Kippen der Kanne zu verhindern. Aus den cben geschilderten
Gründen braucht man bei gefüllter Teekztnne eine dritte Hand:
eine am Henkel, die zweite stützt die Kanne am Schnabel (- ver-
brennt sich dabei die Finger), die dritte hält den Deckel. Weitcrs
bei den Kaffce-Tec-Kannen: Es gibt heute fast keine Form, die
ein Tropfen beim Eingicßcn verhindert. Ich sclbst habe Kannen
von der Akademie für angewandte Kunst, Klasse Professor Ob-
sieger, Kannen zum Blumengicßen usw., die nicht tropfen. Sie
haben aber trotzdem keinerlei technische Einrichtung, keine von
diesen üblen Korken und dergl., die man dann mit Drähten he-
festigen kann usw. Sie sind nur aus Ton, aber mit einer Über-
legung geformt, daß man sieht, daß sich ihr Schöpfer den Kopf
darüber zerbrochen hat, daß er selbst einmal damit Blumen
gegossen hat, mit einem Wort: sie tropfen nicht. Es ist
also möglich.
Man sieht immer wieder, z. B. in der Kärntnerstraße, diese Brot-
bretter, mit einem Messer daran befestigt, zum Brot reichen und
auch abschneiden. Sicht man sich diese Messer näher an,
bemerkt man. daß sie für einen normalen Brotlaib viel zu kurz
sind; (das Messer ist wohl länger als ein Brotlaib dick ist, aber
man schneidet ja nicht so, daß man das Messer einfach durch-
driickt, sondern man zieht hin und her und hiefür ist das Messer
zu kurz). Ferner sollte doch auch der Künstler, der dieses Messer
hergestellt hat, schon vom Sägemesser Kenntnis genommen
haben.
Der Griff jenes Messers ist überaus elegant mit Bast oder
Rohrgeflecht überzogen; macht sich sehr gut. Ist das Mes-
ser jedoch einige Male gewaschen worden, so bleibt der Schmutz
zwischen der Bastumwicklung kleben, setzt sich ab, es gibt einen
üblen Geruch oder aber, wenn die Hausgehilfin hier mehr Go-
walt beim Reinigen anwendet, so löst sich der Griff auf. Man
könnte hier mit der üblichen Frage aufwarten: „Muß das sein"?
Es ist dies doch sicherlich eine Gedankenlosigkeit. Liegt prächtig
in der Auslage, macht sich optisch sehr gut, ist nebenbei bemerkt
sehr teuer, aber unzweckmäßig. Interessant ist aber nun, daß
die Leute vor der Auslage dies bemängeln. In diese Kritik wird
leider das ganze Geschäft mit einbezogen, dies gibt u. a. dann
auch die abfälligen Bemerkungen über die „modcrnc" Kunst!
Gehen wir weiter zur Textilbranche. Hier haben wir die immer
wieder herrlichen Stoffe, für Kinderwäsche, Hcrrenhemden, Blua
sen für Damen usw. Stoffe, die optisch einen prächtigen Eindruck
machen, deren Muster interessant sind, die man gerne besitzen
würde. Ist es aber notwendig, daß fast alle diese Stoffe aus den
altertümlichen Geweben und Fasern sind, die man immer wieder
nach dem Waschen bügeln mull, schwer trocknen usw., wo ge-
rade das Bügeln einer solchen Bluse bzw. Kinderwäsche zu den
zeitraubendsten Arbeiten gehört, die eine Hausfrau hat! Ist dies
heute noch nötig, da so viele neue Kunstfasern und -stoffe vor-
handen sind, die durch ein einfaches Ausdrücken zu reinigen
sind, die man dann innerhalb der kürzesten Zeit trocknen kann
und dic dann kein Bügeln erfordern! Ist es notwendig, daß
immer wieder Unmassen solcher Stoffe hergestellt werden, z. B.
gerade für Kinder, die ja bekanntlich einen größcrcn Verschleiß
haben, deren Wäsche instand zu halten der Hausfrau überaus
viel Sorge und vor allem Arbeit bereitet? Es hat ja keinen Sinn,
daß man auf dem Titelblatt der Zeitung von der Verkürzung der
Arbeitszeit schreibt, worin die Hausfrauen ja. mit eingeschlossen
werden sollen, und auf den nächsten Seiten dann solche Stoffe
angekündigt werden. Hier ist der Künstler fehl am Platze, wenn
er seine Muster für solche Stoffe hergibt. Von dem Muster auf
den unzweckmaßigen Stoff zu schließen und umgekehrt und
dann damit auch die moderne Kunst anzugreifen ist sicherlich
nicht objektiv, entspricht jedoch den Tatsachen.
In dieser Art gibt es so manche Beispiele, die vielleicht jedem
Leser irgendwann einmal aufgefallen sind, die aber alle dazu bei-
tragen, daß die moderne Kunst nicht jenen Anklang findet, der
ihr sicherlich gebührt. Man kann sagen, alle diese Gegenstände
haben nichts mit Kunst zu tun. Man kann sagen die Kunst ist
etwas über der Sache Stehendes. Vergessen wir jedoch nicht, datll
der einfache Mensch über diese geschilderten Dinge des Alltags,
vor allem des Kunsthandwerks, des Baumeisters, der Handwer-
ker überhaupt, zur Kunst kommt, seinen Weg geht und so zur
modernen Kunst geführt werden sollte. Vergessen wir nicht, daß
alle diese Dinge, eine Türklinke, ein Griff für irgendeinen hand-
werklichen Gegenstand, all dies dazu beiträgt, wie der Mensch
heute zur modernen Kunst steht.
Es wiire eine Aufgabe nicht nur dieser Zeitschrift, sondern auch
die so manchen Museums, so mancher Künstlervereinigung, vor
allem aber der Kunstschulen, daß sie hier großen Wert dartuf
legen und immer wieder den jungen Menschen anhalten, daß er
soweit er sich in einer dieser Sparten betätigt, doch auch die
praktische Seite nicht aus dem Auge verlieren soll. Das
Part pour Part hat manches für sich. Aber hier handelt es sich
um Gebrauchsgegenstände für den Alltag, die mit der richtigen
liorm versehen den engsten Kontakt der modernen Kunst mit
den Menschen herstellen. Dies gilt für Tapeten, für die Herstel-
lung von Vorhang- und Teppichmustern, ebenso für Blumenge-
schirre, Beleuchtungskörper, alles Gegenstände des Alltags, die
einem großen Künstler als nebensächlich erscheinen mögen.
Aber die neben ihrer sonstigen Aufgabe, daß sie künstlerisch cin-
wandfrei sein müssen, ganz besonders den avantgardistischen
Zwecken dienen müssen: den Menschen der Kunst nähetfzu-
bringen. Hierher gehören z. B. die Bilder in einer Kirche, über-
haupt die Form der Kirche, der Kultgegenständc usw. Ein Groß-
teil unsercs Volkes geht eben in die Kirche, und nimmt dort
nolens volens den Eindruck über die Kunst mit. Eine ganz große
Verantwortung jener Künstler, die für Kirchen arbeiten, ob es
nun ein Heiligenbild, oder eine Statue, ein Fresko oder sonstige
künstlerische Arbeit ist! Hier kommt noch eine religiöse Ver-
antwortung hinzu, denn es wäre sicherlich für einen gläubigen
ÖSTERREICHISCHE
QUALITÄTSERZEUGNISSE
erhältlich in allen Teppichhäusern
31