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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 12)

Seite 12 oben : 
xslich. "Die Malkunst", von I. W. Baum- 
er, gezeichnet von jercmias Wachsmulh, 
chen von Martin Engelbrcchl. in Augsburg 
lckt. 
Seite 12 unten: 
x joscph Spicgler, Zwickelfreskc im ehe- 
{en Benediktinerslift Zwicfallcn. 
Dadurch erhält aber die allegorische Gestalt des Gebetes 
zusätzliche Nuancierung. Hier ist nicht das stille. innere 
et gemeint, sondern das hymnische, psalmodische, tönende 
:t, die musica coelestis, die über die musica mundzina trium- 
-t. 
l die linke Gruppe unseres Blattes unterscheidet sich in der 
ültigen Ausführung vom Entwurfe. Die auffallendste Dif- 
lZ liegt in der Umbildung des auf der Staffelei stehenden 
cldes. Das Oval des Entwurfes ist zu einer brennendem 
form geworden, worauf ein weibliches Antlitz gezeichnet 
letzt erst ist das nach ohen gewendete Antlitz der Malerei 
ändlieh. Denn so wie der am rechten Rocaillerand schwe- 
e plastische Putto mit der Sonnenhlume in der llnnd und 
nach oben weisenden Finger seiner Linken, das Motiv von 
rngen Beziehung zwischen Sonne und Sonnenblume (im my- 
igischen Bereich Apollo und Clythin) antönt. so soll per 
)giam diese Malerei ihr brennendes Herz (Augustinus) nach 
' Sonne, dem Antlitz Mariens wenden, das im großen Dek- 
resko zunächst der heiligen Dreifaltigkeit sich befindet. Wir 
haben es demnach hier mit einer ars pictoria coelestis zu tun, 
Als Ergänzung zu dem im Entwurf schon vorhandenen Attri.- 
buten sind im ausgeführten Fresko noch ein Äffchen und ein sich 
aus dem Kartuschenfeld hcrausdrehcnder Putto mit Maske in 
plastischer Gestaltung yurhanden. Beide Attribute verleiten 
dazu, in ihnen negative Charakteristika zu sehen. Aber sowohl 
der Affe (simia) wie auch die Maske sind Attribute der Malerei. 
Hier allerdings im Gegensatz zur himmlischen Malerei als Cha- 
rakteristika einer Nachahmung profaner Dinge, sogenannter 
Kontrafakturen, und als eine ars pietoria mundana aufzufassen. 
Affe und Maske sollen auch hier anzeigen. daß die imitatio, die 
Nachahmung, untrennbar mit der Malerei verbunden ist. 
Diese Entwürfe Franz Joseph Spieglers können keinen Anspruch 
erheben, originäre Inventionen zu sein. Wie alle Künstler der 
Barockzeit hat auch er nach der „Maler-Bibel", nach der „leono- 
logia" des Cesare Ripa seine Figuren gestaltet. Im vorliegenden 
Falle kann es aber noch nicht die um 1760 edicrte Redaktion des 
Augsburger Verlegers llertcl gewesen sein. Vielmehr wird einer 
jener Kupferstiche aus den zahlreichen Serien von Augsburger 
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