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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 45)

Zur Malerei von Günllier Kraus 
 
dachten und auf ein Werden gerichteten Aktion, des Persönlichkeitsverlustes des 
Künstlers und der Material-Inflation deuten, wenn man nur ein bißchen lebendiger 
denkt und urteilt, eher auf etwas Positives als auf etwas Negatives hin. 
Worum ging und geht es denn? Vom Beginn unseres Jahrhunderts an bis zum linde 
der vierziger jahre stand offenkundig die Frage der Form als solcher im Vorder- 
grund. irgendein Motiv und Thema im Sinne eines vorbedachten Bildkonzeptes 
formal zu meistern, es als Form an sieh darzustellen und die erforderlichen sinn- 
und wertneutralen hildnerischen Mittel durch die Form zu adeln und sie so über- 
haupt erst in die Zone der Werte zu erheben, also Vergängliehes zu Gültigem zu 
machen, war das Ziel. 
Seit rund 1950 aber haben sich die Aufgaben geradezu ins Gegenteil verkehrt. 
Während bisher die gesamte abendländische Kunst unter dem Leithegriff der Form 
auf ein grundsätzlich übergeordnetes Ziel hin stand, taucht jetzt (wie übrigens 
gelegentlich auch schon in früheren jahrhunderten, nur immer wieder von der 
„liorm" verdrängt) eine neue innere Orientierung auf. Sie geht vom Ursprung 
allen Lebens und somit davon aus, daß Ordnung und Gültigkeit nicht nur über- 
geordnete Ziele sind, sondern auch als Anträge eben vom Llrsprung her, nämlich 
aus dessen Schöpfungseharakter heraus, empfangen und wahrgenommen werden 
müssen. Das aber heißt nichts anderes, als daß beim künstlerischen Bilden durchaus 
nicht nur ein indifferentes Material in geistige Ordnungen hinaufgehoben werden 
mufl, sondern dafl auch schon lebendige Werk, weil Schöpfungsgehalte, der Materie 
die in ihnen angelegte Gestalt erlangen und gewinnen wollen. 
Die Aktualität dieser Orientierung dürfte durch die Tatsache der Vorstöße in den 
Makro- und Mikrokosmos, durch das Eindringen des Menschen also in die Schöp- 
fungswerkstatt hinreichend begründet sein. Bindung und Verpflichtung „nach oben" 
haben sehr an Kraft und Verbindlichkeit verloren. Das Genügen an der Welt der 
 

	        
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