Monogmmmist „C B" (Eisenätzcr,
tätig um 1531 in Augsburg im
Kreise der Hopfer). Karl V. und
Ferdinand I. Eisenälzung.
Alberllnn, Wien.
ihm das Recht der Annahme eines „Römischen Königs" zuzu-
gestehen. So blieb die Sukzessionsfrage im Reiche, aber auch
die - an sich weniger schwierige - in den österreichischen
Erblanden vorläufig ungelöst; ein Ständekongreß in Linz sollte
wenigstens dieses Problem um die jahreswende bereinigen.
Allein der Zustand des Kaisers verschlimmerte sich rasch. Ver-
gebens suchte er erst in Tirol, dann im Salzkammergut Erho-
lung. Eine seltsame Abgeklärtheit war über den sonst so un-
ruhigen Mann gekommen. Schon in Augsburg wurde wohl be-
merkt, daß er „so weyslich nye geredt hab als auf diesem reichs-
tag". Über Steyr begab er sich nach Wels, doch dort verließen
ihn die Kräfte. In der Nacht zum 31. Dezember 1518 diktierte
er seinem Sekretär Hans Vinsterwalder sein Testament, ohne
es aber vorläufig zu unterzeichnen, weil er noch den Rat seines
alten Freundes Matthäus Lang, Erzbischofs von Salzburg, hören
wollte. Dieser kam aber aus nicht ganz aufgeklärten Gründen
nicht mehr nach Wels - es scheint, daß er gar nicht verständigt
wurde.
Alsbald ging es mit dem alten Melancholicus zu Ende. Mit aller-
letzter Kraft hat er am 10. jänner 1519 dem Testamente noch
eine Art Unterschrift hinzugefügt. Die Ärzte wußtcn keinen
Rat mehr. Der Sterbende empfing die Sakramente, dann begann
der Hofkaplan Wilhelm Waldner die Rezitation der Passions-
gcschichte. Als er zur Stelle kam „Et inclinato capite emisit
spiritum", verlor der Kaiser das Bewußtsein; am frühen Mor-
gen des 12. Jänner 1519 endete die Agonie.
Der Tote hinterließ ein unsägliches Wirrsal ungeklärter Pro-
bleme. Wenn jemals das Ausscheiden eines Menschen aus dem
Ensemble seiner Zeit einen Wendepunkt bedeutete, so war es
das Maximilians I. Für ganz Europa begann damit ein neues
Zeitalter mit neuen Denkformen _ dies ist der wahre Sinn
des Wortes vom „Letzten Ritter". Auch Österreich trat in ein
neues Stadium seiner geschichtlichen Entwicklung ein.
Allein die Österreicher waren sich dessen noch lange nicht klar
bewußt. Maximilian, der ja meistens außer Landes weilte, hatte
die Verwaltung in die Hände zweier ihn vertretenden Zentral-
behörden gelegt - „Regimente" nannte man sie - und zwar in
Innsbruck für die „oberen und vorderen Lande", in Wien für
die östlichen Herzogtümer. Gegen diese Behörden war im Laufe
der Jahre viel Groll aufgelaufen - nicht zuletzt deshalb, weil
man in ihnen nicht mit Unrecht Organe ahnte, mit deren Hilfe
das Landesfürstentum moderner Prägung den alten Privilegier-
ten Zug um Zug ihre Mitsprache- und anderen Rechte zu ent-
reißen suchen würde. Während das Innsbrucker Regiment mit
großer Geschicklichkeit die Zügel immerhin noch festzuhalten
vermochte, bot in Wien eine Reihe wirklicher oder vermeint-
licher Unregelmäßigkeiten besonders eines Mitgliedes der Be-
hörde willkommenen Anlaß, sofort nach Einfangen der Todes-
nachricht aus Wels die Rcgimentsräte zu verjagen, eine Gegen-
regierung zu proklamieren und schließlich Maßnahmen zu cr-
greifen, die - obschon als Kampf um das Recht deklariert und
mit Loyalitätskundgebungen beschönigt - eindeutig Revolution
bedeuteten.
An und für sich gab es in Österreich kein besonderes Sukzes-
sionsproblem. Nachfolgebcrechtigt waren nach dem durch die
Habsburger schon im 13. Jahrhundert eingeführten Prinzip der
Gesamthandbelehnung beide Enkel des Kaisers, also Karl
so gut wie Ferdinand. Während in Spanien und Burgund tdie
Primogeniturerbfolge den jüngeren Ferdinand ausschloß, hatte
er also in den österreichischen Erblanden dieselben Rechte wie
der ältere, wenn auch die Theorie seit Herzog Rudolf IV. dem
Senior die Repräsentation und einen gewissen Vorrang zu-
billigte, woferne man nicht zu dem höchst zweifelhaften Aus-
kunftsmittel einer Verwaltungsteilung schreiten wollte, wie sie
seit 1379 mehrmals vorgenommen worden war und sich stets als
recht unselig erwiesen hatte.
Im Augenblicke war das Bedenkliehste das Fernesein der beiden
legitimen jungen Herren, von denen keiner das Land, dessen
Namen er trug, bisher jemals gesehen hatte. Die österreichischen
Länder, namentlich ihre damals so unruhige östliche Gruppe,
mußten einstweilen sich selbst überlassen bleiben, denn Karl V.
hatte fürs erste die weitaus größere Sorge, ob und wie er gegen
den ihm an Reichtum überlegenen König Franz I. von Frank-
reich, der überdies noch vom Papste offen begünstigt wurde,
den Kampf um Deutschland und die Kaiserwürde gewinnen
könne.
Dabei spielte in einem bisher nicht erlebten Maße auch schon
die öffentliche Meinung eine gewichtige Rolle. Anders als die
unter Umständen für französisches Gold käuflichen Wahl-
fiirsten waren weite Kreise des deutschen Volkes, und beson-
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