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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 7 und 8)

Vorher schon hatte Johann Adolf durch Erwerbung der Herr- 
schalt Wittingau den Grundstein zu dem späteren südhöhmischczt 
Herrschaitskomlalex gelegt, noch früher von der erlösehenden 
jüngeren bayrischen Linie des Hauses die Herrschaft Murau, 
das Kernstüek des schwzu-zenbergisehen Besitzes im heutigen 
Österreich erhalten. 
Dieses Erbe war durch eine sehr bemerkenswerte Persönlich- 
keit in sehwarzenbergischen Besitz gekommen, durch die reiche 
Protestantin Anna Neumann von Wasserleonburg, die 1617 im 
82. Lebensjahr, als sechsten Gemahl den damals dreißigjährigen 
Grafen Georg Ludwig Sehwztrzenberg aus der jüngeren bay- 
rischen Linie heiratcte. Da Georg Ludwig, der sich später als 
General an der Mililärgrenze im Gebiet von Warasdin auszeich- 
nete, die alte Frau „wie ein zärtlicher Sohn" behandelte, 
schenkte sie ihm noch bei Lebzeiten die Herrschaft Murau, von 
der sie einen Anteil nach ihrem zweiten Mann Christoph von 
meister im Jahre 1721 zurücklegen wollte, weil sich die Kaiserin 
nicht von ihm, sondern von dem Oberstpostmeister Grafen Paar 
hatte nach Karlsbad begleiten lassen. Noch im Tod blieb er in 
bewundernswerter Weise dem Stil seiner Epoche treu. Als Jagd- 
gast des Kaisers Karl VI. wurde er in Brandeis in Böhmen am 
10. Juni 1732 durch einen Fehlschuß des Kaisers in den Unter- 
leib getroffen und starb am folgenden Tag. Karl VI. war, wie 
wir aus den Verzweiflungsausbrüehen in seinem Tagebuch wis- 
sen, völlig verstört, Fürst Adam Schwurzenberg aber sandte den 
aus Prag eingetroffenen kaiserlichen Lcibchirtlrgen Küster zu- 
rück, „dann ihre Majestät werden wegen meiner sehr erschrok- 
ken sein und den Herrn wegen einer Aderlaß nötig haben". 
Und noch kurz vor seinem Tod ließ er dem K Äser sagen „er 
seyc jederzeit schuldig gewesen, sein Leben für Seine Majestät 
zu sacrificiren." 
In den folgenden Generationen konzentrierten sich die Schwar- 
 
Fürst Adam Franz zu Sthxvnrzenlwsrg auf der Huscn- 
hclze. ()](4c1n;ll(lc V0n Johann Crorg Humillon, 1708, 
im lürallichvrx Schlnß Frauenbcrg. 
 
Liechtenstein geerbt, die übrigen Anteile von den anderen Erben 
gekauft hatte. Da die bayrische Linie mit Georg Ludwig erlosch 
(zwei Söhne aus seiner zweiten Ehe starben im Kindesalter), 
gingen deren Besitzungen auf die niederländische, später fürst- 
liche Linie über. 
Mit dem ersten Fürsten Johann Adolf begann aber auch, ganz 
im Sinne des Merkantilismus, die hervorragende wirtschaftliche 
Pionier- und Rcformtätigkcit des Geschlechts auf seinen ausge- 
dehnten Besitzungen und damit die Begründung einer Tradition, 
die bis auf den heutigen Tag in der Familie lebendig blieb. Sie 
wurde fortgesetzt von Johann Adolfs Sohn Ferdinand Wilhelm 
Euseb (1652-1703), der sich durch sein mutiges, energische-s 
und menschenfreundliehes Verhalten während der Pest in Wien 
im jahrc 1679 den Ehrentitel eines „Pestkönigs" erwarb und 
der durch die Ehe mit der Erbtochter des letzten Grafen zu 
Sulz und Landgrafen im Kleggau (Klettgau) ebenfalls reichs- 
unmittelhare Herrschaft, deren Titel und Wappen an sein Ge- 
schlecht brachte. Ferdinands Sohn Adam Franz Karl 
(1680 - 1732) aber crhte von seiner Tante Maria Christine, 
einer verwitweten Fürstin von Eggenberg, den ausgedehnten 
cggenbergisehen, einst rosenbergischen Besitz in Südböhmcn 
und damit den 'l"itel eines Herzogs von Krumau. 
Fürst Adam Franz Karl, der Bauherr des Gartenpalttstes, der 
Auftraggeber des jüngeren Fischer, Daniel Grans, des Tier- 
und Jagdmalers Hamilton, war ein echter Barockfürst und Ver- 
treter des höfischcn Absolutismus. Es ist bezeichnend, daß er 
seine hohen Hofiimler als Obersthofmarsehall und Oherststttll- 
zenberge auf Bewahrung, Verwaltung und Ausbau ihres Be- 
sitzes, wobei etwa der Zeitgenosse Maria Theresias, Fürst Josef 
Adam (1722-1782) sich nicht nur wie sein Vater als grell- 
zügiger Bauherr und Kunstmäzen betätigte, sondern sich auch 
durch die Förderung der Sehulrelormen und durch die Er- 
richtung eines Pensionsfonds für alle Angestellten und Bedienste- 
ten und deren Witwen und Waisen als ein würdiger Palatin 
seiner großen Kaiserin erwies. Sein Sohn johann (1742-1789) 
wieder war, wie seine Generationsgenossen lloseph II. und Leo- 
pold II. ein Anhänger der volkswirtschaftlichen Lehren der Phy- 
siokraten, förderte in mannigfaltiger Weise die Verbesserung 
der Produktionsmethoden durch Forschung und Technik, be- 
gann den Bau des Moldau-Donau-Kanals und wurde einer der 
Mitbegründer der „Leih- und Commerzialbzink" in Wien, zur 
Unterstützung des „Gewerbefleißeü und der minder finanz- 
siarken Fabrikanten. Auch um die Hebung der innerösterrei- 
ehischen Eisenindustrie erwarb er sich, wie schon sein Vater, 
zu sacriiieiren. 
Die Ära der Revolutions- und napoleonischen Kriege brachten 
den Verlust der Reichsunmittclbztrkeit des Fürstentums Schwar- 
zenberg und der Landgralsehait Kleggau und später den Ver- 
kauf von Herrschaften in Südwestdeutsehland bei gleichzeitiger 
Erwerbung neuen Besitzes in Böhmen und Österreich. In dieser 
Generation erfolgte auch die Gründung eines zweiten Majorats 
(Sekundogenitur), dessen erster Chef der jüngere Bruder des 
Fürsten Joseph (1769 -1833), der Diplomat und Feldherr Fürst 
Karl Philipp, (1771 -18Z()), der Oberbeiehlshaber der Verbün- 
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