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l Schneidcr-Esslebcn und Knolhe:
Mannesmann-Hochhaus in Düsseldorf.
2 Mies van der Rohe: Hochhäuser in
Chikago.
3 Mies van der Rohe: Entwurf für
Berliner Wolkenkratzer.
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die Mies van der Rohe 1951 am
Lake Shore Drive in Chikago er-
richtet hat, oben wie abgeschnit-
ten? Hier ist die ausschließliche
Verwendung von Glas und Stahl
rigoros zum Prinzip erhoben. Über
dem Sockelgeschoß, dessen äus-
serer Abschluß durch die tragenden
Rundpfeiler markiert wird, erheben
sich zwei je 25stöckige Kuben. Die
äußere Form ist kaum von dem deut-
schen Bürohaus zu unterscheiden,
obwohl es sich bei dem amerikani-
schen Werk um ein Hochhaus mit
Apartementwohnungen handelt.
Während die Angestellten der Man-
nesmann-Werke noch durch Alu-
minium-Platten gegen Einblick von
außen geschützt waren, sind hier
Vorhänge der einzige Schutz vor
unerwünschten Blicken und vor
Sonnenbestrahlung. Im Unterschied
zu dem deutschen Hochhaus sind
die durchlaufenden Vertikalen der
Rahmenverspannung bei dem ame-
rikanischen Bau mehr betont, zumal
die ganze Front hier in Haupt- und
Nebenleisten unterteilt ist. Die In-
tenlion des Architekten geht also
dahin, die Wand als solche völlig
verschwinden zu lassen und die
Durchsichtigkeit der Architektur in
höchstem Maße zu steigern. Die
gleiehiörmigen Wohnblöcke stehen
rechtwinklig zueinander, wodurch
ein reizvoller Kontrast wirksam
wird. Schon 1920 hatte Mies van
der Rohe einen gläsernen Wolken-
kratzer für Berlinß entworfen, der
jedoch nie ausgeführt wurde. Dieser
Bau fasziniert durch die Leichtig-
keit seines Aulragens und durch
die Eleganz seiner geschwungenen
Umrisse. Man kann sich ein solches
Traumgebilde allerdings kaum als
bewohnt oder benutzt varstellen,
weil dann der Reiz eines so zer-
brechlichen Gehäuses verloren
ginge.
1m Gegensatz zu den bisher ge-
zeigten Hochbauten ist die Tabak-
iabrik van Nelle in Rotterdam'
ganz in die Breite gezogen. Dieser
Bau wurde zwischen 1928 und 193i)
von den Architekten Brinkmann
und van der Vlugt errichtet. Vorne
leitet die geschwungene Fassade des
Bürotraktes auf die Fabrik zu, deren
Aussenansieht durch die risalitför-
mig vorgezogenen, völlig verglasten
Treppenhäuser und durch die ho-
rizontal durchlaufenden Fenster
entscheidend bestimmt wird. Die
metallenen Brüstungsplatten wirken
hier nur als Stockwerkmarkierun-
gen. Von einer Fassade im alten
Sinne kann man kaum sprechen, da
der Blick ja nicht auf eine Wand ge-
lenkt wird, sondern durch das Glas
direkt ins Innere des Gebäudes
dringt. Die Naehtaulnahme des er-
leuchteten Gebäudesi gibt zu er-
kennen, wie sehr die Glaswand zum
Schaufenster geworden ist, das den
Einblick nicht nur gestattet, son-
dern geradezu herausfordert. In
diesem Hause soll möglichst alles
für die Öffentlichkeit sichtbar sein;
die private Sphäre ist weitgehend
ausgeschaltet.
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