94
Anstelligkeit und einiger Intelligenz sind keine besonderen Fädigkeiten, Schulbildung oder
Vorkenntnisse erforderlich.
Die Arbeiterinnen, 20 bis 30 an der Zahl, stehen vorwiegend im Alter vom 16. bis
zum 30. Lebensjahre. Sie stammen etwa zur Hälfte aus Böhmen und Mähren und zur
Hälfte aus Nieder-Oesterreich, besonders Wien; letztere wohnen gewöhnlich bei ihren Eltern.
Der wöchentliche Verdienst beträgt in den ersten Monaten 3—4 fl., später nach er
langter Fertigkeit 5—7 fl.
Nähnadelfabrikation und Nadelindustrie überhaupt.
a) Nähnadelfabrikation.
Die Arbeiten, zu welchen das weibliche Geschlecht in der Nähnadelfabrikation
herangezogen wird, sind sehr mannigfaltiger Art; sie umfassen folgende Verrichtungen:
1. Das Stechen der Oehre.
Bei dieser nicht anstrengenden Arbeit, welche sitzend verrichtet wird, kommen
eigene Stechmaschinen in Anwendung. Die Nadeln werden anfänglich doppelt gearbeitet,
d. h. es werden die Nadelschachte in der doppelten Länge einer Nadel zugeschnitten,
an beiden Enden angeschliffen und in der Mitte jedes Schachtes die Köpfe je zweier
Nadeln mit Fohre (Vertiefung unterhalb des Oehres, die dem Faden die Führung gibt)
und Oehr gleichzeitig gebildet. In die Maschine wird eine Stahlmatrize eingefügt, in
welche der schon vorgeprägte Mitteltheil der Nadelschachte genau passt. Die genannte
Matrize ist an jenen Stellen, auf welche die beiden Nadelöhre zu liegen kommen, mit
entsprechenden Löchern versehen, und zwei genau dazu passende Stahlstifte dringen,
sobald die Arbeiterin einen Nadelschacht in die Matrize legt und mit dem Fusse an einem
Tritte drückt, durch die vorgeprägten Nadelöhre hindurch.
Da die Arbeiterin leicht fühlt, ob der Schacht mit dem geprägten Theile in der
Matrize richtig liegt, so geht ihr die Arbeit rasch von Statten, und sie schiebt nur mit
den Fingern der rechten Hand, indem -sie einen Griff Nadeln etwas fächerförmig aus
breitet, einen Nadelschacht nach dem andern in die Matrize hinein und von da wieder
fort, wobei sie stets, wenn der Nadelschacht in die Matrize richtig einfällt, durch einen
Tritt mit dem Fusse das Durchstechen der Oehre bewirkt.
Hiebei kommen Arbeiterinnen von 18 bis 40 Jahren zur Verwendung. Besondere
Vorkenntnisse sind nicht nöthig; die Lehrzeit dauert etwa 6 bis 8 Wochen.
Der Wochenlohn beträgt 3 fl. 50 kr. bis 4 fl. 50 kr., durchschittlich 4 fl.
2. Das E infädeln.
Die gestochenen Nadelschachte werden zu 100 bis 200 Stück auf je zwei Drähte
aufgefädelt, um sodann gleichzeitig und gleichmässig von dem bei dem Prägen der Nadeln
herausgetretenen Barte durch die Feile oder auch am Schleifstein befreit werden zu können.
Dieses Einfädeln wird von Frauen und Kindern, ohne Zuhilfenahme besonderer Vor
richtungen, meistens zu Hause besorgt, und ist in keiner Weise anstrengend. Alter 12
bis 30 Jahre.
Wochenlohn 2 fl. 50 kr. bis 4 fl. 50 kr., durchschnittlich 3 fl. 50 kr.
3. Das Beheulegen.
Diese Arbeit besteht in dem Sortiren der von den Scheuerbänken (Polirmaschinen)