sehen Linie ein Mannsstamben vorhanden, die Weibs Stambigen
excludiert und ausgeschlossen bleiben."
Unter den Besitznachfolgern Anton und Johann Michael Schreyer
hören wir von Kraxentragern aus dem Unterinntal, Oberinntal,
Zillertal und Pustertal. Diese kamen bei ihren Wanderungen
von Haus zu Haus bis in die höchsten Berghöie. Dieser Hau-
sierhandel scheint für gewisse Erzeugnisse gang und gäbe gewe-
sen zu sein. Vergeblich bemühte sich im April 1569 der Hallar
Glasfabrikant Höchstetter, den welschen Glasträgern die Aus-
übung ihres Handels mit venezianischen Glaswaren zu verhie-
ten. Diese Händler besuchten auch die Märkte und werden aus-
drücklich 1709 am Brunecker Laurentiusmarkt als Glasträger
erwähnt.
auf den Umfang der Produktion zu. Darunter befinden isich
auch zahlreiche Apotheker- und Destilliergläser. Mit Anton
Schreyer scheint die letzte führende Persönlichkeit dieser alten
Glasmacherfamilie dahingcgangen zu sein.
1842 befand sich nach Staffler die Kramsacher Glasiabrik im
Eigentum des Hörbrunner Glasfabrikanten Franz Friedrich.
Staffler erwähnt, daß die geschliffenen und geschnittenen Glä-
ser guten Absatz fanden. 1846 übernahm Wenzel Friedrich die
Glashütte, der sie nach 18jährigem Besitz im Januar 1864 um
den Preis von 14.708 Gulden an Graf johann Taxis-Valnigra
verkaufte. Graf Taxis errichtete in Innsbruck eine größere Nie-
derlage, belieferte aber auch Glashändler in Trient, Rovereto
und Mailand, ja sogar Münchner Firmen.
Gedrahtete Schnapsflaschc
(Nahelflasche) aus blauem Glas.
Kramsach, 18119. Jh.
Gravierte Kramsacher Schnapsllaschc.
Erslcs Drittel 19. jh.
Von den Erzeugnissen dieser Epoche werden weiße durchsich-
tige Scheiben und weiße und blaue Heiliggrabkugeln erwähnt.
Die Herstellung von geblasenen Butzenscheiben scheint von An-
fang an in der Kramsacher Hütte üblich gewesen zu sein. Die
Mitte und die zweite Hälfte des 18. jahrhunderts war auch die
Zeit. in der die schönen farbigen „gedrahtetef Nabelflaschen
erzeugt wurden, deren Verbreitungsgehiet das Wandergebiet
obiger Kraxentrager war, eingeschlossen das obere Eisacktal,
Pfitschertal und Schnalstal.
Aus dem Jahre 1786 liegt ein Warenverzeichnis der Kram-
sacher Glashütte vor, das neben Kommerzware auch geschnit-
tene Trink- und Branntweingläser, Karafindln, Grabkugcln,
blaue Pulverflasehen und rot angelaufene Ampeln erwähnt.
Von 1790 bis 1810 hatte Anton Schreyer die Hütte betrieben.
Zu seinem im ganzen Lande verstreuten Kundenkreise zählten
auch die Apotheker in Innsbruck, Hall, Schwaz, Rattenberg,
Bozen und Schlanders. Das 40 verschiedene Glassorten umfas-
sende Verzeichnis des vorhandenen Glasvorrates läßt Schlüsse
1867 erwarb der Münchner Kaufmann August Geiger die Hütte.
die bis 1877 in seinem Besitze blieb. Damals blühte wiederum
die Erzeugung von farbigen Schnapsflaschen. Einen besonders
künstlerischen Hoehstand hatte die Hütte unter dem nun folgen-
den Besitzer August Knlus aus München, der 26 jzthre lang an
der Spitze des Unternehmens stand. Nach den Mitteilungen des
Tiroler Gewerbevereines wurden in diesem Zeitraume Luxus-
gläser in venezianischer Art in verschiedensten Farben und auch
Artikel aus rotem Glas nach dem Patent von Kalus-Elstner er-
zeugt. Auf der Tiroler Landesausstellung im Jahre 1893 war
die Hütte mit Glaswaren der verschiedensten Art vertreten.
Die höchsten künstlerischen Leistungen hatte die Hütte unter
den Glasherren H. Groll und Dr. Zwieauer, zweier aus dem
Sudetenland stammender ehemaliger österreichischer Offiziere
zu verzeichnen, die aus Nordböhmen erfahrene Fachkräfte kom-
men ließen und mit der Erzeugung hochwertgier Glaswaren
begannen, die in Österreich, Deutschland, England, der Schweiz
und in den Vereinigten Staaten Absatz fanden. In Essen, Berlin,
11