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Von FRANZ WINDISC]
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Schloß Dobersberg im Waldviertel nahm einst unter den
Schlössern des nördlichen Niederösterreich einen besonderen
Platz ein. Hans Tictze nannte es in der österreichischen Kunst-
topügraphie (Bd. VI) im Zusammenhang mit der Epoche des
limpire „geradezu ein Juwel der österreichischen Spielart dieses
Stiles". Das bezog sich freilich nicht auf den Bau des Schlosses,
dessen heutiger Bestand im wesentlichen auf das 16. und 17.
erreicht hatten, wie selten vorher, ist es wohl verständlich,
daß das Schloß dank seiner Ausstattung als Juwel bezeichnet
werden konnte.
Von all den vielen schönen Dingen ist heute nur mehr ein
Bruchteil in des Wortes härtester Bedeutung erhalten geblie-
ben. Die Vernichtung des Inventars von Dobersberg ist ein
Teil jenes Kapitels aus unserer jüngsten Vergangenheit, das
Schloß Dohurabcrg; im Vlnldvicrlcl.
Jahrhundert zurückgeht, sondern auf die Innenausstattung. Diese
war zu Beginn des 19. Jahrhunderts angeschafft worden, als der
aus Belgien stammende Graf Philipp Grünne das Schloß erwarb.
Die Einheitlichkeit der Einrichtung war es, die deren kultur-
historischen und künstlerischen Wert ausmachte. Denn ange-
fangen von den Wanddekorationen, über die Bilder und Möbel
bis zu Porzellan und Silber stammte nahezu alles, was Quali-
tät beanspruchen konnte, aus dem Empire und dem Biedermeier.
Da zu jenen Zeiten Kunst und Handwerk in Wien ein Niveau
„1945" überschrieben ist und wegen seiner Verwüstungen
und deren Folgen den Hussiten- und Schwedenkriegen an trau-
riger Berühmtheit nicht nachsteht.
Die sinnlose Demolierung der Einrichtung war so radikal ge-
wesen, daß die Besitzer sich nicht mehr in der Lage sahen, das
Schloß weiterhin zu bewohnen. Aus einem ganz einfachen und
und plausiblen Grund: weil nicht mehr genug Mobiliar vorhan-
den war. - Sie mußten sich also nach einem kleineren Haus
umsehen, das sie mit dem, was ihnen geblieben war, einrichten
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