Franeesco Casorati, „Kalvarit-nbelig". Malerei.
Eine lormal und in der F klar und sauber gebaute Arbeit, also als
"Komposition" durchaus bejahenswert, aber als Aussage des Religiäsen
völlig indifferent.
ten läßt, nur daß sie lockerer aus dem llaptiseh-Bildncrischen
hervorgewaehsen sind. Am freiesten in dieser Hinsieht wirken
die Glasfensterentwürfe von Roger Bissiere, bei denen kraft der
gehorsamen Gestaltverwirklichung durch den Künstler die
naturhaften Elemente lwtrbe und Licht fast wie aus h heraus
ihren Lobpreis dichten. Anklänge zeigen auch die wie aus Gra-
nat- oder Schrapnellsplittern entstandenen Kreuzformen von
gläsernen Würfeln eine sozusagen geistige Räumlichkeit in
„Licht und Stoff".
Iiraneeseo Somaini, doch spricht die „St-rie" ein wenig g
die „FindungtW-lichtheit.
liinen Schritt weiter geht (iiacomo Soffiantino. Zwar nem
sein Bild „Der (iekreuzigtc", aber vielleicht kam ihm d
Titel im nachhinein. ln Wirklichkeit niimlich hat sich 1
mehr vollzogen, als daß sozusagen vertikale streifigc br
Bahnen sich zu Beginn des oberen Bilddrittels wie zu Knä
verdichten, während wie aus einer anderen Welt an verst
denen Bildstellen Licht einzubrechen scheint. So geht in der
eine regelrechte Faszination von diesem Bilde aus.
Ob jedoch hier schon von einer „Wortwerdung des Flciscl
der Materie, die selbstverständlich immer nur aufgegeben,
nie voll erreichbar ist, gesprochen werden kann, hängt n
lich davon ab, ob der Maler aus dem sich im Bildnerischen
ziehenden Farbcreignis heraus diesem selber zum Bildwt
seines geistigen Gehaltes verhilft, also die oder doch eint
in ihm möglichen Gestalten entdeckt und sie im Rahmen de
was der Mensch vermag, verwirklicht, oder ob er das l
ereignis nur als Mittel zum Zweck verwendet. 1m lctzl
lialle wird lediglich ein „Material" zur Realisierung vicll
sogar eines guten Bildkonzeptes eingesetzt und nur im erst
Materie zu ihrem eigenen Bilde entbunden und so das VW
bezeugt.
Daß das nichts mit einem billigen „Automatismus" zu tun
versteht sich von selbst. Denn nicht auf mechanische Dr:
Spritz- und sonstige Verlaufsvorgänge samt ihren meist
fälligen Reizeffekten kommt es an. sondern eben einzig
deren geistbedingten Bildvollzug, also auf das eigentliche
staltgeschehen, das den „Sinn" als Ursprung Form und wir
werden läßt. Von hier aus geben es „Bildc-r", wie das von l
liontana mit dem anspruchsvollen Titel „(Tredo in Dio"
glaube an Gott, zu billig. Zwei vertikale Sehlitzverletzunget
hellblauen Leinwandgrundes, durch dessen untere lliilfte
eine braungraue Wolke zieht, halten nicht stand, obgleich
sicher interessante spekulative Kommentare finden lielien
allerdings recht dem „Bild" als Bild das Urteil sprächen.
l)ie erfreulichsten Arbeiten und vielleicht sogar das am w
sten in die Zone einer neuen religiösen Bildaussage vorgec
gene Bild, stammen von dem Priester Renato Laffranchi, I
figürliche Versuche, offenkundige Auftragsarbeiten, lassen v
unbefriedigt. 5 - bleiben in der zur Schablone gewordenen l
vcntion. „Der Gekreuzigte" jedoch mit seiner Motivübcrset
in die Begegnung zweier, von einem dornenkronenahnli
Band_zusammengeschlossener Blaus erreicht schon die F,
eines Manessier. Das „Süße llolz" (ll dolce legno), ein
Kreuz symbolisierendes Brett, in das in eindrucksvoller „poi
runder" Ve 'ilung schwarz- und goldköpfige Nägel eingesi
gen sind, ni ert sich dann schon wieder, trotz subtiler
bercdter Aussagen der Materie als solcher, ein wenig dem Kv
gcwerbe.
Einige graphische Studien jedoch und besonders das Aqu
mit dem Titel „Lingelf das einzig im schwingenden Verhii
modulierter zartfarbiger Flächen auf weißem Grund wer
sein Genügen findet als seine Gestalt erreicht, kommen
„Wortwerdung" erstaunlich nahe. Da wird gcwissermaller
Gesang der Farben, in ihrem Raum- und Kraftverbältnis
einander das Geistige anschaulich gegenwärtig, ohne daß
symbolische oder allegorisehe Bezugsstützen nötig waren
ist die durch die Farbe vertretene Materie, wenn schon i
wahrhaft Geist, so doch zu seinem unmittelbaren Gleichnis
Kleid geworden. Das aber stellt, wenn nicht alles trügt, die l'
höchste, die einzig verbindliche, weil den Menschen der (je
wart in seiner ihm aufgetragenen Situation und Existenz
sprechende und ihn verpflichtende Weise und Gestalt nicht
der religiösen Leitbildsehöpfung durch die Kunst dar.