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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 4)

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age erhalten. In breiten Pinselzügen legte Waldmüller die 
indfarben fest: das Weiß der Wand, das Braun der Tür und 
Grauocker des Bodens. Mit schwärzlicher Farbe sind die 
men der Figuren und der Gegenstände skizziert. Die zeich- 
ische Präzision der reifen Schöpfungen Waldmüllers ist ver- 
:n. Unscharf und unsicher, gleichsam tastend und suchend 
m der Pinsel die Details, die nicht selten eine leichte Ver- 
rung aufweisen. Aus der skizzierten Grundanlage wächst in 
schrcitender Verdichtung der Farben der Reichtum des Ge- 
sländliehen. Das Gemälde „Verweigerte Fahrt" erweist, daß 
h Waldmüllers erstaunliche Sicherheit des kompositionellen 
staltens der Korrekturen bedurfte, um der schöpferischen 
stellung ganz zu genügen. Die zur Hauptgruppe heraneilen- 
Kinder wurden etwas, wenn auch wenig, verschoben, um 
lig in das große Figurendreieck einzugehen. Dasselbe Bild er- 
st auch, wie malerisch breit Waldmüller die grünen Töne des 
idsehaftsaussehnittes angelegt hat. Als seien die saftig grünen 
ben Wilhelm Trübners, mit denen dieser Maler ganze Baum- 
l Wiescnlandschaften aufbztute, vorausgenommen, so kraft- 
l und in ihrer Umwelt geradezu heftig, erscheinen die Natur- 
schnitte auf den spätesten Genrebildern Waldmüllers. Die 
ien großen Gemälde „Im Mai" und „Eine Versöhnung" sind 
alle Landschaften Waldmüllers vor der Natur gemalt 
'den. 
Zeitgenossen sahen in der Arbeit im Sonnenlicht die Ursache 
11' Augenschwäche, die Waldmüller in seinen letzten Lebens- 
ren plagte. Nicht nur die Wendung der offiziellen Wiener 
lerei in eine historisierende Monumentalkunst, die Rahl, 
ion und Makart als ihre künstlerischen Häupter vertraten, 
h Waldmüllers Vorstoß in die Freilichtmalerei unter strah- 
Llem Sonnenschein entfremdete seine Kunst den Zeitgenossen, 
in den hellen und grellen Farben nur das Absonderliche und 
. den Malern der Altwiener Schule das Abweichende sahen. 
ldmüllers Einsamkeit der letzten Lebensjahre war nicht nur 
ler Verbitterung über den nie überwundenen Schicksalsschlag 
strafweiscn Pensionierung begründet, ebensosehr lag sie im 
sten Wesen seiner Kunst. Die Kompromißlosigkeit, mit der 
ldmüller sein künstlerisches Ziel verfolgte, das er in der über- 
zeugendsten „Wahrheit der Natur" sah, erschrcckte nicht nur 
die Künstler um ihn, sondern blieb auch beim Publikum ohne 
jedes Verständnis. Wie sollte auch ein künstlerisches Programm 
begriffen und anerkannt werden, das erst das Programm einer 
auf Waldmüller folgenden Generation wurde! Waldmüller hat 
es mit zeichnerischen Mitteln zu verwirklichen gesucht. Es war 
das Sonnenlicht und die Einheit von Figur und Landschaft im 
Sonnenlicht und das Momentane der Bewegung. Es darf nicht 
vergessen werden, dafi Waldmüller noch im XVIII. jahrhundert 
geboren wurde und daher der zeichnerischen Grundstruktur aller 
malerischen Darstellung verpflichtet blieb. Das Wesentliche der 
kommenden Entwicklung aber ahnte er nicht nur, sondern gestal- 
tete es vorausnehmcnd in einem zeichnerischen plcin air. Um die 
leuchtende Kraft des Sonnenlichtes in seinen Bildern zu erhalten, 
steigerte Waldmüller die Farben zur äußersten Intensität, vor 
allem das Grün, in das er das Weiß, Blau und Rot seiner bäuer- 
lichen Figuren einbettete. Manchmal erscheint eine heftig wir- 
kende Buntheit nicht vermieden, in den vollkommensten Bil- 
dern aber wirken die jugendlichen Gestalten gleich Früchten in 
einer Schale. Sie sammeln die größte Helligkeit und in ihren 
Farben die reichsten malerischen Akzente im Bildraum. Fast 
durchaus sind es Frühlingslandschaften mit voll erblühtem 
Grün oder Sommcrhilder, in denen die Natur in prangender 
Fülle steht. 
Erstaunlich bleibt der Gegensatz von lebensbejahendem Opti- 
mismus, der aus den Bildern spricht, und der Verbitterung des 
Alters, die Waldmüllers Dasein überschattete. Nichts ist von 
dem persönlichen Schicksal des Malers in allen den Bildern spür- 
bar, die menschliche Jugend und frühlingshafte oder sommerliche 
Natur zu festlich wirkender Gesamtheit vereinen. Erstaunlich 
ist aber auch die handwerkliche Virtuositäit, die mit einem ge- 
radezu unbegrenzten Können jede Darstellungsschwierigkeit 
überwindet. Wie überzeugend ist die Blütenpracht von Holunder 
und Heckenroscn, das Gewirr von Zweigen und Blättern, Was- 
sergeriesel, Felsgestein und Erdboden gemeistert, wie souve- 
rän ist die fast übergroße Vielfalt der Formen von Mensch, Tier 
und Landschaft zusammengehalten. In manchen Bildern hat 
Waldmüller das natürliche Blickfeld überzogen und durch eine 
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