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Volltext: Alte und Moderne Kunst V (1960 / Heft 11 und 12)

mit der Innenraum so hell wie mög- 
lich erscheint. 
Derjenige Bau aber, der nun in ge- 
radezu klassischer Weise das Glas- 
haus an sich repräsentiert, ist der 
Glaspalast der ersten Weltausstel- 
lung von 1851, errichtet van John 
Paxton im Londoner Hydepark. Es 
war für das Ausstellungsgebäude 
zunächst eine Konkurrenz ausge- 
schrieben, bei der jedoch kein Sie- 
ger ermittelt wurde. Man einigte 
sich statt dessen auf einen Kom- 
promiß und wollte einen riesigen 
Baeksteinbau errichten, der sich um 
eine große, kuppelüberwölbte Ro- 
tunde ordnen sollte. Obwohl die 
Einsendefrist für Entwürfe bereits 
verstrichen war, reichte John Pax- 
ton, der Garlenbaudircktor des 
Herzogs von Devonshire, noch nach- 
träglich (im juli 1850) eine Zeich- 
nung ein, die sofort den Beifall der 
Kommission fand." Der Entwurf 
zeigt eine fünfschiffige basilikale 
Anlage, die im Mittelschiff kulmi- 
niert und deren Seitenschiffsdächer 
rechtwinklig nach außen hin abfal- 
len. Ein dichtes Netz von Arkaden 
bedeckt in drei Geschoßen die ganze 
Front. Der einzige Einwand von 
Seiten der Kommission bestand dar- 
in, daß man Paxton verwarf, er 
habe die großen Bäume nicht be- 
rücksichtigt, die auf dem Bauge- 
lände standen und die unbedingt ge- 
schont werden sollten. Nach dem 
Kommissions-Entwurf hatte man sie 
in Höfen stehen lassen wollen. Pax- 
ton beschloß stattdessen, die Bäumv: 
in sein Gebäude einzubeziehen. Er 
 
genüber einer Gesamtlänge von 
564m (bei einer Bodenfläche von 
80000 Quadratmeter) ausmachen 
sollte. Die Riesenhalle wurde in 
nicht mehr als acht Monaten auf- 
geführt. Alle Einzelteile wurden 
nach Paxtons Angaben genormt 
hergestellt und brauchten am Bau- 
platz nur zusammengefügt zu wer- 
den. Die gußeisernen Säulen waren 
innen hohl und dienten auf diese 
Weise gleichzeitig als Röhren für 
das ablaufende Regenwasser. Be- 
merkenswert ist noch der Grundriß 
des Gebäudes, da ihm die Einheit 
eines Quadrates mit der Seiten- 
länge von 8 Fuß zugrunde lag. Die 
innere Länge der Halle betrug, 1848 
Fuß, also 231 solcher Einheiten. 
die innere Breite des Langhauses 
408 Fuß oder 51 solcher Einheiten. 
Auf einer alten Ansieht der Aus- 
stellungshalle" erkennt man im 
sogenannten Querschiff die riesigen 
Bäume, die Paxton in seinem Glas- 
palast hatte stehen lassen. Sie wer- 
den umgeben von exotischen Ge- 
wächsen und von Arbeiten des 
Kunstgewerhes. Andernorts waren 
- und dies machte den eigentlichen 
Zweck des Unternehmens aus - 
Rohstoffe sowie Maschinen und ihre 
 
7 Conmmi 
halle der l 
8 Paxton: 
pnlast. 
9 Pnxlont 
und Duu-rt: Maschinen- 
ariser Weltausstellung. 
mtwurf für Londoner Glas- 
Glaspalast in London. 
iügtc ein überhöhtes Querschiff mit 
Tonnendach ein, welches selbst die 
hohen Bäume noch überragte und 
einschloß. 
Der Bau sollte nur aus Eisen und 
Glas bestehen." Die Maße waren 
gigantisch. Die Höhe des Quer- 
schiifs mußte 33 m, die Höhe des 
Mittelschiiis 19 m betragen, wäh- 
rend die Gesamtbreite 139 m ge- 
 
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