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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 7 und 8)

DAS 
FÜRSTENHAUS 
SCHWARZENBERG 
Von ADAM WANDRUSZKA 
Das Fürstenhaus Schwarzcnlwcrg entstammt dem lFÄÄJIlxlxClIUH li- 
zidel durch die Herkunft aus dem (ietehlerht der (hallen von 
S insheim, die ihren Stammhaum his ins lU. Jahrhundert xuv 
rueklührlen. Das Geschlecht der Feinsheimel" enlhlltele 'ch im 
Spiitmittrlztltcr in zzihlreielne Zweige-es guh zeitweise bis zu 
17 verschiedene Lini-m - und eine di qer Linien erwiirh zu Be- 
ginn des 15. jahrhundertß llerrselmilt und Seltlull Sehwxirzen- 
bcrg und nahm deren Nilmen 1m. lirkingei" von Seinsheint, der 
 
 
 
Fürst Adam Franz zu Sehwarzenhcrg. 
erste Reichslreiherr von Schwi venherg (1362 - H37) ißt so 
der Stammvater des auch bald wieder in mehrere Linien geteil- 
ten schwarzenhergisehcn (ieächlcehtß. Der Name li liinger km1 
hei den Grafen von Seinsheim in den Jahrhunderten inm1ei' wie- 
der vor und auch der gegenwärtige öslerwiehischr Botschafter 
in London lührl ebenso wie sein Sohn diesen Nutten Hi" zweiten 
Vornamen. 
ln der Frühzeit des Historismux und des „r0m.mtiaehetY' Inter- 
esses für die erwitchentlen Nationen lVllllClULlVOlXlS, du du 
Schwergewicht der sehwurzurihergisehen läeyitzttngt-n in Böhmen 
lag und mehrere Nlilgliedei" des Hauses in der hbhmisehen Slfin- 
dupolitik und hei der Forderung der „höhmiseheiW Folklore und 
Lundessittc eine führende Rolle spielten, tauchte die wissen- 
schaftlich unhaltbare 'I'lte3e auf, die Sehwurzenhcrg stammten 
von dem böhmischen (iesehleelll der Buskuwie von (Öernitlturii 
(: 5Cl1WV2lPZCf Berg) ab, doch wurde diese Legende dureh die 
Forschung bald widerlegt. 
„Ein Mann der Liinsichl und der Tat. Der Tod, der ihn Jul dem 
Sehlzlehllelde vcrschonte, erreichte ihn um Riilslisch" lteillt es 
in der von Grillpaiw für den Nlinislerp idenlen lielix liu ' 
zu Schwarzenberg verlulilen (rirnhinschri l. Aul dem Selilitehl- 
leld und um Ratstisch haben die Angehörigen des (iesehlcehis 
durch Jahrhunderte ihren Mann gestellt. Groll ist die Lnhl der 
im Kampl Gefallenen, für Kaiser und Reich, gegen die Tlurlxen, 
 
 
   
aber auch in den innerdeutschen Kriegszügen und Fehden. Un- 
ter den Ratgebern ragt am Beginn der Neuzeit vor allem Johann 
von Schwarzenberg, (Johann U. „der Starke", 1463-1528), 
der Kampfgefährtc Kaiser Maximilians, der Reformator des 
deutschen Strafrechts, Angehöriger des Reichsregimcnts unter 
Karl V., Vcrdeutscher von Ciceros „De officiis" und Verfasser 
mehrerer volkstümlicher Werke („Büchle wider das Zutrinken", 
„Kummcrtrost", „Mcmorial der Tugend" usw.) hervor. Auch 
er hat sich sowohl auf dem Schlachtfeld, wie am Ratstisch be- 
währt. 
Zur gleichen Zeit faßte eine andere Linie des Hauses, die mit den 
Habsburgern in die Niederlande gekommen war, in Nordwesten 
des Reiches Fuß und wurde, zum Unterschied von den frän- 
k' ' en und bayrischen Linien, die sogenannte „niedei-Iändischc" 
Linie, von der sich dann noch eine weitere, die „Lütticher Linie" 
abspaltcte. 
Die niederländische Linie hat dann, nach dem Aussterben der 
übrigen Linien, das Hatis fortgeführt und schließlich den Iiür- 
stenrang erhalten. Durch drei aufcinanderfolgende Generatio- 
nen haben die Burgunder dieser Linie, sein Sohn und sein Enkel 
in habsburgischen Diensten den Tod im Kampf gefunden, Wil- 
helm l. 1541 als Generalfeldmarschall Karls V. in den Nieder- 
landen bei der Belagerung von Steewick, Wilhelm II. in der 
Schlacht von St. Quentin, Adolf, der für seinen Sieg von Raab 
(1598) über die Türken in den Reichsgrafenstand erhoben wor- 
den wnr und eine Wappenvermehrung (Rabe:Raab, mit dem 
Türkcnhaupt) erhalten hatte, zwei Jahre später (1600) bei Papa 
in Ungarn. Johannes Sohn, Graf Adam Schwarzenberg, der 
zuerst wie sein Vater in kaiserlichen Diensten an dem Kampf 
gegen die Türken teilgenommen hatte, kehrte dann in seine 
niederrheinischen läesitzungcn zurück und trat als Rat des Her- 
zogtums Jülich nach dessen Erwerbung durch die Hohenzollern 
in kurbrandenburgische Dienste. 1619 von Kurfürst Georg Wil- 
helm nach Berlin berufen, wurde er bald der führende branden- 
burgische Staatsmann in der bewegten Zeit des Dreißigjährigen 
Krieges. Scinc Gegnerschaft gegen den Schwedenkönig Gustav 
Adolf zwang ihn vorübergehend zum Verlassen des Landes, 
aber nach dem Tod des Schwedenkönigs wurde er von dem Kur- 
fürsten wieder zurückbcrufen. Die Politik des Zusammengehens 
mit dem Kaiser im Zeichen des 1635 abgeschlossenen Prager 
Friedens brachte aber durch die schwedische Vergeltung an den 
abgefallenen Bundesgenossen für Brandenburg neue Verwüstun- 
gen und Belastungen, so daß der Nachfolger Georg Wilhelms, 
Friedrich Wilhelm, der spätere „Große Kurfürst", sich zu einem 
Kurswechsel gezwungen sah, dessen erstes und prominentestes 
Opfer Graf Adam Schwarzenberg wurde. Der jähe Sturz trug 
zweifellos zu seinem raschen Tod durch einen Schlaganfall am 
14. März 1641 bei; die Legende, er sei auf Befehl des jungen 
Kurfürsten enthauptet worden, veranlaßte mehr als ein Jahr- 
hundert später Friedrich den Großen zur Öffnung des Grabes, 
wobei die Unversehrtheit der Halswirbel festgestellt wurde. 
Adams Sturz und die vorübergehende Beschlagnahme seiner Gü- 
ter durch den Brandenburger veranlaßten Adams Sohn Adolf zu 
noch entschiedcncrem Anschluß an den Kaiser. Nach mehr- 
jäthriger Tätigkeit im Hofkriegsrat in Wien begleitete er den 
neuen Statthalter der Niederlande und großen Kunstfreund, 
Erzherzog Leopold Wilhelm nach Brüssel als Oberstkämmerer 
und Geheimer Rat. Nach seiner Rückberufung nach Wien wurde 
cr wicdcr Mitglied und 1670 Präsident des Hofkriegsrats, im 
gleichen Jahr in den erblichen Rcichsfürstcnstand erhoben, die 
Herrschaft Schwarzenberg ein reichsunmittelbares Fürstentum. 
 
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