ER
MALER
FRANZ
LERCH
von GERHARD SCl
{MIDT
dem so vielfältigen Wiener Kunsllehen der Zwischen-
gszeit ragen nur noch wenige Namen in das Bewußtsein der
enwart. Die Zahl der damals in voller Schaffenskraft ste-
ien Dreißig- bis Vierzigjährigen wurde durch den Krieg und
ihm vorausgehenden politischen Umbrüche dezimiert, und
den in der Emigration überlebenden Angehörigen dieser
eration fanden seit 1945 nur wenige nach Wien zurück. Eine
;e Verlustliste der österreichischen Kunst ließe sich aufstellen,
auch Franz Lereh gehört zu jenen, derer heute in ihrer Hei-
kaum mehr gedacht wird, weil sie fern von ihr schallen.
an der Akademie bei jungwirth, Sterrer und Delug studiert hatte,
gelangte in der Mitte der Zwanzigerjahre zu jenem sehr eigenen
Stil, der seine lrühen Landschaften und Figurenbilder kenn-
zeichnet: zu einem Stil, der wohl die Kenntnis der Kunstpro-
gramme seiner Zeit verrät, jedoch keinem von ihnen folgt, um
sich nicht der Möglichkeit persönlichster Aussage zu begeben.
Es wäre last müliig, hier den Einflüssen der Lehrer nachzua
gehen, wenn auch Sterrers dekorative Strenge gelegentlich lülil-
bar wird; müßig, die Anregungen durch den deutschen Expres-
sionismus (besonders durch Carl Holer) und die fallweise Nähe
Ähla. 1. Älliddu-rw mit Hut 11HI").(")I 71 :3S um
trend aber andere Künstler, die (wie Gerhart Frankl oder
rg Ehrlich) sein Schicksal teilten, durch einige repräsenta-
Werke in Wiener Sammlungen vertreten sind und so wenig-
s dem interessierten Teil des Publikums noch zugänglich
ven, wurde uns Lerch in seinem New Yorker Exil fast völlig
ückt. Schon in den knappen zwei Jahrzehnten seiner Wiener
igkeit hat dieser stille Künstler nie verstanden, die Aufmerk-
keit auf sieh zu ziehen, und auch in Amerika hat erst kürze
eine in New York eröffnete Ausstellung ein größeres Publi-
t mit ihm bekannt gemacht. Die vierzehn Ölgemälde, die
. neben Zeichnungen und Aquarellen gezeigt wurden, sollten
1 in Lerchs alter Heimat Beachtung finden, weil sie den
en Weg bezeugen, den der Künstler in den bald zwanzig
"en seiner Abwesenheit zurückgelegt hat.
ihn wie für viele österreichische Maler seiner Generation ist
marakteristisch, außerhalb der definierbaren Richtungen,
eits der „Ismen" zu stehen. Der 1895 in Wien Geborene, der
zu Matisse oder anderen Franzosen mit mehr als einem Wort
zu streifen. Entscheidender wirken die individuellen Kompo-
nenten, die - jede für sich - eine zeitgemäße Wurzel haben,
in der Art ihrer Verbindung aber doch wieder außerhalb dessen
stehen, was man gemeinhin „die Modcrne"nennt.
Es sind dies die feinen Ausgewogenheiten der Form, die ge-
dämpfte, vornehme Farbigkeit und schließlich eine schwer greif-
bare inhaltliche Qualität, die man wohl als „Stimmung" be-
zeichnen darf. Während Komposition und flächigcr Farbauftrag
den Gemälden (auch wenn sie kleinen und mittleren Formates
sind) eine ausgesprochen monumentale Note verleihen, bewahrt
sie jener romantische Zug vor der im damaligen Wien nicht
geringen Gefahr bloß ornamentaler Wirkung. Ohne daß sie -
anderseits - dem gefährlichen Bereich des „l.iterarisehen" zu
nahe kämen, haben sie doch „Poesie", ja sind vielleicht über-
haupt am treffendsten einem Gedicht zu vergleichen. Stets be-
stimmen die strengen Orthogonalen den inneren Rhythmus der