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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 7 und 8)

VON FAISTENBERGER BIS FEUERBACH: 
Romantik in Österreich - Romantiker in Salzburg 
Weit gespannt in rein zeitlicher Hinsicht ist der Bogen, der in der 
großen Ausstellung der Snlzhurger Residenzgnlcrie von den Anfängen 
bis zum historischen Ende der deutschen Romantik geschlagen wurde; 
trotzdem kann keine Rede davon sein, man habe sich dazu verleiten 
lassen, die zahlreichen Säle der Residenzgalerie mit einer möglichst 
großen Zahl von Namen und Werken zu füllen. Nehmen wir es 
vorweg: Die Ausstellung. von lirnst H. Buschbcck, in wissenschaft- 
lich mustergülliger Weise vorbereitet, will nicht nur eine Rechen- 
schaft über die Romantik als solche ablegen, sondern setzt - 
und das scheint uns ihr Haupiverdienst zu sein - die Kunst jener 
Krisenjahrzehntc um die Wende vom 18. zum 19. jahrhunderl in mus- 
„Romantik gibt dem Alltäglichen einen Sinn, 
gibt dem Gewöhnlichen ein Geheimnis. 
gibt dem Offensicbtlicben die Würde des nach Unbekannten 
um! dem Iürgänglicben eine Spur der Ewigkeit." 
(Novalisz) 
nnlurulislisch-mnlcriulistischcn Mnlrichtungen des späten 19. jahrhun- 
dcrts als „unmalcrisclf abgetan, vom Psychologismus der Ästheliker 
des ersten Viertels unseres Säkulums als Irrweg an der Oberfläche 
mißvcrslnndcn, mißbrnucht von jenen, die in geheuchelter Harmlosig- 
keit aus den Malwcrken der Romantik eine Art von Opium für das 
Volk machen wollten, wird sie heute immer noch gerne aus unserem 
Kullurbewulltsein verdrängt: letzten Endes wissen viele von uns nichts 
mehr mit ihr anzufangen. Aus diesem Grund ist es der Salzburger 
Rcsidcnzgulcric und vor allem EfnSl H. Buschbeck hoch anzurechnen, 
 
Ferdinand v. Olivier: Salzhurgische Landschaft. Blick vom Mönchsberg über die "Richterhöhe" gegen den 
Untersberg. Ol auf Eichenholz. 49x63 cm. Monogrammiert und datiert 1824. 
drückliche und gegenständliche Beziehung zu Österreich, zu Salzburg. 
Nicht der römische, raffztellisierende, antiklassizistische Aspekt tritt 
daher in den Vordergrund, diskutiert wird vielmehr das Ringen um 
ein neues Bild der Natur in der besonderen Ausprägung der aipenliindi- 
sehen Welt. Oh man nun vor einem so grandiosen Bild wie dem 
„WalZmann" von Caspar David Friedrich steht oder sich von dem 
unvergleichlichen PulhnS Josef Anton Kochs („Sehmadrihztehfaiilf 
„jungfrau und Berner Oberland") mitreißen füllt, ob man mit Fer- 
dinand von Olivier dem süßen Zauber der Salzhurger Landschaft e 
liegt oder von Ludwig A. Richter in die 1' bClLlndSC uft des nör 
liehen Böhmen („Überfahrt um Schreckenstein") eingeführt wird - 
überall und immer hat mnn teil an jenem gewaltigen, schauervoll- 
ctndächtigcn Staunen, mit dem sensible Menschen sich den letzten Ge- 
heimnissen der Natur hingahen. 
Das Bild der historischen Romantik mull - und uueh dazu wird die 
Snlzburger Ausstellung beitragen - von den Schatten einer nneh nicht 
allzu weit zurückliegenden Vergangenheit gereinigt werden. Von den 
 
daß keine Mühe gescheut wurde, schwer zugängliche, heute in abge- 
schnürtcn Teilen der Welt liegende Hauptwerke (vornehmlich aus der 
DDR.) nach Salzburg zu bringen. Wer nunmehr Gelegenheit hat, Ge- 
mälden Aug' in Aug' gegenüberzustehen, die im wesentlichen oftmals 
nur aus Haus-, Schul- und Kinderbüchern bekannt waren, wird ganz 
spontan erfahren, wie sehr berechtigt das Salzburger Unterfangen war. 
Nicht unerwähnt soll der vorzüglich bearbeitete Katalog bleiben. der 
nicht nur im eigentlichen Bildcrverzeichnis allen Forderungen wissen- 
sehaftlicher Akribie gerecht wird, sondern auch in der ausführlichen 
Einleitung neue Gesichtspunkte anführt; wir beziehen uns auf die 
Herausarbeitung der besonderen Bedeutung der Schweiz für Begrün- 
dung und Entfaltung der romantischen ldec, ferner auf die Betonung 
der Rolle Wicns innerhalb der Entwicklung der Romantik und schließ- 
lich auf die Einordnung der malerischen Romantik in die allgemeinen 
zeitgeschichtlichen Strömungen, wobei uns besonders der Hinweis auf 
die Schlusselstellung des hl. Clemens Maria Hofbauer sehr wesentlich 
erscheint. Dr. E. Köller 
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