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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 12)

Franeesco Casorati, „Kalvarit-nbelig". Malerei. 
Eine lormal und in der F klar und sauber gebaute Arbeit, also als 
"Komposition" durchaus bejahenswert, aber als Aussage des Religiäsen 
völlig indifferent. 
 
ten läßt, nur daß sie lockerer aus dem llaptiseh-Bildncrischen 
hervorgewaehsen sind. Am freiesten in dieser Hinsieht wirken 
die Glasfensterentwürfe von Roger Bissiere, bei denen kraft der 
gehorsamen Gestaltverwirklichung durch den Künstler die 
naturhaften Elemente lwtrbe und Licht fast wie aus h heraus 
ihren Lobpreis dichten. Anklänge zeigen auch die wie aus Gra- 
nat- oder Schrapnellsplittern entstandenen Kreuzformen von 
gläsernen Würfeln eine sozusagen geistige Räumlichkeit in 
„Licht und Stoff". 
 
Iiraneeseo Somaini, doch spricht die „St-rie" ein wenig g 
die „FindungtW-lichtheit. 
liinen Schritt weiter geht (iiacomo Soffiantino. Zwar nem 
sein Bild „Der (iekreuzigtc", aber vielleicht kam ihm d 
Titel im nachhinein. ln Wirklichkeit niimlich hat sich 1 
mehr vollzogen, als daß sozusagen vertikale streifigc br 
Bahnen sich zu Beginn des oberen Bilddrittels wie zu Knä 
verdichten, während wie aus einer anderen Welt an verst 
denen Bildstellen Licht einzubrechen scheint. So geht in der 
eine regelrechte Faszination von diesem Bilde aus. 
Ob jedoch hier schon von einer „Wortwerdung des Flciscl 
der Materie, die selbstverständlich immer nur aufgegeben, 
nie voll erreichbar ist, gesprochen werden kann, hängt n 
lich davon ab, ob der Maler aus dem sich im Bildnerischen 
ziehenden Farbcreignis heraus diesem selber zum Bildwt 
seines geistigen Gehaltes verhilft, also die oder doch eint 
in ihm möglichen Gestalten entdeckt und sie im Rahmen de 
was der Mensch vermag, verwirklicht, oder ob er das l 
ereignis nur als Mittel zum Zweck verwendet. 1m lctzl 
lialle wird lediglich ein „Material" zur Realisierung vicll 
sogar eines guten Bildkonzeptes eingesetzt und nur im erst 
Materie zu ihrem eigenen Bilde entbunden und so das VW 
bezeugt. 
Daß das nichts mit einem billigen „Automatismus" zu tun 
versteht sich von selbst. Denn nicht auf mechanische Dr: 
Spritz- und sonstige Verlaufsvorgänge samt ihren meist 
fälligen Reizeffekten kommt es an. sondern eben einzig 
deren geistbedingten Bildvollzug, also auf das eigentliche 
staltgeschehen, das den „Sinn" als Ursprung Form und wir 
werden läßt. Von hier aus geben es „Bildc-r", wie das von l 
liontana mit dem anspruchsvollen Titel „(Tredo in Dio" 
glaube an Gott, zu billig. Zwei vertikale Sehlitzverletzunget 
hellblauen Leinwandgrundes, durch dessen untere lliilfte 
eine braungraue Wolke zieht, halten nicht stand, obgleich 
sicher interessante spekulative Kommentare finden lielien 
allerdings recht dem „Bild" als Bild das Urteil sprächen. 
l)ie erfreulichsten Arbeiten und vielleicht sogar das am w 
sten in die Zone einer neuen religiösen Bildaussage vorgec 
gene Bild, stammen von dem Priester Renato Laffranchi, I 
figürliche Versuche, offenkundige Auftragsarbeiten, lassen v 
unbefriedigt. 5 - bleiben in der zur Schablone gewordenen l 
vcntion. „Der Gekreuzigte" jedoch mit seiner Motivübcrset 
in die Begegnung zweier, von einem dornenkronenahnli 
Band_zusammengeschlossener Blaus erreicht schon die F, 
eines Manessier. Das „Süße llolz" (ll dolce legno), ein 
Kreuz symbolisierendes Brett, in das in eindrucksvoller „poi 
runder" Ve 'ilung schwarz- und goldköpfige Nägel eingesi 
gen sind, ni ert sich dann schon wieder, trotz subtiler 
bercdter Aussagen der Materie als solcher, ein wenig dem Kv 
gcwerbe. 
Einige graphische Studien jedoch und besonders das Aqu 
mit dem Titel „Lingelf das einzig im schwingenden Verhii 
modulierter zartfarbiger Flächen auf weißem Grund wer 
sein Genügen findet als seine Gestalt erreicht, kommen 
„Wortwerdung" erstaunlich nahe. Da wird gcwissermaller 
Gesang der Farben, in ihrem Raum- und Kraftverbältnis 
einander das Geistige anschaulich gegenwärtig, ohne daß 
symbolische oder allegorisehe Bezugsstützen nötig waren 
ist die durch die Farbe vertretene Materie, wenn schon i 
wahrhaft Geist, so doch zu seinem unmittelbaren Gleichnis 
Kleid geworden. Das aber stellt, wenn nicht alles trügt, die l' 
höchste, die einzig verbindliche, weil den Menschen der (je 
wart in seiner ihm aufgetragenen Situation und Existenz 
sprechende und ihn verpflichtende Weise und Gestalt nicht 
der religiösen Leitbildsehöpfung durch die Kunst dar. 
 
 
	        
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