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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 1 und 2)

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irrile hinein jeden Spielraum ließen. Auch unser Faschings- 
'r trägt ein bunt zusammengcwürfeltes Kostüm: Die weitaus- 
ende Mütze kennen wir von den köstlichen Typen der Zanni, 
t ältesten Spaßmachern der commedia, die Callot fast hundert 
ire früher verewigt hatte; sein Rock triigt ein verändertes Har- 
insmuster und die Hose ist mit Spielkarten beniiht, um zu 
gen, daß auch das Spiel zu den Faschingslustbarkeiten ge- 
"te; an der Seite hat er eine Art Holzschwert, die Pritsche des 
rlekin und Hanswurst, ein uraltes Fruchtbarkeitssymbol, mit 
n sich, wie Callots Figuren zeigen, allerhand Lazzi ausfüh- 
l ließen; hinter ihm tobt ein ausgelassener Zug, ebenfalls „in 
seera". Auch die Kostüme für die Lustbarkeitcn des Hofes, 
Kostüme Burnacinis, zeigen diese Mischung von Kostümv 
menten, bei denen das Flickengewand des Harlekin fast nie 
lt. 
n Behörden verursachte der Fasching, in dem es mitunter recht 
haft zuging, manches Kopfzerbrechen, insbesondere die Man'- 
i waren, zumindest auf den Straßen, immer wieder verboten, 
in neben harmlosen Späßen war es auch vorgekommen, daß 
er die frohe Karnevalszeit bcnützte, um, in harmloser Maske 
ccnntlich, seinen Feind, Nebenbuhler, Gläubiger oder Spiel- 
mpan mit einem geschickten Dolchstoß den irdischen Freu- 
t zu entziehen und ihn der ewigen Freude teilhaftig werden 
lassen. Die Stadtverwaltung, oder wie sie amtlich hießen „Die 
1 Wicnn", borgtcn bei einem wohlhabenden Bürger einig: 
irde aus (die Ausgaben für die „Lehertrosse" finden wir in 
i Büchern des Unterkammeramtes, der Finanzverwaltung der 
dt in jener Zeit); ihre Knechte ritten nun meist Anfang lie- 
iar durch die Straßen der Stadt und verkündeten an den wich- 
sten Orten und auf den Plätzen unter Trompetcnschall einen 
uf", der für die Dauer des Fasehings das Tragen von Masken 
:l nächtliches Musizieren verbot, um „Ungehörigkeiten und 
ordnung" vorzubeugen. 
ihrend die Behörden durch Verbote das Maskentragen einzu- 
nmen suchten, zeigten die Chronisten die „crschröcklichen" 
lgen grotesker und bizarrer Masken auf, indem sie den Wie- 
'n zum Beispiel erzählten, man hätte im Jahr 1544 in den Nie- 
-landcn „auf offcntlichen 'l'äntzen und Plätzen" so abscheu- 
ie Larven und Masken getragen, daß bald darauf .,einer ehr- 
ten und adclichcn Frauen ein Kind geboren worden mit fun- 
'nden und gleichsam feurigen Augen f Nasen und Maul war 
ern natürlichen Ochsen gleich ' und auf der Stirn zeigetcn sich 
grosse Hörner hervor f an dem Rucken war solches mit lauter 
nds-Haaren überwachscnjan der Brust aber sahe man einen 
nds-Kopff mit grausamen Zähnen; mit einem Wortfcs ware 
lig nach Gestalt deren l.arvcn und Masqueratenlso mztn dat- 
nal gebrauchet". Dieses Kind habe nach vier Wochen mit den 
)rten „Wachet 1' weil der HERR euer GOTT herannahct" den 
ist aufgegeben; vielleicht ist der Schreiber einem Faschings- 
., der den Aberglauben seiner Zeit ausnütztc, zum Opfer ge- 
len. 
zle meinten, es sei ihnen im Fasching alles erlaubt; sie „gehen 
he Morgens in das Wirtbshaus] und wann sie voll und toll] 
imlen sie in das Caffe-Gewölb und vermeyncnldurch die ge- 
:nnte Bohnenfund durch das warme Wasser, als das Asiati- 
ie Mode-Gctranckfsich widerum nüchter zu sauffenfda fal- 
sie in das Würffel-Spielen ein . . . Indessen sitzt das Weib mit 
ien Kindern zu Haus in der kalten Stuben... und grimmt sich 
gen der Schulden zu todtu: so unser Chronist anno 1709; er 
g aber, um eine Besserung zu erzielen, absichtlich mit allzu 
nklen Farben gemalt haben. 
r Zeit der Barocke war das Volk auch in seinen Vergnügun- 
i von Hof und Adel vollkommen getrennt und wenn man sich 
ch hier wie dort im Fasching auf gleiche Art vergnügte, die 
  
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ward!)   
Fastnnchtsnarr aus „Cenli-Folium stultorum In Qunrto oder Hundert 
Aussbündige Narren In Folie" von Abraham a Sancta Clara (Wien, 1709). 
liormcn waren bei Hof doch ganz andere. Es gab die verschie- 
densten „divertimenti"; die theatralischen Unterhaltungen, vor 
allem die Fasehingsoper, die stets einen heiteren Stoff behandelte: 
Demokrit, den lachenden Philosophen (1670), Diogenes mit sei- 
ner Laterne (1674), Sokrates, der sich gleich mit „zweyen Ehe- 
Wirthinen" plagt (1680) usw. Adelige spielten Stücke im Stil 
der Commedia delFai-te, Kinder der Adeligen und Edelknaben 
Komödie oder man veranstaltete Polieincllspiele (Marionetten- 
theater). Dazwischen gab es Tanz und allerlei Lustbarkeit, wie 
Krapfenschießen u.dgl. 
Wir glauben dem „Theatrum Europäum" ohne weiteres, daß 
im Fasching die „Publica ganz stillstunden" (1653), dürfen aber 
nicht vergessen, daß der dreißigjährige Krieg eben zuende ge- 
gangen war und alle, nicht nur der Hof, sich der lang entbehr- 
ten Faschingslust in dem so ersehnten Frieden hingaben. Später 
freilich, unter Karl VI., wird den Nachrichten vom Faschings- 
treiben bei Hof zur Beruhigung der Gemüter üfter beigefügt, daß 
darüber die Regierungsgeschäfte keineswegs vergessen worden 
seien. 
Wenn der Fasching bei Hof einmal „ganz ruhesam", ohne 
„offentlichen Lustbarkeiten" verlief oder beschlossen wurde, dann 
mußte schon ein besonderer Grund vorliegen; meist war es der 
Tod eines nahen Verwandten oder Familienmitgliedes der Habs-
	        
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