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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 9)

 
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IN 
MEMORIAM 
OSWALD 
HAERDTL 
Professor Architekt Oswuld Haerdtl hat sein nrbeitsrt-iches Leben been- 
det. Auf der Höhe seines künstlerischen Schaffens ist er am 9. August 
1959 hingeschieden. In Wien, wo er 1899 geboren wurde, absolvierte 
er an der Kunstgewerbesehule bei Kolo Moser und Oscar Strnad seine 
Studien und wurde dann Mitarbeiter von Josef lloffmannl, dessen. 
Bureau er später übernahm und weiterführte. Als Prof. Haerdtls Schul 
später Mitarbeiter und Assistent habe ich durch zwei jahrzehnte 
Schaffen miterlebt, - ein Schaffen, von dem er so besessen und fa 
niert war, daß es ihm den Inhalt des Lebens bedeutete. Dank dieser 
Konzentration, des ungewöhnlichen Fleißes und der außerordentlichen 
Begabung liegt nun ein Lebenswerk vor uns, das wegen seiner Viel- 
seitigkeit schwer zu überschauen ist. Diese Fülle des Geleisteten wiegt 
umso mehr, als Haerdtl, im Gegensatz zu Josef Hoffmann, in eine 
weit ungünstigere Zeit hineingeboren war, so daii ihm zur vollen 
künstlerischen Entfaltung nur eine kurze Spanne Zeit eines allgemeinen 
Wohlstandes geschenkt wnr. Unter den vielen ausgeführten Entwürfen 
wären als wichtigste zu nennen: Die österreichischen Pavillions auf den 
Weltausstellungen in Brüssel 1935 und in Paris 1937; die Staats- und 
Empfangsräume im Bundeskanzleramt; mehrere Einfamilienhäuser ex- 
klusivster Ausführung; Restaurants wie „Arabia" am Kohlmarkt, Volks- 
garten und Palais Auersperg; die österreichische Abteilung auf der 
Triennale in Mailand; zahlreiche Messepavillons; lndustriebauten für 
die Firma llumig und das Druckereigebäude für die Firma Brüder Rosen- 
baum; Bureaubauten, Geschäftseinriehtungen und Bankfilialen; das fli- 
storische Museum der Stadt Wien; Schulbauten. Außerdem nahm Prof. 
Haerdtl an vielen Wettbewerben teil und erhielt u. n. einen ersten Preis 
bei der Konkurrenz für das Burgtheater. 
 
 
Die Entwürfe OSWztld Haerdtls, bis ins letzte Detail von ihm selbst durch- 
gearbeitet, zeigen Routinc und unglaubliche Sicherheit. Die Skizzen 
sind beinahe „hingeschriebt-n" und beweisen den überaus begabten 
Zeichner und Maler. Ein gründliches Studium der Antike, deren Archi- 
tektur und Geschichte, war für llaerdtl mehr als eine bloße Liebhaberei, 
denn die daraus gewonnenen Erkenntnisse standen im Hintergrund 
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aller seiner Entwürfe. Darüber hinaus war er aber stets bemüht, auch 
die intime Atmosphäre der alten Hiiuser des Donauraumes in seinen 
Werken zu berücksichtigen. Man spürt Ursprünglichkeit und Kraft und 
dennoch ist alles leicht und elegant, voll überraschendem Formenreich- 
tum und Kontrast. Alle seine Arbeiten verbinden ausgesprochene Mo- 
dernität und Zeitlosigkeit. 
Besondere Sorgfalt zeigt die Ausführung der Details. Prof. llaerdtl war 
der Auffassung, daß neben einem guten Grundkonzept des Gesamtent- 
wurfs und der Proportionen das Detail für den Wert oder Unwert eines 
Werkes entscheidend ist. Somit hat sich für ihn auch dort ein weites 
künstlerisches Tätigkeitsfeld aufgetan, wo andere Architekten z. B. Le 
Corbusier ihr Werk als beendet betrachten. Die Konstruktion und die 
Form gaben Haerdtl erst den nötigen Raum für eine intensive Gestal- 
tung des Werkes, um daraus ein Gebilde feinster Kultur zu schaffen. 
Dabei bewies er, wiesehr er das Ornament, die Profilierung und die 
Oberflächengestaltung in moderner Form beherrschte. Oswald Haerdtl 
war stets bestrebt, ' in nicht dem Zug der Zeit zu folgen und nur den 
funktionellen und zivilisatorischen Erfordernissen Genüge zu tun oder 
gar nur mit der Konstruktion „Architektur zu machen". Über die tech- 
nisch konstruktiven Bedingungen hinaus legte er größten Wert auf die 
menschliche, psychologische und kulturelle Seite einer Bauaufgabe. 
Seit dem Jahre 1922 war Haerdtl als Assistent von Josef Hoffmann 
Lehrer an der Wiener Kunstgewerbesehule und hatte seit 1935 die 
Meisterklasse für Architektur inne. Seine starke Persönlichkeit, die 
allen Schülern ihren Stempel aufdrückte, sein künstlerisches Format, 
verbunden mit vitaler Energie, haben ihn und seine Schule zu einem vor- 
züglichen Begriff in dcrWelt gemacht. Eine ganze Architektengeneralion 
wurde von ihm direkt oder indirekt bccinflußt. Durch zahlreiche Ehrun- 
gen, - goldene Medaillen und Staatspreise für Architektur, den Ehren- 
preis der Stadt Wien, oftmalige Verleihung des Grand Prix und viele 
andere, höchste Auszeichnungen -, fanden seine Leistungen vielfältige 
Anerkennung im In- und Ausland. 
 
Architekt Franz Hoffmann
	        
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