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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 3)

EIN MEDAILLONTEPPICH AUS DER BLÜTEZEIT 
DER PERSISCHEN TEPPICHKUNST Von mm! SCHLOSSER 
ZUR NEUERWERBUNG DES OST 
ERREICHISCHEN MUSEUMS FÜR ANG 
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Persischer Medaillontcppich, I6. jh. Gesamtansicht, 748 x 298 cm. 
Usteneiehisrhex Museum Ihr tiugcwnudte Kunst. 
22 
XVer in den verschiedenen Teppichwerkcn die Abbildungen von 
persischen Teppichen aus der Blütezeit der Hofmanufakturen 
durchblättert, wird immer wieder staunen über die Fülle der 
Einfälle, die die entwerfcnden Künstler gehabt haben. Wenn cs 
sich nicht gerade um tiusgcsproehene 'l'eppicbpaare handelt, das 
kommt vor, obwohl nur wcnigc Beispiele dafür erhalten sind, 
so wird man keine zwei Teppiche finden, die einander gleichen. 
Das gilt sowohl für den Dekor des Hauptfeldes als auch für die 
Bordüre. Bei den sogenannten Medaillontcppichen hat jeweils das 
Medaillon eine andere Form, bald sind die charakteristischen 
Anhängscln vorhanden, bald fehlen sie, bald sind in den vier 
Ecken des Hauptfcldes genaue Viertel des Medaillons eingefügt, 
bald begnügt man sich mit ungefähren Andeutungen. Bei den 
Teppichen mit 'l'ierdarstellungcn stehen und bewegen sich die 
Tiere in richtigen Landschaften, oder sind Zugehör zu einem 
rein ornamentalen Dekor. Die vorkommende Flora reicht von 
naturalistischen blühenden (icwächsen bis zu den phantastische- 
sten Riesenblüten, die bald en face, bald im Profil dargestellt 
werden. In den Bordüren sind es bald reziproke Felder, die hell 
und dunkel gegeneinander stehen, bald ein dichtes Rankenwerk 
bald ineinander verschlungene Arabesken oder ineinander über- 
gehende Felder oder gar figuralc Darstellungen mit Mensch und 
Tier. 
Der Teppich, um den es sich hier handelt, ist mit kleinen Zier- 
feldern ausgestattet, die in lockeren Sternformen das Haupt- 
feld überziehen. liinc Dekorart, wie sie - allerdings in ganz 
anderer Lösung - auch der sogenannte Clam-Gallasteppich im 
Österreichischen Museum und der nicht vollständig erhaltene 
Teppich im Mctropolitan Museum in New York zeigen. Der 
Wiener Teppich hat als Grundfarbe ein tiefes Blau mit kleinen 
und mittleren bunten Blumen; darauf liegen in einer recht dich- 
ten Anordnung die Zierfelder von geschwungener teils läng- 
liehcr, teils fast quadratischer Form, und zwar in recht hellen 
Farben - hellrot, hellblau, hellgrün und clfcnbeinfarben; in 
jedes Feld hincinkomponicrt Blüten, Blütcnzweige und Arabes- 
ken. Der große Unterschied in den Farbwerten läßt klar erken- 
nen, daß der Dekor des Hauptfeldcs zweischichtig gedacht ist - 
auf einem dunklen Grund die hellen kleinen Felder in einer 
Anordnung, die einen Rapport, das heißt ein Muster ohne Ende, 
darstellt. Und nun kommt bei diesem Teppich eine dritte Kom- 
positionsschichtc hinzu, ein großes Mittelmedaillon, ein acht- 
zackiger hellrotcr Stern mit weißen Zwickelfeldern, der an vie- 
len Stellen durch dunkle schattende Linien vom durchlaufenden 
Muster abgehoben wird. Auch im Medaillen füllen wiederum 
Blüten und Blütcnzvitcigc verschiedener Größe die Kompani- 
mente. 
Die Bordüre hat die klassische Form des breiten Rahmens zwi- 
schen schmalen Begleitstrcifcn und ist mit verschlungenen Band- 
arabesken in den hellen Farben gefüllt. Nur in ganz kleinen 
Feldern kommt hier das dunkle Blau vor. Zartes Blütenwerk 
belebt das ganze Ornament der Bordüre. 
Der Farbcharakter des Teppichs ist durchaus auf Leichtigkeit 
und Heiterkeit abgestimmt, nichts von Schwere und Prunk, wie 
ihn die Teppiche aufweisen, deren (Jrundton ein sattes Rot ist. 
Die kleinen Zwickclfeldci- mit dem ticfdunklen Blau genügen
	        
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