"Xi unterstrichen. Wohl wird durch ganz leichtes Vorspringen der'
drei mittleren Achsen ein flacher Risalit angedeutet, doch bleibt
i trotzdem die einheitliche Fläche der Fassade im wesentlichen
gewahrt. Die gebrochenen Fcnstergiebcl sowie die Kartusche über
dem Mittelfenster des ersten Stockes wirken nur wie auigesetzt.
In den Vorstädten wird diese Richtung etwa durch das Haus
III., Erdbergstraße 33 oder das Haus „Zur Säule", VIL, '
Sicbensterngasse 17 vertreten; bei diesen ein-bis zwcigeschoßigen '
Bauten wird die naturgemäß breitere Lagerung durch die Pila- .
ster gemildert; auch erweisen sich diese dem Volkskünstleri-
sehen näberstehenden Werke dekorationsireudiger (Vll., Sankt
Ulrichsplatz 2). Die hoch hinaufgcschobencn, untektonischcn
Volutenkapitclle stellen vielfach etwa am Haus VII., Breitegassc V
Nr. 11, ein betont manieristiscbes Motiv dar, das an die Lösungen
Paccassis in Schönbrunn erinnert. Eine ähnliche tektonische Ent-
wertung zeigt sich darin, daß Pilastcr mit Kapitellen zu flachen
Maucrbändern (VIIL, Strozzigasse 36) oder Lisenen mit dekora-
tiven Fcldern an Stelle der Kapitellc (IX., Marktgasse 39) um-
gebildet werden.
Der zweite Typus des Bürgcrhauses verzichtet meist auf die
Pilasterglicderung, strebt aber in einer für die Zeit charakteri-
stischen eleganten Form auch ein palastartiges Aussehen an. Die
Fassaden verbinden das alte Rastersystem mit Elementen der
Hildebrandtnachfolge. Die geknickten und geschwungenen
Fenstergiebel mit Muschelornament sind immer noch beliebt,
sowohl beim repräsentativen Bürgerhaus der Innenstadt (I., '
Neuer Markt 15), wie beim hübschen Vorsladlhaus (Vll., Gar- i
degassc 5), verbinden sich aber mit Elementen, die einem klassi-
zierenden Formwillcn zugehören; es sind die gleichen Motive wie t .
beim zuvor besprochenen Typus, etwa die Bänderung des Sockels '
und genutete Maucrstreiien. Besonders charakteristisch sind die C
die Fläche betonenden Platten, welche sich unter die Fenster
schieben und so eine dekorative Vertikalverbindung der Fenster,
achsen herstellen; die Konsolen in der Zone unter dem Dach sind
völlig untektonisch. Bereits im dritten ]ahrhundertviertel weichen
schon gelegentlich die bewegten Fensterrahmen geraden Formen
und die Platten, welche die Fassade gliedern, nehmen einen
immer größeren Raum ein (VIIL, Neudeggergasse 10). Ähn-
liche Lösungen werden dann für den josclinischen Plattenstil
des vierten jahrbundertviertels charakteristisch, bei denen sich
die naturalistischen Blurnen- und Laubgirlanden der jahrhun-
dertmitte zum Zopiornament verfcstigen.
Das Wiener Wohnhaus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
hat mit dem westeuropäischen Rokoko die Vorliebe für kühle,
klassizicrende Lösungen des Außenbaues gemeinsam; im we-
scntlich-en ist es aber doch eher eine Form des Spätbarock, welche
von den großen Leistungen des beginnenden jahrhunderts zehrt
und sie in sehr intimer, eleganter und zurückhaltender Weise .
umgestaltet.
VIL, St. Ulrichsplatz 2
VIIL, Strozzigasse 36 VIL, Cgu-deggßgg 5
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