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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 5)

des ersten Viertels unseres Jahrhunderts eigen war. Sollte auch nur eine 
Auslese der besten Stücke durch Kunstbellissene einem näheren Studium 
unterzogen werden, so kann dies doch schon dazu führen, dass sich die 
bis jetzt häufigen Anschauungen über die Goldschmiedekunst des Empire 
in günstigem Sinne ändern. 
Vorhanden sind Arbeiten aus Gold, Vermeil und blankem Silber. 
Vielfach zeigen Cumbinationen des Goldes mit Edel- und Halbedelsteinen, 
mit Email, Krystall u. s. w. die trefflichste coloristische Wirkung, wie 
denn überhaupt der Prunk eines Stils, der durch die Künstler des ersten 
französischen Kaiserreiches geschaffen und getragen wurde, der Farbe 
nichts weniger als abhold war. 
Der Bestimmung nach lassen sich die Gegenstände in zwei gesonderte 
Gruppen bringen: Einmal Schmuckgegenstände, dann Gefäße und 
Geräthe, diese hauptsächlich für den Tafelgebrauch bestimmt, doch 
auch Gegenstände umfassend, die, wenn auch dem Schmuck verwandt, 
doch durch ihre selbständige Existenz, durch ihre Unabhängigkeit von 
der Persönlichkeit ihres Trägers, der zuerst genannten Gruppe nicht zu- 
zuzahlen sind. 
Zu den schönsten Gegenständen der eben angeführten Art, zugleich 
zu den wichtigsten der Edelmetallarbeiten überhaupt sind die Uhren und 
Dosen zu zählen, die, in virtuoser Weise ausgeführt, hauptsächlich von 
der in den Werkstätten der Schweiz und Frankreichs erhaltenen Tradition 
Zeugniss geben. 
Einen wahren Triumph feiert hier das Email in einer seiner zier- 
lichsten Abarten. Auf die hiehergehörigen Beispiele hinzuweisen ist 
geradezu eine Pflicht, da sich die moderne Forschung mit solcher Kunst- 
weise so viel wie gar nicht abgegeben hat. Für eine besonders ckarak- 
teristische Art der Emaillage, die hier noch kurz besprochen werden 
soll, hat die Fachlitteratur bis ietzt noch nicht einmal einen Namen. 
lch spreche hier von jener Verzierungsart, die ich bei den Anführungen 
im Katalog der Ausstellung als Pique-Email bezeichnet habe. lch führte 
diesen Terminus in der Absicht ein, hiemit allein schon das Technische 
der Sache zum Theil zu erklären, durch die Betonung einer gewissen 
Analogie,_die zwischen den Ornamenten der besagten Emaillen und denen 
der Pique-Arbeiten auf Horn, Schildpatt u. s. w. besteht. Diese Emaillen 
zeigen nämlich Reihen und Gruppen von aufgelegten zartesten Ornament- 
motiven, aus dünnen Gold- und Silberfolien mit den feinsten Ausschlag- 
eisen hergestellt, mitunter mit farbigen Schmelzen bedeckt, auf ver- 
schieden gefärbtem, oft translucid auf guillochirter Metallßäcbe her- 
gestelltem Grund angebracht und mit dem durchsichtigsten farblosen 
Schmelz (Fondant) überzogen. Sie treten für sich allein, sowie in Vera 
bindung mit anderen Emaillirverfahren auf, n", Uebung hat sich in 
Frankreich, freilich in verminderter Vollkommenheit, bis zum heutigen 
Tage erhalten.
	        
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