von Ravensburg und dem Tischler Hans Waldner, die
Iilügelbilder malte der schon bekannte Domenico da
Pozzo.
Die Aufstellung des Hochgrabes Maximilians erlebte der
Kaiser nicht mehr. Nachdem die Kölner Brüder Bern-
hard und Arnold Abel mehr im Gasthaus gesessen als
an den Alabasterreliefs der Taten Maximilians gearbeitet
hatten, konnte Ferdinand noch 1563 den berühmten Nie-
derländer Alexander Colin, den Schöpfer des Fassaden-
schmuckes am Heidelberger Schloß, gewinnen, der die
Arbeit dann nach seinem Tod zu Ende brachte und da-
mit der niederländischen Renaissance des Florisstils in
Innsbruck ein großartiges Denkmal setzte. 1550 ließ
Ferdinand dann noch die letzte große Bronzefigur zum
Grabmal, den König Chlodwig. von Gregor Löffler gie-
ßen. Den Entwurf zeichnete Christof Amberger von
Augsburg, das Modell possierte Veit Arnberger von
Brixen. Mit dieser großartigen Figur im Stil der Hoch-
renaissance schließt die Reihe der ehernen Wächter am
Grabmal Maximilians. Als Ferdinand sich 1564 zum Ster-
ben hinlegte, konnte er mit Genugtuung sagen, daß er
den Auftrag des Ahnherrn erfüllt habe. Die Innsbrucker
llofkirche ist das bedeutendste Denkmal der deutschen
Renaissance geworden, in dem die Vielfalt der Kunst-
zweige dieser Epoche ihren Niederschlag gefunden hatte.
Auch in die österreichischen Vorlande nach Schwa-
ben strahlte die neue Innsbrucker Kunst aus. Unter dem
Wenigen, das die Jahrhunderte üben-dauerte, sind die an
den Stil der Innsbrucker Bronzestatuen erinnernden
Steinfiguren Maximilians I., Philipps des Schönen,
Karl V. und Ferdinands und die zehn Wappenreliefs am
Erker des Kaufhauses in Freiburg im Breisgau von
Sixt von Staufen (1530) und die aus eingelegtem
Holz mit dem kaiserlichen Wappen errichtete Prunktür
in der Ratstube zu Villingen (1537) in der Art des
Hans Kels zu nennen.
Nach dem Beispiel Innsbrucks setzte er für die kom-
mendc österreichische Kunst noch zwei weitere Zentren
ein, die unter seinen Nachfolgern Innsbruck weit über-
strahlten. In Wien machte er durch den Umbau der
Hofburg (Schweizerhof) 1533-1552 mit dem erhaltenen
Schweizertor (1552) den Anfang. Wieder waren deutsche
und welsehe Meister tätig. Nach Innsbrueker Vorbild
ließ er von Meister Hans Turing eine leistungsfähige
Gußhütte errichten. 1530 nahm er Jakob Seisen-
e gge r als Hofmaler in seine Dienste, der als Portriitist
zu den hesten Meistern der 1. Hälfte des 16. jahrhunderts
zählte und mit seinen Habsburgerbildern (Karl V., Phi-
lipp II., Ferdinand und seine Kinder) sogar zu Tizian in
Konkurrenz trat, Er konnte das "gcglanzte Gold, die
Seyden, Samat, Atlas, pcrl und edlgestain" in Farben
setzen wie kein zweiter. Als Kartograph war der be-
rühmte Nürnberger Augustin Hirschvogel für den Wie-
ner Ilof tätig.
Das dritte Zentrum wurde lierdinands Hof in P r a g, wo-
hin er aus Innsbruck Pozzo, Ebert und Gartner berufen
hatte. In Prag wurde Ferdinand zum ersten Bringer der
Renaissance durch die Meister Hans de Spaciis und Paolo
dclla Stella, die im Lustschloß Belvedere einen der präch-
tigsten Bauten der italienischen Renaissance nördlich der
Alpen schufen (1538-1558). Auch hier wirkten zu-
gleich deutsche Meister wie Hans Tirol. Unter Meister
Thomas jarusch wurde eine Gußhütte errichtet, aus der
neben Geschützen auch prachtvolle Brunncnwerke her-
vergingen.
In König und Kaiser Ferdinand fand die Kunst einen
Mäzen von riehtunggebendcr Bedeutung. Er faßte ohne
absolutistische und zentralistisehe Gewaltmethoden das
bisher in viele Spielarten aufgesplitterte Kunstschaf-
fcn der Erbländer zu einer österreichischen Kunst zu-
sammen und kann den Ruhm in Anspruch nehmen, ihr
Schöpfer zu sein. Da er in allen seinen Äußerungen ein
deutscher König war, wurde auch die österreichische
Kunst in diesem Geist geboren. Sie hat stärker als in
anderen deutschen Landen durch ihn eine Renaissance
erstehen lassen, die das italienische Vorbild zu einem
eigenwilligen Stil verarbeitete. So erlebte diese reizvolle
Kunst aus italienischer Anregung und deutscher Ausdeu-
tung neben Augsburg und Nürnberg am Hofe Ferdinands
eine kraftvolle Blüte. Der König, dem in der Politik so
oft der Ausgleich der widerstrebendcn Kräfte gelungen
war, fand auch in der Kunst die rechte Harmonie zwi-
schen dem von außen kommenden Neuen und den schöp-
ferischen Kräften der deutschen Erbliinder zwischen den
Alpen und der Donau.
7 Das Grabmal Kaiser Maximilian I. in der Hofkirehe zu
Innsbruck. In der Mitte der Sarkophag des Kaisers (1561-83).
zu beiden Seiten die überlebensgroßen Bronzefiguren der Ahnen
(1509-50).
20