Der Stadtplan Augustin Hirschvogels mit der Restaurie-
rung des 19. Jahrhunderts.
Es ist bemerkenswert, wie weit die Restaurierung des 19. jhs.
das Urteil über Hirschvogel als Maler beeinflußt hat. Schwarz
sagt in einer Anmerkung (228, auf S. 123): „Daß Hirsehvogel
auch die Ölmalerei betrieben, ist nicht erwiesen. Der gemalte
Rundtisch ist eine handwerkliche Arbeit, die keine große
Kenntnis der Malteehnik bedingte." Es handelt sich bei unserer
Tafel aber gar nicht um eine Ölmalerei, und alles, was daraus
geschlossen wurde, konnte nicht stimmen. Wahrscheinlich hat
Hirschvogel wirklich nicht in Ol gemalt. Aber als Tempera-
maler ist er ein geübter Mann gewesen, das beweist der Anblick
des Planes, wie er sich uns nach der Abnahme der häßlich ni-
vellierenden, alle Nuancen tötendcn Ölübermalung darstellt.
Wir mußten zuerst den aufgestandenen Malgrund und die un-
zähligen Blasen niederlegen? Die Abbildung zeigt ein Detail
der Oberfläche ,wie sie sich uns dargeboten hatte. Erst als dieser
wieder fest saß, durfte der Rost so verändert werden, daß die
Latten arbeiten konnten und nicht starr blieben. Inzwischen hatte
gleichmäßige Temperatur ermöglicht, daß sich die Risse von
selbst schlossen. Wir sahen völlig davon ab, sie zu verkittcn,
wie es ja überhaupt das Prinzip der Wiederherstellung war, das
Alter und die starken Schäden des Werkes offen zuzugeben und
nicht durch Überarbeitung zu vertuschen. Ganz reibungslos
konnte mit Putzwasser die Ölübermalung abgenommen werden.
Denn die Temperamalerei blieb, da das Putzwasser sie nicht an-
griff, so fest bestehen, wie man es sich nur wünschen konnte.
Freilich tauchten mit der Abnahme der Übermalung auch die
alten Schäden auf, die für diese den Anlaß geboten hatten, be-
sonders die zahllosen offenen, zum Teil schon abgesprungenen
Blasen und die Fehlstellen der Beschriftung; diese ist aber iden-
tisch mit der auf der Radierung, sodaß sie jederzeit ergänzt
werden kann. Übrigens wurde die Tafel vor der Wiederher-
stellung natürlich dnrchphotographiert.
Der Restaurator hatte den Mut und die Lust und den Fleiß
zur Arbeit. Er hat mit unglaublicher Geduld tausende von klei-
nen Stellen so zugetupft, daß die originale Oberfläche unbe-
rührt blieb und nur die Malereinsich zusammcnsehloß. Wir
taten nur das Notwendigste, urn den ehemaligen Eindruck wie-
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Detail aus Hirschvogels Stadlplan von 15-17 (oder 1549)
mit vielen, zum Tcil schon nbgcsprungencn Blasen und
Schäden.