DIE FENSTER VON
KÖNIGSFELDEN
DIE GLASMALEREIEN DER '
IABSBURGISC]
EN GEDÄCHTNISKIRCHE
MAURER
Königlich, wie der Name sagt, ist die Stätte, königlich auch die
Schönheit der Kunstwerke, die hier zu habsburgischcm Gedächt-
nis gestiftet wurden. Wo die schweizerischen Flüsse Limmat,
Reuss und Aare sich vereinigen, um dem nahen Rhein zuzu-
strömen, hatten die Römer die große Garnisonsstadt Vindonissa
errichtet, und ebenda setzten sieh um die Jahrtausendwende die
Habsburger fest - „im Eigen", wie sie es nannten - mit der
Stammfeste Habsburg selber und der Gründungsstadt Brugg.
Der Ort der Wahl wurde zum Ort des Schicksals: denn eben-
da fiel am 1. Mai 1308 der deutsche König Albrecht unter der
Mörderhand seines Neffen Johann von Schwaben, „gemordet
von den Seinen auf dem Seinen" (Schiller). Mit der Gründung
eines fürstlichen Hausstifts, Königsfclden genannt, gedachte die
königliche Witwe Elisabeth, dem Seelenheil des Verstorbenen
und aller Vorfahren zu dienen und zugleich am gefährdeten
Westrand des Hausbesitzes ein Denkmal habsburgischcr Größe
zu errichten. Den minoritischen Doppelkonvcnt - die seltene
Organisationsform ergab sich besonders aus der Lage außerhalb
einer Stadt - besiedelten seit 1311 sechs Franziskaner, denen
der Gottesdienst und die „cura monialium" oblag, und seit
1312 mit Vorrang und wirtschaftlicher Begünstigung die Klaris-
sen, deren „Pflanzerinnen" aus dem Kloster Söflingen bei Ulm
stammten, dem Zentrum der Klarissenfiliation im Norden. Das
vornehme Nonncnstift, durch Schenkungen und Privilegien aus-
gezeichnet, wuchs auf den Hüchststand v0n_ 46 Insassen im jahre
1335, gehörte also zu den größten Konventen, nicht nur in der
Ordensprovinz Straßburg. Nach dem 'l'ode der Gründerin, 1313,
betreute ihre Tochter Agnes, die früh verwitwete Gattin des
Ungarnkönigs Andreas 111., die habshurgische Lieblingsstiittc.
Die „wunderbar listige, geschwinde Frau, ghcrzt wie ein Mann"
- so nennt sie der Chronist Aegidius Tsehudi - verstand es,
ohne den Schleier zu nehmen, das Doppelklosler zu vollenden,
fürstlich auszuschmücken und zu höchstem Ansehen zu bringen.
Ihre Oberleitung bedeutete für Königslelden die Blütezeit. Nach
ihrem Tod, 1364, verlor das Kloster seinen Rang, nach der Er-
oberung des Aargaus durch Bern, 1415, auch die Verbindung
mit dem Stilterhause. Bern verfügte in der Reformation 1528
die Säkularisation und hieß die Verwaltung einer Lnndvogtei
Einsitz nehmen. Von dem ungewöhnlich reichen KifChCHSChlIZ
ist ein Verzeichnis aus dem Jahre 1357 erhalten, mit den Köni-
ginnen Elisabeth und Agnes und zahlreichen l-Ltbsburgern als
Stiitern; an Kleinodien und Ornnten haben wenigstens der vene-
jaianisehe Goldaltar des Königs Andreas III. von Ungarn (um
1290) und zwei kostbare Antependien (um 13-10) die Stürme
überdauert und zählen heute zu den Mirabilien des Historischen
Museums in Bern.
Die Klosterkirche, 131030 nach dem Schema der oberrheini-
sehen Bettelordensbauten errichtet, ist heute vor allem das
Schatzhaus der wie durch ein Wunder bewahrten Glasmalc!
reien. Im Chor, einem lichten Gehäuse von hoehgotisehem
Schnitt, verkünden ell hohe, dreiteilige Bilderfenster mit ihrer
Heilsgeschichte den Sinn der Gründung, wie er im Stiftungs-
Die Stifter: Herzog Albrecht II. von
Österreich und seine Gemahlin jo-
hanna von Pfirt (johannes- und Ka-
tharina-Pensler).
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