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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 4)

 
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DIE WIEDEBHEBSTELLDUNG DES GEMALTEN RUNDPLLANES DER 
STADT WIEN VON AUGUSTIN HIRSCHVOGEL 
Von FRANZ GLÜCK 
Augustin Hirschvogels Arheit an der Vermessung der Stadt 
Wien, von der uns glücklicherweise noch so viele Zeugnisse 
erhalten geblieben sind, ist oft behandelt worden. Nachdem er 
1547 einen in Farben ausgeführten Grundriß geschaffen hatte, der, 
wie behauptet wird, verlorengegangen ist, radierte er diesen 
Plan und malte ihn schließlich 1549 auf eine Holztafel. S0 we- 
nigstens wird die Sache in der bisherigen Literatur dargestellt. 
Aus den Urkunden, die in dem Buch von Karl Schwarz (Augustin 
Hirschvogel, Berlin 1917) übersichtlich aneinandergereiht sind, 
geht dieser Sachverhalt nicht hervor. Wenn man die Rechnung 
des Oberkämmerers Christoph Enzianer (Schwarz, S. 138) liest: 
„Nachdem auch Augustin Hiersehvogl auf burgermaister und 
rats beveleh die stat Wienn in grund gelegt und in ain perspec- 
tiva gcpracht, welches er hernach angestrichen und erneunlen 
meinen herrn verert, haben sie ime entgegen laut ainer quit- 
tung 50 fl. zu geben bevolhen, die er zu lünfmalen emphangcn", 
so möchte man meinen, dail diese Eintragung von 1547 schon 
den gemalten Rundplan betrifft. Wie immer das aher sei, oh 
nun die Tafel 15471 oder erst 1549 entstanden ist, sie hat sich 
jedenfalls im Besitz der Stadt erhalten. Im 19. jh. ist sie jedoch 
schon in einem sehr schlechten Zustand gewesen. Der Malgrund 
stand auf und wurde blasig, das Holz war vom Holzwurm be- 
fallen und eine Anzahl von Sprüngen durchzog das Brett. Ein 
Versuch zu einer sogenannten Restaurierung, der vermutlich in 
die Achtzigerjahre fällt, ist nun freilich mit den untauglichsten 
Mitteln vorgenommen worden. Der Rost, mit dem man die Tafel 
unterzog, war wohl nicht schlecht, obgleich er das Reißen der 
Tafel aufzuhalten auch nicht imstande war. Den schlechtesten 
Teil an der Mittagsseite jedoch sigte man damals einfach ab 
und ersetzte ihn durch ein neues Stück, auf dem man in ziem- 
lich unbeholfener Weise die alte Vorlage kopierte, die dann aber, 
wie es scheint, vernichtet wurde. Gegen die bis auf den Bild- 
träger ahgesprungenen Blasen wußte man keinen anderen Rat 
als gänzliche Übermnlung. Sie erfolgte mit Ölfarbe, so daß der 
Umstand, dalS es sich um Tusehzeichnung und Temperamalerei 
auf einem ziemlich dünnen weißen Malgrund handelt, in der 
Literatur bis heute nicht richtig festgestellt erscheint. 
Als ich die Tafel bei meinem Amtsantritt vorfand, hatte sie 
noch mehr Schaden gelitten. Sie war seit der Eröffnung des 
Historischen Museums der Stadt Wien im jahre 1888 im Neuen 
Rathaus unter Glas in der Form eines Tisches aufgestellt ge- 
wesen. 1943 aber wurde siC ngüborgen". 1949 stand sie in der 
Ecke eines kleinen Depotraumcs, ein Fremdkörper von der Ver- 
keilung hatte sich gelöst und bewegte sich bei jedem Hin- und 
Herrüeken über die runde Fläche. Die schlechten Temperatur- 
verhiiltnisse hatten die Risse klaffend gemacht. Wir standen vor 
einem der schwierigsten Restaurierungsprobleme der überhaupt 
so ungenügend gepflegten Sammlung. 
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