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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 4)

FUNDE BEDEUTENDER 
FUNDE BEDEUTENDER 
KUNSTWERKE IM 
HISTORISCHEN MUSEUM 
DER STADT WIEN 
Von FRANZ GLÜCK 
Ich möchte mit ein paar Worten nur und indem ich meinen 
Mitarbeitern und mir eine genauere Veröffentlichung vorbe- 
halte, einige bedeutende Kunstwerke publizieren, die bei der llr- 
öffnung des Historischen Museums der Stadt Wien zum ersten 
Mal gezeigt werden. 
Als ich, erst kurz zuvor zum Leiter der Sammlung berufen, 
mit meinen Mitarbeitern den Vorrat an Gemälden Stück ltlr 
Stück tlttrehsah, lieii ich ein grollt-s Bild (145 ,' 121 cm) beraus- 
stt-llen und in meinen Arbeitsraum schaffen, das mir durch 
seine ltervorrttgcnde Qualität ttttfgefallen war. Man hatte mir 
aus dem Inventar die Angabe „(Iephttlus und Procris, Italieni- 
srhe Schule des 17. Jahrhunderts" vorgelesen, dic sichtlich nicht 
zutral. f)et' Künstler tvar aus seinem Werk auf den ersten Bli;k 
zu erkennen, Ich erinnere mich noch eines Besuches des b - 
kannten Rottmayr-Forscht-rs Johann Klaus, der mir, als ich ihn 
im Vorzimmer begrüßte, skeptisch sagte: „ja, es gibt viele 
Bilder, die Rnttmayr zugeschrieben werden", vor dem Bilde 
aber sofort ausrief: „Das aber ist einer, und ein besonders 
schöner!" lis bedurfte jcdoch die. s einstimmigen Lrteils der 
Kenner gar nicht, denn das Bild t agt eine große Signatur: jo. 
Rottmayr da Roscnbrun 1706. Es fällt also in die Zeit der 
Arbeit an der Ausmalung der Uurehfahrt im Palais Liech- 
tenstein in der Rossau in Wien; einer schon im Gange 
befindlichen Lntersuehung bleibt es vorbehalten, festzustellen, 
ob nicht mit der Attsntalttng dieses Palais ein näherer Zusam- 
menhang besteht, zumal sich das „ , phalus und Procris"? 
Thema unseres Bildes mit den durchwegs der antiken Mytholo- 
gie entnommenen Vorwürfen der Liecbtensteinfresken wie 
„Dittna und lindymion", „Venus und Adonis", „Zeus und Hera", 
„I)ajwbne", „P0mona" gut vereinen litlit. 
Bei einer anderen als notwendig erkannten Ordnungs- und Ret- 
tungsarbeit gelang ein vielleicht noch überraschenderer liund. 
Das sogenannte Älaterialdepot", das es etwa ein jahrhundnt 
lang gab und das dzt7u bestimmt war, Gegenstände, die von Bau- 
ten stammten, aufzunehmen, war innerhalb eines Jahrhunderts 
mehrfach übersiedelt. Während andere Objekte sieh auf die ve - 
sehiedenstcn ellen verteilten, und sogar ungeschützt im Frt en 
lagen, befand sieh ein grollet" Teil des zusammengekommenm 
Vorrats in drei Bögen unter der Stadtbahn bei der Stelle, wn 
die Nulldorfer Straße in den rtel mündet. Die Besichtigung 
war ein seltsames Erlebnis, wie die Abbildung zeigt. Auf ihr 
aber ist auch rechts unten ein 'l'eil jenes wichtigsten liundes zu 
erkennen, der Kopf des Erzengels Michael von der XVcstfassadc 
des Stephansdomcs, dessen andert Stücke sich, im ganren Raum 
verteilt, glücklicherweise schließlich vollständig xusammenfan- 
 
  
 
 
 
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J. M. Rottmayr, Cephalus und Procrts. Signiert und datiert 1076. 
f)! auf Leinwand. Iliitnliivhvs Wltxsrttltt lil'l' Stadt WlQYI. 
den, auch die obere Koplpartie, die wir in einzelnen lärucken 
auflasen. Die Bchattptung Karl (jinharts' r die drei iguren 
des hl. Laurentius, des hl. Stephan und des Etzt-ngels Michael, 
es lasse sich, „da die Originale nicht erhalten sind, schwer sa- 
  
 
Die Signatur  M. Rotlmzrvrs auf dem Bilde mit Ccpha- 
lus und Prorris. 
gen, wie weit dic Kopien den ursprünglichen Zustand wiederge- 
ben", stimmt zur Gitnxt- nicht. Die Originale aller drei Figuren 
sind erhalten; der hl, Lattrrntius ist schon in der Kunsltopo- 
graphic wicdcrgegebett 1, der hl. Stephanus befand sich gleich- 
KUNSTWERKE IM 
HISTORISCHEN MUSEUM 
DER STADT WIEN 
Von FRANZ GLÜCK
	        
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