Spivgelwanll im Illilliunenzimmer.
In die Wzindverkleidung aus chinesischem
Vegetin- oder Rosenholz sind indopersische
Miniaturen des 17. Jahrhunderts eingefügt,
die von einem komplizierten System reich
bewegter Rocziillen- und Pflanzenornamente
umgeben sind. Die Felderteilung erfolgt
durch pilasternrtige Gebilde, die aber we-
gen ihres pflanzenhaften Wuchses jeder
architektonischen Strenge entbehren. Das
tiefe Rostbmun der edlen Holzvertäfelung
bildet den Grundton für den flimmernden
Glanz des vergoldeten Dekors und das zarte
Kolorit der Miniaturen; ein Zusammentref-
fen von Tönen und Nuancen, welche im
Auge des Beschauers einen raffinierten
Farbeindruck von beinahe exotischer
Üppigkeit erwecken. - Originell ist der
Unterbau des Spiegels, der hier nicht wie
sonst üblich durch den Kamin oder einen
Konsoltisch gebildet wird, sondern durch
die flache Attrape einer im Umriß und
Dekor dem französischen Vorbild folgenden
Kommode.
GOLD, STUCK UND EDLE HÖLZER
ZUR DEKORATION DER INNENRÄUME IN SCHÖNBRUNN
Von FRANZ WINDISCI
SRAE
Wenn von Innenräumen des Wiener Rokoko die Rede ist, denkt
jeder sogleich an die während der Regierungszeit Maria The-
resias adaptierten Appartements in der Hofburg, an das kleine
Lustschloß Hetzendorl und vor allem an die Zimmerflueht des
Schlosses Schönbrunn. Gerade unter den Gemächern dieses
kaiserlichen Schlosses befinden sich die künstlerisch bedeutsam-
sten und, was ihre Ausstattung betrifft, kostbarsten Leistungen
der Wiener Innenarchitektur und Dekoration jener Zeit. Die
Große und Kleine Galerie, der Zeremoniensaal, das Vieux-Laque-
und das Porzellanzimmer, das chinesische Kabinett und als Mei-
sterstüek der Wiener Ebenistcrie, das Millionen- oder Vegetin-
Zimmer, sind hier in erster Linie zu nennen.
Da bisher eine wissenschaftliche Darstellung der gesamten Bau-
gesehichte des Schlosses noch aussteht, kann hier auf die Frage
nach den Namen der mit der Ausführung der Innendekoration
betrauten Künstler oder auf das Problem einer Chronologie der
Entstehung dieser Räume nicht eingegangen werden. Bekzr
ist einzig der Meister der Stukkaturen in der Großen GEIlC
wo an markanter Stelle die Inschrift „Albert Bolla fecit a:
1762" angebracht ist. Die Ausstattung der übrigen Räume,
weit es den Stuck oder die geschnitzten Wandvertäfelungen
langt, kann weder mit bestimmten Künstlernamen verhund
noch genau datiert werden. Und doch ist angesichts der stili
schen und formalen Unterschiede der Dekoration anzunehm
daß während der drei jrihrzehnte, welche die Fertigstellung
Innenräume in Anspruch nahm, verschiedene Künstler am Wl
waren.
Die Umgestaltung des Fischer von Erlnchsehen Baukomple
wird im Äußeren und Inneren nach den Entwürfen von Ni.
laus Pacassi im Jahre 1744, - also vier Jahre nach dem l
gierungsantritt Maria Thercsias und mitten im Schlesiscl
Krieg, - in Angriff genommen. Die Arbeiten ziehen sich .1