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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 4)

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Das Neugebäude, ein im jahr 1569 
von Maximilian II. begonnenes 
Lustschloß vor den Toren der 
Stadt Wien. (Auf den Gründen 
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l; -' ' ' ' ' '  des heutigen Kremaloriums). 
 
erst in Rom erlernte, als er bei Philipp Schor arbeitete? doch 
wird man wohl annehmen dürfen, daß der sicherlich bereits 
für künstlerische Werte auch der Architektur empfängliche junge 
Bildhauer, der in der Werkstatt seines Vaters um 1670 die erste 
Ausbildung erhielt, von der im 17. Jahrhundert in Österreich 
aktuellen und modernen architektonischen Tätigkeit nicht völlig 
unbeeindruckt geblieben ist. Die stärkste Architektenpersönlich- 
keit, die damals in Steiermark und Graz tätig war, mit der also 
Fischer sogar zusammengetroffen sein könnte, war Domenico 
Sciassia! Er ist an Bedeutung dem Schöpfer der Fassade der 
Wiener Kirche am Hof (1662) durchaus gleichrangig. Stilistisch 
gehört Sciassia zu jenen Oberitaliernern, die in Österreich im 
17. Jahrhundert eine Architektur des strengen Barock mit zahl- 
reichen manieristischcn Elementen pflegten, wie sie seit dem 
Neubau des Salzburger Domes in unserem Gebiete Hcimatrccht 
gefunden hatte. Als charakteristisch für Sciassia kann hervorge- 
hoben werden, daß er sich in besonderer Weise mit dem Gedan- 
ken des Zentralbaues auseinandersetzte. Dieser Bautypus war 
zu Beginn des 17. Jahrhunderts vorwiegend den Memorialbau- 
ien vorbehalten (Salzburg, Gabrielskapelle 1597-1603, Graz, 
Mausoleum 1614 von Pieiro de Pomis begonnen) und wurde 
dann um die Mitte des 17. Jahrhunderts in größerem Umfang 
für die Gemeindekirche herangezogen (Volders, Karlskirche von 
Dr. l-lippolyt Guarinoni 1620 begonnen, Innsbruck, Mariahilfer- 
kirche von Christof Gumpp 1647-49, Salzburg, Lorettokirch: 
1633-48, Wien, Servitenkirche 1651-77, Lockenhaus, Pfarr- 
kirehe 1655-66); als Grundform bevorzugte man dabei den 
Kreis, das Oval oder Polygon, somit einen Typus, auf den 
Fischer sowohl in der Sehloßkapelle zu Frain wie in der Priester- 
haus- und der Karlskirche zurückgegriffen hat. Sciassia dage- 
gen beschäftigte sich vorwiegend mit Zentralbauten über kreuz- 
l im In Roveredo erstmalig genannt, 1 1679 In Graz. 'l'hleme-Becker, lliLXXX, 
ms, s. m. - n. Kohlbnvh, Die Stifte Sielerlnurks, Graz 195a, s. 86. - imm- 
Hunilbuch, Die Klllhllflßlllilllälßf Uslerrclehs, Steiermark, a. AllfL, Wien was. 
förmigem Grundriß, wofür es außer der Wiener Kirche des ehe- 
maligen Königinnenklosters (1582-83 von jacob Vivian erbaut, 
heute Evangelische Kirche AB) in Österreich aus nachmittei- 
alterlicher Zeit kaum eine Vorstufe gab. Wie bei diesem Bau, 
verwendete auch Sciassia bei seinen kreuzförmigen Anlagen von 
St. Sebastian bei Mariazell (Mitte 17. Jahrhundert), St. Veit bei 
Graz (1662 geweiht) oder St. Barbara in Mautern (1669-76; 
über der zentral gelegenen Vierung ein Kreuzgewölbe, während 
er in der Kapuzinerkirche in Stein a. d. Donau (1656) oder in 
St. Gotthart bei Graz (1654-59, 1808 abgetragen) an dieser 
Stelle eine Kuppel aufführte. Können diese Bauten ein beson- 
deres Interesse hinsichtlich der kleineren Fischer-Kirchen in 
Salzburg (Kirchental, Ursulinen, St. Johannes-Spital) bean- 
spruchen, so ist die Kirche zu Mautern, bei der in den Ecken 
der Kreuzarme Nebenrätimc angebracht sind, die sich in den 
Hauptraum öffnen, von noch größerer Bedeutung; in sehr ver- 
einlachter Andeutung erscheint hier nämlich die Disposition der 
Salzburger Kollegicnkirchc vorweggenommen. Die bedeutendste 
Leistung Sciassias war der Umbau der Wallfahrlskirche Maria- 
zell (1655-83). An Stelle des gotischen Chores errichtete er hier 
über Gurtentonncn eine von hohen Pilastern getragene, hoch- 
proportionierte ovale Tambourkuppcl, die gleichfalls auf Fi- 
schersche Lösungen, vor allem die Kollcgienkirche, voraus- 
weistt deren Fassade mit ihren vom Boden aufsteigenden Türmen 
gemahnt überdies nicht unwesentlich an den mit drei überkuppel- 
ten Türmen ausgestatteten Fassadenentwurf Sciassias für Maria- 
zellF Neben seinen Kirchcnbauten hat Sciassia als Baumeister 
des Stiftes St. Lamhrecht dort 1646-48 auch ein Gartenhaus 
errichtetf dessen zentralbauartige Gestaltung mit zweigeschas- 
sigem Mitteltrakt und polygonalem Umgang ein sakrales Bau- 
motiv (etwa der Rochuskapclle bei Mannersdorf zt. d. March, 
5 Die Kuppel wurde erat nach tlem Tode Sclusslas 1683 vollendet. Dle Fassade lll 
llu Kuplerstlch von S. Jene! von 16H überliefert. O. Wonlrrh. Mnrluzell, Mün- 
chen o. J. 
ß Usterrelehlsehe Kunultupugrupllle, Bd. xxxt, s. 145. 
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