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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 44)

 
3 SCHLACHT BEI AUSTERLITZ (2. Dezember 1805, gegen 4 Uhr nach- 
mittags). Napoleon ist auf den Höhen über Ujezd neben der Antoniuskapelle angekom- 
men und vom Pferd gestiegen; er verfolgt von dieser Anhöhe aus den Rückzug der 
verbündeten Österreicher und Russen über die Weiher von Sokolnitz. Rittmeistcr 
Lejeune} Flügeladjutant von Berthier, bringt den Freiherrn Maximilian Wimpffen, 
Oberst im österreichischen Hauptquartier, der bei der Rückkehr von einer Mission 
gefangen worden war, zum Kaiser. General Rapp sprengt im Galopp den Hügel empor, 
um Napoleon von der Niederlage der russischen Garde zu berichten. „Sein Säbel ist 
entzwei und er hat eine Stichwunde am Kopf", heißt es in seinen Memoiren. Hinter 
dem Kaiser der Generalstab und eine Eskorte berittener Jäger (chasseurs a cheval) 
der Garde; vor ihnen der Oberstallmeister Caulaineourt und ein Page, der den Schim- 
mel des Kaisers am Zügel hält. Im Vordergrund Piqueure, zur Rechten Verwundete 
und Gefangene. - Zeichnung von Brtgetti, zumindest für die Landschaft. Die Per- 
sonen vermutlich von j. F. j. Swebach-Dcsfontaines (1769-1823). Die Zeichnung ist 
von größter Genauigkeit. Es hat in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember 1805 ge- 
froren, erst am Abend des 2. Dezember wird Schneefall einsetzen. Die russische Fahne 
zur äußersten Rechten ist eine Phantasicfahnc. - Das Gemälde von Baron Gerard in 
Versailles (Salon von 1810), das die selbe Szene darstellt, ist allegorisch. Rapp er- 
scheint dort glatt rasiert, aber auf der Skizze (derzeit in New-York) trägt er einen 
Schnurrbart, trotz des kaiserlichen Verbots. - Man weiß, daß Bagetti im jahrc 1805 
in Österreich war, wie übrigens auch 1809, daß er sich Skizzen machte und Erhebungen 
über das Gelände von Austerlitz anstellte. 24 Originalzeichnungen aus dem dritten 
Koalitionskrieg, die nach der Natur angefertigt waren, und aus der Sammlung des 
Prinzen Eugene de Beauharnais stammten, wurden im Hütel de l'Aigle Noirc in 
Fontainebleau am 13. und 14. November 1954 versteigert. 
l Louis-Franeois Lejcunc, Baron des franz. Kaiserreiches (1775-1848). Brigadegeneral 
im jahre 1812. Talenticrtcr Schlachtenmaler und Schriftsteller. 
1796 und 1800 schildern. Der Kaiser bestimmte sie alle für die Galerie in 
Fontainebleau und ließ einen Katalog anfertigen, der in 1000 Exemplaren 
gedruckt wurde. Diese Aquarelle wurden in Originalgröße gestochen und 
für das Kriegsministerium wurden Kopien angefertigt. 
Bagcttis unmittelbarer Vorgesetzter war der anspruchsvolle und pedantische 
Major Martinel, selbst einstiger Offizier des Königs von Sardinien, der sich 
später in französischen Diensten, im Stab der Generäle joubert und Suchet, 
auszeichnete. Er war es auch, der Bagetti die Beschreibung der darzustellenden 
Ereignisse lieferte, der bestimmte, welche Episode einer Schlacht Wichtigkeit 
besaß, der den Standpunkt, von dem aus das Bild zu malen war, ja sogar 
den Blickwinkel fixierte, indem er den äußersten Punkt an der rechten und 
der linken Seite des Bildes festlegte. Martinel verfaßle genaueste Vorschrif- 
ten für die Ausführung der Bilder, aus denen wir auf die gewissenhafte Ar- 
beit des Künstlers schließen können: 
„Sehlachtenbilder müssen stets ein absolut getreues Abbild der betreffenden 
Landschaft geben... Niemals dürfen in den Vordergrund frei erfundene 
Bodenwellen hineinkomponiert sein. 
Unbedingte Einhaltung der vom „De'pÖl" festgesetzten Bildgröße: 50 X 80 cm. 
Das Bild muß das Terrain möglichst so wiedergeben, wie der General es
	        
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