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des abgehetzten Backofens ausgesetzt, um so die Chrysalide zu
ersticken und ihre Umwandlung und ihr Auskriechen als Schmetter
ling zu verhüten.
Abhaspelung des Cocons und Herstellung der Seide.
Hernach wurden die Cocons abgehaspelt in der Feinheit des
Fadens, wie sie die Ooconsqualität einerseits und die inländische
Stoffweberei anderseits bedangen, ohne jedoch Anspruch auf
grosse Regelmässigkeit machen zu können.
Jeder Züchter hatte hiezu einen oder mehrere Haspel von
sehr grosser Dimension, Langhaspel genannt, die durch Per
sonen gedreht wurden; ferner eben so viele heizbare Kessel
davor, in denen der zum Abspinnen der Cocons nöthige Warm
wasserstoff unterhalten wurde. Es galt für Brauch, dass die Co
cons bis zum September abgehaspelt sein müssen, weil die Seide
der später abgesponnenen Cocons nicht mehr so gut und die
Rendita geringer sei.
Seit dem Jahre 1838 wurden auf Verlangen von London,
wohin seit einiger Zeit Seide ausgeführt wurde, kurze Haspel
eingeführt; namentlich sahen sich die erst unwilligen Züchter
durch einen hiedurch zu erzielenden bedeutenden Preisunterschied
dazu veranlasst.
Seidenmarkt. Besestan.
Der Verkauf der Seide fand in einem eigens hiezu eingerich
teten massiven, mit Kuppeln gedeckten, feuerfesten, im Quadrat
gebauten Steinbau oder Gewölbe, „Besestan“ genannt, statt, das
durch drei gut verschliessbare Thore zugänglich war. Die Haupt
verkaufstage waren Donnerstag und Samstag.
Zu beiden Seiten der Pfeiler der Mitte, und längs der
Mauern im Quadrat herum, zwischen sich Wege frei lassend,
waren Seidenkästen, die alle eine fortlaufende Nummer führen,
angebracht, mit einer Estrade vor sich, auf der die Käufer sassen.
Diese hatten nun entweder durch Pacht oder Ankauf einen oder
mehrere solcher Schränke inne. Dazu berechtigt waren nur Tür
ken, und unter diesen wieder nur die vornehmere Classe, die das