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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 7 und 8)

Ge wnteil etwas, Wlls ihn des öfteren unmittelbar angeregt hat. 
llin Buch, eine Kulturgeschiehte des liächers, war der Anlaii 7.u 
einer Serie von alirauen mit liächern" (1949). Der li" "her wurde 
läerttini zum Symbol der Weiblichkeit, und cinc liülle bildneri- 
scher Anmut strömte ihm aus dem „litt-rarisehen" Thema zu. 
Das Hlntaginiirt- Alphabet" _ ht auf Ludwig Wittgensteins 
fliraetaltts LogictrPltilosophicus" zurück, der Philosophie als 
Sj achkritik konstituierte l.e wie diese lasziniertcn Bertuni: 
"Philosophie ist keine Lehre, sondern eine Tätigkeit. Die Resul- 
tate der Philosophie sind nicht philosophische S"; ze, sondern (las 
Klarwerdeit von. nen . .. sie (nämlich die Philosophie) wird das 
lhsagbart- bedeuten. indem sie das Sagbare klar darstellt." 
  
 
  
  
Philosnjvlttt- als" Berichtigung des Sprachgebrauchs, der Aufruf 
zur liesinnuny aul das, was Sprache ist, was ihre Elemente sind, 
Wth sie vorzustellen vermögen, die Entdeckung. dali der Sinn 
eines 'at7.es in der Methode seiner Verifikation liegt, regten Ber- 
toni zu jenem Versuch der „Sprachkrittk" an, den das „lmitui- 
itarc Alphabet" darstellt, und merkwürdigerweise sind dabei 
einitlt- echt bildhauerische WR-rke entstanden. 
Klitnjy und Klarheit der Sätze des Österreichers XViltgt-nsleiiw 
haben den Italiener Bertoni angezogen. Das scheint uns keine 
i lige ' gung. Denn wenn es etwas gibt, das entscheidend 
durch läertonis Werk geht - und wir glauben, dall es das gibt 
-, dann ist es jener Sinn für die Solidität der Dinge, sind es je- 
ner Klang, jene Klarheit, die de (ilhirictt und Carra unter Berus 
lunj; aul (iiotto, Masaeeio und Leello einmal das "Prinripio 
nu" itanntett und die bei Wlittgenstein in so großartiger 
ise wiederkehren. 
 
  
'I,l 
 
lltwtis zugleich sehr FormbetVuIRtt-s und leidenschaftlich Starkes 
oder sinnlich Anmutiges, das auch in abstrakter Darstellung 
durehscltlagt, ist Wander Bertonis Werk in allen seinen Stil- 
wztndlttngen eigen. lEs hat Spannweite, besir t die Gabe der Ver- 
wandlung. Uas außerordentlich expressive, ja expressionistisch- 
phantitstisehe Leidensmonuntent des „Kreuzes" (1958), das aber 
gleichzeitig auch liür den Cekrcuzigten und den qualvollen Vor- 
gang der Kreuzigung selber steht. findet sich neben dem „Con- 
certti" (lllFvU), welches musi lischen Rhythmus und Form der 
Instrumente (und des Musikanten) in dcr gleichen. sicheren 
schönen, halb kubistischen Konzeption wiedergibt. Die ver- 
gleichsweise „iir0tl_vnami.sche" Form des „ikarus" (1951), der 
sich gleichsam vor unseren Augen in die Lüfte erhebt, hat nicht 
weniger Klarheit und Harmonie und „Solidita ' als das von uns 
schon angeführte "Kleine u" (1955) aus dem „Imaeinärcn Alpha- 
bet". 
Wo innliehkeit, Klarheit, Sinn für die Solidität der Dinge, Mu- 
sikalitiit und so fort, in bestimmter Weise auch als Eigenschaf- 
ten des üslerreiehischen Chi rakters erkennt, wer um die alte Ai- 
fini it dscht-it Italienertunt und Osterreichertunt weiß, den 
wird es nicht wunder nehmen, daß XYander Bcrtoni auch heute 
noeh in Wien seinen ungewöhnlich fruchtbaren "Dialog mit der 
Zeit" führt. 
 
 
 
 
NVantlt-i" liertoni, 
"Das Kreuz". 
Gips, W58. 
Wandel" Bcrtoni, 
"mmende Fipttt". 
ndstein, 1946. 
 
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