MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 7 und 8)

DIE MEISTER DER DONAUSCHULE IN NIEDERÖSTERREICH 
Von 
FRI 
FZ DWORSCHAK 
Als Hermann Voss vor mehr als fünfzig Jahren in seinem 
Buche „Der Ursprung des Donaustiles" erstmals über den Gegen- 
stand zusammenfassend berichtete, konnte man nicht ahnen, wie 
rasch und dicht sich der gezogene Rahmen mit Vorstellungen 
von Kunst und Künstlern der behandelten Epoche füllen würdeß 
Zunächst wohl langsamer; nach dem Ende des ersten Weltkrie- 
ges aber erschienen immer schneller hintereinander zahlreiche 
Veröffentlichungen in Österreich und Deutschland, die stets neue 
Beiträge zum Problem der „l)onauschule", wie man später den 
„Stil" benannte, brachten. Inzwischen hatte man auch die Skulp- 
turen in den Kreis der Betrachtung einbezogen, und als „donau- 
liindisch" bezeichnet man nunmehr die Arbeiten, deren Entste- 
hungsort mangels urkundlicher Sicherung noch unbestimmt 
1 bleibt, wenn sie nur zeitlich und stilistisch in diese späteste Phase 
der Gotik hineinreichen. So ergab sich allmählich ein Bestand 
von Kunstwerken, vorwiegend von Tafelbildern, dessen zeitli- 
cher Umfang von den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts bis 
etwa 1530 reicht, dessen räumliche Begrenzung im Donautale 
durch die Städte Regensburg und Wien gegeben ist. Freilich, die 
uberdeutsehcn Wurzeln dieses Stiles reichen in jeder Hinsicht 
weiter zurück. Auch der Niederländer Rogier van der XVeyden, 
der Elsässer Martin Schongauer, vor allem dessen Holzschnitte, 
standen Pate bei der Ausbildung der Voraussetzungen für die 
Gewinnung neuer malerischer Aspekte, die sich zunächst in den 
Werken Rueland FrueauFs d. J. abzeichnen. Passau ist der Aus- 
gangspunkt und im Stifte der Augustincr-Chorherren in Klo- 
stcrneuburg hat der Meister während einer ganzen Reihe von 
Jahren gearbeitet. Die Kreuzigung von 1496, die Flügel des Al- 
tares Johannes des Täufers bzw. Leopolds des lleiligen (1501), 
der neue Landespatron von Niederösterreich fast lebensgroß 
(1507), verhalten in ihrer Darstellung der Menschen, schlagen 
mit ihren Landsehaftsbildern eine neue Seite deutscher Malerei 
auf. Beides zusammen erinnert nach einem Worte von Friedrich 
Winkler an die deutschen Romantiker Moritz von Schwind und 
Ludwig Richter. 
Der Donaustil im engeren Sinne ist aber mehr als das. Er wird 
seit der Ankunft der Augsburger Meister in Österreich von 
einem „neuen, wilden Geist" beseelt, von dem in der Plastik 
auch ein Veit Stoß stark berührt erscheint; der Nürnberger 
Meister nimmt auf die donauländische Entwicklung denn auch 
stärksten Einfluß. Zeitlich schiebt sich zwischendurch Lukas 
Cranach ein, dessen ältestes Tafelbild - eine Dornenkrönung 
aus dem Neukloster in Wiener Neustadt - von Otto Benesch 
noch in das Ende des 15. Jahrhunderts (1498199) angesetzt wird; 
auch (Üranach zählt somit zu den Paten der Donauschule, deren 
llauptmeister Albrecht Altdorfer (St. Florian!) und Wolf lluber 
nur auf Reisen bis Wien gelangt sind. Wohl aber hat Albrechts 
Bruder Erhard in der Schleierauffindung der Klosterneuburger 
Galerie in Niederösterreich ein namhaftes Werk hinterlassen. 
Längeren Aufenthalt nahm hier Jörg Breu d. A. aus Augsburg. 
den wir als „pictor ex Khrembs" in den Abtsrechnungen von 
Zwcttl finden; er malte für die Zisterze den heute noch erhal- 
tenen Bcrnhardialtar (1500). In den beiden folgenden Jahren 
schuf er die bereits im ausgeprägten Donaustil gehaltenen Hoch- 
altiire von Aggsbach (Karthause) und Melk (Stiftskirche), letz- 
terer fälschlich nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Wul- 
lersdorf nach diesem Orte bezeichnet} In Krems arbeitete er als 
Geselle in der Werkstatt seines Landsmannes Lorenz Wilgitter, 
den er an Kunstfertigkeit weit übertraf. 1502 in seine schwä- 
bische lleimat zurückgekehrt, nahm er seinen jüngeren Bruder 
Claus (Niklas) als Lehrling auf. Auch dieser verbrachte seine 
Reisc- und Gesellenjahre nach Schulung bei Altdorfer in Regens- 
burg in Ober- und Niederösterreich, wo wir ihn urkundlich in 
Wien und Stift Göttweig bis 1533 verfolgen können; ein längerer 
Aufenthalt in Krems ist so gut wie sicher, das gerade damals 
eine ganze Anzahl von Malcr-, Bildhauer- und Steinmetzwerk- 
Flügelaltal" der Stiftskirche von Zwettl mil Tafelhildern (aus dem Leben 
des hl. Bernhard) von Jörg Breu d. Ä. Um 1500.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.