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Volltext: Alte und Moderne Kunst V (1960 / Heft 11 und 12)

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l Schneidcr-Esslebcn und Knolhe: 
Mannesmann-Hochhaus in Düsseldorf. 
2 Mies van der Rohe: Hochhäuser in 
Chikago. 
3 Mies van der Rohe: Entwurf für 
Berliner Wolkenkratzer. 
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die Mies van der Rohe 1951 am 
Lake Shore Drive in Chikago er- 
richtet hat, oben wie abgeschnit- 
ten? Hier ist die ausschließliche 
Verwendung von Glas und Stahl 
rigoros zum Prinzip erhoben. Über 
dem Sockelgeschoß, dessen äus- 
serer Abschluß durch die tragenden 
Rundpfeiler markiert wird, erheben 
sich zwei je 25stöckige Kuben. Die 
äußere Form ist kaum von dem deut- 
schen Bürohaus zu unterscheiden, 
obwohl es sich bei dem amerikani- 
schen Werk um ein Hochhaus mit 
Apartementwohnungen handelt. 
Während die Angestellten der Man- 
nesmann-Werke noch durch Alu- 
minium-Platten gegen Einblick von 
außen geschützt waren, sind hier 
Vorhänge der einzige Schutz vor 
unerwünschten Blicken und vor 
Sonnenbestrahlung. Im Unterschied 
zu dem deutschen Hochhaus sind 
die durchlaufenden Vertikalen der 
Rahmenverspannung bei dem ame- 
rikanischen Bau mehr betont, zumal 
die ganze Front hier in Haupt- und 
Nebenleisten unterteilt ist. Die In- 
tenlion des Architekten geht also 
dahin, die Wand als solche völlig 
verschwinden zu lassen und die 
Durchsichtigkeit der Architektur in 
höchstem Maße zu steigern. Die 
gleiehiörmigen Wohnblöcke stehen 
rechtwinklig zueinander, wodurch 
ein reizvoller Kontrast wirksam 
wird. Schon 1920 hatte Mies van 
der Rohe einen gläsernen Wolken- 
kratzer für Berlinß entworfen, der 
jedoch nie ausgeführt wurde. Dieser 
Bau fasziniert durch die Leichtig- 
keit seines Aulragens und durch 
die Eleganz seiner geschwungenen 
Umrisse. Man kann sich ein solches 
Traumgebilde allerdings kaum als 
bewohnt oder benutzt varstellen, 
weil dann der Reiz eines so zer- 
brechlichen Gehäuses verloren 
ginge. 
1m Gegensatz zu den bisher ge- 
zeigten Hochbauten ist die Tabak- 
iabrik van Nelle in Rotterdam' 
ganz in die Breite gezogen. Dieser 
Bau wurde zwischen 1928 und 193i) 
von den Architekten Brinkmann 
und van der Vlugt errichtet. Vorne 
leitet die geschwungene Fassade des 
Bürotraktes auf die Fabrik zu, deren 
Aussenansieht durch die risalitför- 
mig vorgezogenen, völlig verglasten 
Treppenhäuser und durch die ho- 
rizontal durchlaufenden Fenster 
entscheidend bestimmt wird. Die 
metallenen Brüstungsplatten wirken 
hier nur als Stockwerkmarkierun- 
gen. Von einer Fassade im alten 
Sinne kann man kaum sprechen, da 
der Blick ja nicht auf eine Wand ge- 
lenkt wird, sondern durch das Glas 
direkt ins Innere des Gebäudes 
dringt. Die Naehtaulnahme des er- 
leuchteten Gebäudesi gibt zu er- 
kennen, wie sehr die Glaswand zum 
Schaufenster geworden ist, das den 
Einblick nicht nur gestattet, son- 
dern geradezu herausfordert. In 
diesem Hause soll möglichst alles 
für die Öffentlichkeit sichtbar sein; 
die private Sphäre ist weitgehend 
ausgeschaltet. 
 
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