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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 43)

2 Terrakotla-Skulplur der Nok-Kullur. 
1. Jahrtausend v. Chr., Nordregion von 
Nigerien. 
3 Holzskulpluren der Südstämme in Ni- 
geria, 19.120. Jahrhundert. 
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diese Formen hervorgebracht hnt- 
ten, wußtcn sie nichts, Erst in den 
letzten 30 Jahren ist ein gewisses 
Verständnis für die religiös-mytho- 
logischen Wurzeln dieser Kunst und 
ihren geistigen Hintergrund mit der 
Feststellung des „religiösen Ur- 
sprungs" der afrikanischen Kunst 
erreicht worden. 
Daher ist es besonders zu begrüßen, 
daß man sich bei der Londoner Aus- 
stellung nicht darauf beschränkte. 
300 „Meisterwerke nigerischcr 
Kunst" zu zeigen, sondern diese ent- 
sprechend den Stammes- oder kul- 
tischen Gruppen aufteilte. So ge- 
wann der Besucher eine Vorstellung 
von der Vielgestaltigkeit dieser 
Kunst, ihrem teilweise hohen Alter, 
ihrer Isolierung oder Verbindung zu 
anderen Kulturen. Er erkannte mit 
Staunen, daß zum Beispiel die Un- 
lerschiede zwischen den Ibo und 
Yoruba nicht etwa den verschiede- 
denen Schulen in England und Spa- 
nien vergleichbar sind, sondern daß 
diese beiden Kulturkreise so weit 
voneinander getrennt sind wie die 
chinesische und die indische Kunst. 
Nicht aus ethnographischen Erwä- 
gungen werden sie als getrennte 
Systeme dargestellt, sondern weil 
sie auf diese Weise am ehesten Ein- 
blick in das Wcscn der den einzel- 
nen Stämmen eigentümlichen künst- 
lerischen Welt zu geben vermögen. 
Man war auch bemüht, die neue- 
sten Erkenntnisse und Forschungs- 
ergebnisse zu verwerten, die Auf- 
schluß über bisher unbekannte Ver- 
bindungen zwischen einzelnen Stäm- 
men oder religiösen Gruppen geben, 
die in manchen Fällen in der bishe- 
rigen Literatur über afrikanische 
Kunst gar nicht erfaßt waren, 
Die ältesten Stücke waren Terra- 
kotta-Skulpturen der Nok-Kultur, 
die mit Hilfe des Kohlenstoff 14- 
Tests in die zweite Hälfte des ersten 
Jahrtausends v. Chr. datiert wur- 
den. Sie stammen aus dem Gebiet 
der Zinngruben in der Nordregion. 
Neuerdings vermutet man, vor- 
nehmlich auf Grund unerwarteter 
Funde ähnlicher Terrakotta-Arbei- 
ten in und um Ilesha (Westregiun), 
daß die Nok-Kultur bis tief in das 
heutige Yorubaland hineinreichte 
und einen entscheidenden Einfluß 
auf die Entwicklung der Ife-Kunst 
ausübte. Sollten diese Vermutungen 
zutreffen, wäre eine Lücke von an-
	        
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