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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 7 und 8)

analytisch erfaßt, finden sich heute in zahreichen praktischen 
Anwendungen in der Feinwerktechnik, in Motorfahrzeugen, 
Flugzeugen und in zahlreichen Zweigen der Technik, wobei 
allerdings heute niemand mehr an Cajetanos Pionierleistung 
denkt. 
Zusätzlich zu dieser tcehnik-geschichtlichen Bedeutung kommt 
der künstlerisch-handwerkliche Reiz des schönen Kastens, den 
wir heute wohl eher als klassizislisch mit englischem Einfluß be- 
zeichnen, und vor allem jener des Zilferblattes selber. Der breite 
Tierkreis mit den miniaturartigen, eingebrannten, farbigen Bil- 
dern des Tierkreises ist eine Emailleurhoehleistung, die noch 
über die Produkte des französischen Emailmalers Jean Coteau 
(von 1780 bis 1784 in der Manuiacture von Sevres) hinausgeht. 
Des weiteren gehören die Bronzeverzierungen des Zifferblatt- 
rahmens zum Besten, was in Wien auf diesem Gebiete geleistet 
worden ist. Schließlich ist die Ziiierblattlorm mit der eigen- 
artigen Bekrönung, mit Zwischenausbuchtungen neben dem 
Haupthogen, eine reizvolle, allerdings kaum wiederholte künst- 
lerische Weiterentwicklung der konventionellen barocken Ziffer- 
blattform mit einem Halbkreisbogen über der quadratischen 
Grundform. 
Den vielen interessanten Einzelheiten kann eine kurze Beschrei- 
bung wie diese unmöglich gerecht werden. (Auf Seite 25 ist ein 
Zusammenfassender Überblick über die Bedeutung der einzelnen 
Indikationen der Zeiger und Zifferblätter gegeben.) 
Verstehen der verschiedenen Zeigerindikationen setzt allerdings 
astronomische Detailkenntnisse voraus, die zur Herstellungszeit 
der Uhr weit verbreitet waren, in der heutigen Allgemeinbildung 
aber Platz für modernere und unmittelbar lebenswichtigere 
Wissensgebiete gemacht haben. 
DIE ERSTE „CURIEUSE FEUER-MACHINE" IN ÖSTERREICH 
EINE GROSSLEISTUNG jOSllF ENIANUEL FISCHERS VON ILRLACH 
Warum diese erste [Jampfmaschine Fcuermaschine genannt wur- 
de, ist leicht erklärlich, wenn man bedenkt, daß zum Betriebe der 
damaligen Maschinen die Menschenkraft, die tierische Kraft, 
Wasser- oder Windkraft zur Verfügung gestanden sind. 
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Die llischer von Erlachßehe Feuermaschine war eine Erstkan- 
struktion in ihrer Art. 1723 war sie im Fürstlich Schwarzenber- 
gisehen Garten als Antrieb für eine Watsservcrsorgungsanlage 
errichtet worden. 1698 hat Thomas Savery, ein Engländer, seine 
lieucrmasehine patentiert erhalten. Er war damit der Erste, der 
die Dampfkraft für kleine Leistungen der Technik geschenkt 
hat. Aber Saverys Feuermaschine war noch nicht vollkommen 
genug, um den Siegeslauf antreten zu können. Schon 1700 baute 
ein zweiter Engländer, ein Grobschmied namens Newcomsn, 
eine Saverysclte Feuermaschine nach, verbesserte die Konstruk- 
tion und baute die atmosphärische Kolbenmaschine, bei der 
durch Balanzicr und Gestänge die Kraft vom Arbeitszylinder 
auf die Pumpe übertragen wurde. Bereits 1710 machte er eine 
neue grofie Erfindung, die Einspritzkondensation. 
Eine Dampfmaschinenanlage bestand damals aus einem Kessel, 
in welchem Wasser zum Sieden gebracht wurde. Der entstehen- 
de Dampf strömte in einen darüber befindlichen Zylinder, in 
dem sich ein Kolben befand. Dieser Kolben wurde unter dcr 
Einwirkung des Dampfdruckes in die Höhe gehoben. 
Dieses Einlassen des Dampfes und das Auslassen aus dem Zy- 
linder wurde zuerst händisch durchgeführt, spiitei" durch die Be- 
wegung des Kolbens selbst gesteuert (Erste Automation). Der 
Wirkungsgrad derartiger Maschinen war sehr nieder, da man 
große Wiirmeverluste durch Dampfverluste hatte. Die liin- und 
hergehende Bewegung des Kolbens wurde von einer Art Waage- 
balkcn, dem Baxlanzier, auf die Pumpe übertragen. 
Newcomcns zweite Erfindung bestand darin, daß er in dem Zeit- 
punkte, in welchem der Kolben seinen oberen Totpunkt erreicht 
Originalmotlell der „Feuer-Mascliine" von Josef Emanuel Fischer von 
Erlach für den Schwarzenberggarten, 1723. - 'l'cchnischcs Museum, 
Wien, 
johann Basilius KÜChClbCClxCF berichtet darüber in seinem Buch: "Aller- 
neueste Nachricht von der Ka_vserl. Rcsidentz-Stadt Wien", Augsburg 
1730: „ . . . Endlich hat vorerwehnter Herr Fischer von Ei . eh dergleichen 
Feut-r-bizlschine allhier in dem Fürstlichen Schxt" "izunhergischen G 
ten verferligct, um die aus dem in der Höhe befindlichen Reservoir 
herunter in die Fonlainen fallende Wasser wiederum hinan zu bringen. 
und also durch eine beständige Circulation die Fontaincn springcnd zu 
erhalten. - lis kostet aber dieselbe aufzurichten und zu bauen an die 
20.000.- Kayser-Gulden." 
  
 
	        
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