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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 4 und 5)

er kräftig verspannten Balance zwischen linker und rechter 
lhälfte. Trotz mancher Schwächen im Detail, die - wie es 
Pentimenti zeigen - auch dem Künstler bewußt blieben, 
wenkt die Malerei Franz Lerchs hier sehr entschlossen auf 
: neue Linie ein. Wenn früher die Stimmenqualitiit noch viel- 
1 aus dem Gegenständlichen entwickelt wurde, so resultiert 
nun subtiler und umwegloser aus dem Form- und Farb- 
ige selbst. 
ilich werden Gemälde, deren Hauptakzent auf dem lligür- 
en liegt, in Lerchs jüngerem Schaffen immer seltener; her- 
zuheben wären lediglich die Bilder mit dem Sohn des Künst- 
, die von großer Zartheit sind, ohne das private Gefühl groß- 
rig kundzugeben oder es im „understatcmenP zu verbergen. 
st aber dominiert die Landschaft, und in ihr erfüllt sich, was 
„Mädchen vor dem Spiegel" angedeutet wurde. Ohne einem 
ehen Pathos anheimzufallen, verrät sie ein sehr intensives 
urerlebnis, das sich dennoch strengster künstlerischer Ord- 
g unterwirft. Der Stimmungswandel führt auch hier aus dem 
ischen ins Elementare, und ganz konsequent werden Idie 
er nun auch in ihrem Aufbau von stärkeren Kontrasten he- 
'scht: vom lotrechten Einbruch der „roten Sonne" in das 
lzontale Gefüge des Strandes, von der Dynamik der sehr"gen 
vpenschichtung im Rücken der „Sitzenden" oder schließlich 
jener strengen Verklammerung der Volumina mit dem 
im, der Linien mit der Fläche, wie sie für die nächtlichen 
ltlandschaften charakteristisch ist. Ohne daß die Gesetze der 
fläche mißaehtet würden, sind nun auch Tiefe und Plasti- 
t ganz unbefangen zugelassen. Aus ihrem wohlabgewogcncn 
lerspiel entwickeln sich die Kompositionen als neue, klare 
:hsam kristallene Wirklichkeiten, die sich gegenüber der 
t des Augenscheines kraft eigener Gesetzlichkeit behaupten. 
iei noch vermerkt, daß diese Bilder nicht vor der Natur, son- 
t im Atelier entstanden sind. Sie sind nicht Impressionen, 
iern Produkte künstlerischer Überlegung. Und so läutern 
sich Form und Aussage gleichermaßen in jenem Bereich der 
inneren Betrachtung, der das Erlebnis der Welt ordnet, bevor es 
Anlaß und Gegenstand der Kunst werden kann. Freilich ist es in 
einer Zeit, die - nicht ohne einige Berechtigung - das schlag- 
kraftig pointierte Stilprogramm zu schätzen weiß, nicht unhe- 
denklich, keiner dogmatisch wohlfundicrtcn Richtung anzu- 
hängcn. Das geringe Maß an Publizität, das Franz Lerch zuteil 
wird, mag sich zum Teil aus diesem Umstand erklären, es be- 
zeugt aber auch eine sehr ansprechende Zurückhaltung, die vom 
eigenen Schaffen nichts anderes zu sagen weiß als den schönen 
und bescheidenen Satz: „Ich hoffe, meine Bilder beweisen, daß 
ich liebe, was ich sehe." 
 
Abb. 4. 
Sitzende und Felsen (1952) 71 :81 cm 
 
Abb. S. Nächtliche Fenster 
1956) a1 
71 cm
	        
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