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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 11)

 
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den um ihren eigenstaatlichen Aufstieg besorgten Reichs- 
ständen, den in traditionellen Rivalitäten und Machtkämp- 
fen verwickelten italischen Fürsten als Tyrannis und Des- 
potie erscheint. Und doch will der Kaiser kein Neuerer sein, 
sondern Erhalter einer gottgewollten Ordnung und Einheit. So 
sehr sich auch in Wirklichkeit, die territorialen Machtgrund- 
lagen des Hauses, der Dynastie erweitern, sie geschehen ohne 
sein Zutun durch eine wunderbare Fügung. Es ist Gnade, nicht 
Verdienst oder ein auf Eroberungen ausgehender Wille. Ehre 
und Reputation verlangen nur die Erhaltung des überkommenen 
Erbes als Pflicht seinem Geschlecht gegenüber zur Wahrung 
seiner Stellung und seines Ansehens im Kreise der fürstlichen 
herrscherlichen Welt. Er findet darin nicht die Befriedigung des 
Machtmenschen, der sich in dem Gefühl sonnt, gebieten und Ge- 
horsam fordern zu können. Für ihn ist Macht Auftrag im Dienste 
Gottes, zur höheren Ehre Gottes. Diese Auffassung erhebt ihn 
weit über Gattinaras machtpolitische Gedanken. Sie dämpft das 
Licht in den Tagen des Glücks und erhellt die Düsterkeit in den 
Tagen des Mißgeschicks. Macht und Herrschaft sind zu mensch- 
liche, zu angreifbare und dem Wechsel unterworfene Instru- 
mente für ein Wirken im Dienste Gottes zur Verwirklichung 
eines Ideals, das die natürlichen Grenzen durchbricht oder über- 
steigt. Die bittere Erfahrung lehrte ihn, daß alles zerbricht, 
worauf Menschen ihr Vertrauen setzen. Freunde werden zu Fein- 
den, feierlich beschworene Vcrträge werden schamlos gebrochen. 
Neue werden abgeschlossen, die keinen längeren Bestand haben, 
als augenblicklich dienlich erscheint. Die Zeit der Kriege wech- 
selt mit Zeiten der Rüstungen zu neuen Kriegen, und doch der 
einzige Krieg, um den es Karl zu tun ist, der einzige Krieg, der 
im Dienste Gottes geführt werden kann, der allgemeine christ- 
liche Kreuzzug der vereinten christlichen Fürsten, gerade dieser 
Krieg kommt nicht zustande. 
Alle seine mit unermüdlicher Geduld unternommenen Versuche, 
die innere Einheit der christlichen Welt herzustellen, eine Basis 
Zu finden, auf der sich Katholiken und Protestanten einigen 
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können - immer mit dem Ziel einer gemeinsamen Front gegcn 
die Ungläubigen - scheitern, teilweise an der Verkennung des 
inneren Wesens der Spaltung, teilweise an tiefverwurzeltem 
Mißtrauen und schließlich an Parteisucht und Egoismus, die in 
diesen kritischen Zeiten blühen wie nie zuvor. 
Die Macht gehört zu den großen Verrätern. Sie hält nicht, was 
sie verspricht, unerschütterlich aber bleibt der Glaube. Kein 
Wort der Selbstanklage kommt über seine Lippen. Er ist sich 
nicht bewußt, dall er sich jemals zu Ungerechtigkeit und Will- 
kür hätte hinreißen lassen oder kaiserliche Milde versagt hätte. 
Wessen er sich anklagt, ist die Unfähigkeit, die Mühsal weiter 
zu ertragen und die Zügel der Regierung zu halten. 
Es gibt zahllose Dokumente, aus denen das alles heraus- 
gelcsen werden kann. Am eindrucksvollsten und überzeugend- 
sten sind seine Testamente, die er aufsetzt, wenn er sich in offen- 
sichtliche Gefahren begibt. Fünf sind es an der Zahl, aber das 
vertraulichste, auf das er auch nach seiner Abdankung seinen 
Sohn hinweist, ist jenes vom jahre 1543, als er im Begriffe war, 
die letzte große Reise nach Deutschland anzutreten, von der 
er erst zwölf Jahre später zurückkehren sollte. 
Zum großen Teil ist es ein Fürstenspiegel, wenn auch kaiser- 
licher Art, eine Ermahnung aus zarter väterlicher Sorge um den 
doch damals erst 17jährigen Prinzen, dem die Regentschaft an- 
vertraut wird. Aber cs finden sich doch auch manche Absätze 
allgemeineren Inhaltes darin, die Rückschlüsse auf des Kaisers 
innere Welt erlauben. „Mein Sohn, da meine Abreise aus diesen 
Königreichen immer näherrückt und ich täglich sehe, wie nötig 
sie ist, und da ich nur noch dieses Mittel sehe, Euch nicht noch 
mehr, als es durch meine Schuld geschehen ist, in Eurem mir 
von Gott anvertrautem Erbe zu schädigen, so werde ich den 
Versuch wagen und Euch an meiner Stelle lassen, diese Reiche 
zu regieren . .. Da jedoch Euer Alter noch zu schwach ist für 
eine so schwere Last, so ist es nötig, Euch in Gottes Gnade zu 
empfehlen, damit Ihr dem Beispiel jener folgt, die den Mangel 
an Alter und Erfahrung durch Mut und Tüchtigkeit ersetzt
	        
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