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Volltext: Alte und Moderne Kunst V (1960 / Heft 5)

 
fiel an Karl V. auf, der in einem einfachen schwarzen 
Seidenrock, eine brennende Fackel tragend, dem Aller- 
heiligsten folgte. Sie wird auch an Ferdinand II. hervor- 
gehoben, der „zu Fueß. mit entdecklem Haupt, mit einem 
sChlCChlCn Kräntzlein von Rosen auff dem Kopff, mit 
einem Wiendliecht in der Hand, alle Jahre seinen Herrn 
auf seinem Triumphzug begleitete". Um dieser „alten 
Frömmigkeit des Hauses" Genüge zu tun, wurde kein 
 
Opfer gescheut. Diese Tradition war so stark, daß sich 
selbst Josef II. ihr beugte. Der greise Kaiser Franz jo- 
seph erfüllte mit bekannter Treue jährlich diese Ehren- 
pflicht. 
Neben der Pietas Eucharistica war es im 16. und 17. Jahr- 
hundert auch die Kr e u z v e r c h r u n g, der sich das 
llaus besonders verbunden fühlte. Diese Verbindung 
wird ebenfalls auf den Ahnherrn Rudolf von Habsburg 
zurückgeführt, der als neugewählter König den Huldi- 
gungseid der Fürsten in Ermangelung eines Zepters auf 
ein Kreuz abgenommen habe mit der Motivierung: „Seht 
das Zeichen, durch das die ganze Welt erlöst wurde; die- 
ses Zeichen gebrauchen wir als Zepter." Über dem Mün- 
ster von Aachen habe sich, laut chronikalen Berichten, 
bei Rudolfs Krönung eine Wolke in Kreuzesform gezeigt. 
Im Mittelalter deutete man diese beiden Begebenheiten 
im Sinne einer göttlichen Aufforderung zu einem Kreuz- 
zug, in der Barockzeit wurden sie im Sinne der Verteidi- 
gung der Christenheit an den Grenzen des Habsburger- 
reiches aufgefaßt. 
Das Kreuz als Zeichen des Sieges - analog zu den von 
Konstantin gehörten Worten: in hoc signo vinces - 
wurde keineswegs nur äußerlich verstanden, indem man 
häufig ein Kreuz oder eine Kreuzpartikel in den Kampf 
mitnahm. Die der Mehrzahl nach tiefreligiösen habs- 
burgischen Herrscherpersönlichkeiten jener Epoche wuß- 
ten sehr wohl, daß ein Sieg durch das Kreuz gleichbe- 
deutend mit dem Folgen Christi auf seinem Kreuzweg 
sei. S0 versichert Philipp I1. vor dem Sterben seinem 
Sohn, er werde nur dann den Titel eines katholischen 
Königs verdienen, wenn auch sein Leben mit dem des 
Gekrcuzigten übereinstimmen werde. Es ist bekannt, 
daß Ferdinand II. in einer Stunde höchster Gefahr sich 
vor einem Kruzifix in der Burg niedergeworfen und sich 
im Gebet bereit erklärt hat, auch Schande und Verach- 
tung durch die Feinde der Kirche zu erdulden, wenn 
Gott es so wolle. Es wurde dann das Gerücht verbreitet,
	        
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