachgelehrten zugänglichen Pra 
Zeichnungen beabsichtigt, worunter auch die einzigartige, 
Zeit stark beschränkte und grausam gehängte Sammlung 
Goya-Zeichnungen wieder in ihrer Gesamtheit zum Zuge k- 
men wird. 
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