Jugend
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und
Chaos
ERNST
KOLLER
ZU
BILDERN
VON
KARL
KORAB
In lleft 12[1959 der Zeitschrift „Alte und moderne Kunst" gab Johann
Muschik in seinem Beitrag „Wiens phantastische Realisten" einleitend einen
kurzen Überblick über Werden und Zusammensetzung der sogenannten
„Wiener Schule", die damals mit einer vielbeachteten Ausstellung ihrer lIaupt-
mitglieder im oberen Belvedere hervortrat.
Im Frühjahr 1960 zeigte ein bis dahin nur im engsten Kreis bekannter Künst-
ler, Karl Korab, im Gewerkschaftshaus beim Karlsplatz eine Reihe von Ge-
mälden und Graphiken, die bei der Kritik höchstes Interesse fanden, von der
Öffentlichkeit jedoch infolge der ungünstigen äußeren Um. iinde kaum zur
Kenntnis genommen wurden. Karl Knrab gehört nun ganz unzweifelhaft in
den geistigen Umkreis der „Wiener Schule", er ist andererseits trotz seiner
Jugend eine künstlerisch so profilierte Persönlichkeit, daß nunmehr die Ge-
legenheit wahrgenommen sei, ihn den Freunden junger Kunst in gleichem
Rahmen vorzustellen.
Korab wurde am 26. April 1937 in Falkenstein, Niederösterreich, geboren,
besuchte die Realgymnasien in Laa an der Thaya und Horn, beschäftigte sich
bereits während dieser Mittelsehuljzihrt- mit der Kunst des Zeichnens und
maturierte 1957, wobei er bezeichnenderweise eine Matura-Arbeit in Kunst-
geschichte verlegte. Noch 1957 trat er in die Wiener Akademie der bildenden
Künste ein und besuchte dortselbst die Klasse Prof. Sergius Pauser. Seine
hervorstechende Begabung wurde bald erk nnt und schon im ersten Studien-
jahr zeichnete man ihn mit der Goldenen Fügermedaille und dem Meister-
schulpreis aus. 1958 beginnt die auch heute noch fortwährende Auseinander-
setzung mit den Problemen des „Phantastischen Realismus", jener auf der
Grundlage seelischer Erlebnisse basierenden, rein formal aus dem Surrealis-
mus entwickelten Strömung in der Malerei, die als der wohl für das öster-
reichische Wesen lypiseheste Beitrag zur Malerei der unmittelbaren Gegen-
wart angesehen werden muß. Korab, humanistisch gebildet, an der Vergan-
genheit orientiert, fand in der Akademie selbst die besten Voraussetzungen
vor, um zu seiner Art des Sehens und Gcstaltens vorzustoßen, beherbergt
doch die Galerie des Gebäudes am Sehillerplatz als vielleicht großartigstes
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