Plarrkirche Spiual a. d. Dmu, 1548. Kuppelpilflif: über dem Altm- des
südlichen Seitenschiffs.
Pfarrkirchi: "piual a. d. Drau. Einblick in die Kuppel über
dem Altar de südlichen Seitcnschiffs. 1584.
der sogenannten Wutzelburg, 1637-57) in die profane Sphäre
überträgt. Dies zeigt, daß die Auswechselbarkeit von Bau- und
Raumtypen des sakralen und profanen Bereiches schon um die
Mitte des 17. Jahrhunderts in Österreich möglich war, eine Am-
bivalenz, die für Fischers Entwürfe durchaus charakteristisch
ist."
Man kann wohl nahezu sicher annehmen, daß Fischer mit den
Werken des Domenico Sciassia vertraut war; hat er doch mit
der Errichtung des Mariazeller Hochaltares 1692-1704 den
von Seiassia eingeleiteten barocken Umbau der Wallfahriskirche
zum Absehluß gebracht. Die Anregungen aus dieser Richtung
sind wohl ebenso bedeutsam wie diejenigen durch die Salzburger
Baukunst des 17. Jahrhunderts. Ferner ließe sich etwa die durch-
gehende große Ordnung am Stallgebäude von Eisgrub mit dem
Saaigebäude des Schlosses Deutsch-Kreutz im Burgenland aus
dem zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts 3 vergleichen. Fischers
Wissen um die heimischen architektonischen Leistungen der
Väter- und Großvätergeneration gehört wohl gleichsam zum
unbewußten Fundament seiner architektonischen Bildung, über
das er sich dann in der Auseinandersetzung mit dem Formengut
des römischen Hochbarock und der französischen Baukunst
emporgeschwungen hat.
Daneben aber griff Fischer auch ganz bewußt auf die ältere
österreichische Architektur zurück und machte sie der ange-
1 Etwa: ntcrnlbrmlge Kapelle bei Salzburg - lielestigtes Landgehäude. Auren-
hnrnrnrr, Aursteilung 6511115 und 19. im Zusammenhang durnit sei bemerkt, am
in den beiden Cnilices des Vlrgiiln Spada, Vnt. m. um und 11258 - die u. n.
zahlreiche Borromlnlzeirhnungen enthalten, wie etwa tii! Nir Fischer interessanten
Passadenenlwßrle iiir den Paiazzo Purniiii au! der Plnzzu Nuvnnu in Rom (Vat.
int. msß tol. 11a, 111 n. iiio) - auch lilenientwiirlo iiir Paläste vorhanden sind,
von denen Vnt. m. ll25H loi. 240'-"'-ll ein srehsecitlges befestigten Schioß zeigt,
dessen llnumnueiteiiung mit Fischers Entwurf iiir ein großes Lnndgebiude (Agrnm
und Coti. Mont. lui. 21', Seillmayr, Abb. m) oder iiir ein befestigte: Landgehäudei
(HA iv, 1'. xx, Sedilnuyer, Abb. 5a) zu vergleichen wiire. Ferner lassen sich
Pnrniieien zwischen Ynt. illt. 11257 rni. 21a und Cod. Mont. m. 311i ziehen. Wel-
tere Scliioßentwürie bringen die Blätter vhi. iat. 112.57 tol. 163, m9, um und vnr.
inl. 11'158 iui. '22, 209, 217, 11H, 221, 235. Bezüglich den Tlnuergarüste! (ü! Josef i.
strebten Vollendung seiner Bauideen dienstbar. Bei seinen Lust-
hausentwürfen ließ er sich nicht nur etwa von Palladio, son-
dern ebenso auch von Schloß Stern bei Prag anregen.
Eine ähnliche Rolle spielt für die Gestaltung des Ahnensaalcs
von Frain die Pfarrkirche von Spittai a. d. Drau. An dieszm
interessanten Bau des 16. Jahrhunderts war es offenbar erst-
malig auf österreichischem Boden zur Ausbildung von Oval-
kuppeln gekommen. 1584 wurde nämlich die mittelalterliche
Basilika dergestalt erweitert, daß die stark verbreiterten, mit
Tonnengewölben überspannten Seitenschiffe im Osten in je
einen querovalen überkuppelten Altarraum münden; jedes dieser
Kuppelgewöibe wird durch sechs Rundfenster durchbrochen,
dercn Stichkappen gegen die Mitte gerichtet sind. Diese Lösung
nimmt die Kuppelform des Ahnensaales in Frain vorweg. Dic
Beziehung zu diesem Bau wird noch inhaltlich dadurch unter-
strichen, daß die Kirche zu Spittal mit der Bestimmung umge-
baut wurde, als Erbbegräbnis für die Grafen von Ortenburg zu
dienen." Das in Spittal gegebene Vorbild verband sich dann bei
Fischer möglicherweise noch mit Anregungen durch das Schlaß
von Rabenstein bei Graz mit ähnlicher Berglrige über einem
Fluß wie Frain und wurde durch Rückgriffe auf antike Grab-
bauten und Lösungen der italienischen Renaissance gleichsam
aufgewertet. Die sonst durchaus nicht geläufige Idee der Ver-
bindung einer Tonne mit einer Ovalkuppcl, wie sie in den Seiten-
In St. Stephan sei au! die Entwiirle Iür die Spndn-Knpeile in Faenzil, Vut. ist.
11258 ioi. B6, 91, 92 hingewiesen. Fr. Ehrle, Dalie earte e dai rilsegnl di Vlrgiiin
Spndn. in All! deiiu pnnliticla Aceuii. iiolunnn dl Areheoiogla 1927.
l l). Frey, Das Burgenland, Wien 1929, S. XXII.
V Klrntner Lundesnrrhlv Purtlu ii 181. P. Grullher. Der Vnrkl. die Kirche und
die Burg zu Spittai in Klrnten. ilxlurr. Monnlssehrill Hi! den Ölielllllthcn iinu-
illenst und das Berg- und Hüttenwesen, 11.. 1921, S. 125 H. Die linuherren der
Kirche Waren die Söhne lllld Enkel des Cuhrlei Vnn Saiillnzultn, seit 152-! Graf
von Orlenhurg. Die Grntschult Ortenhiirg kam 1662 an die Fürsten Poreiu und
zu m erwarb sie Fürst Johann Feiiilnutiil, der Erzieher und Oliersthofrncinter Len-
ptlili! i. war. Die ursprüngliche Ausstattung der Kirche ist durch die iteatiiutie-
rung um 11150 Vollständig verlniit-rl werden.
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