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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 46)

von Ravensburg und dem Tischler Hans Waldner, die 
Iilügelbilder malte der schon bekannte Domenico da 
Pozzo. 
Die Aufstellung des Hochgrabes Maximilians erlebte der 
Kaiser nicht mehr. Nachdem die Kölner Brüder Bern- 
hard und Arnold Abel mehr im Gasthaus gesessen als 
an den Alabasterreliefs der Taten Maximilians gearbeitet 
hatten, konnte Ferdinand noch 1563 den berühmten Nie- 
derländer Alexander Colin, den Schöpfer des Fassaden- 
schmuckes am Heidelberger Schloß, gewinnen, der die 
Arbeit dann nach seinem Tod zu Ende brachte und da- 
mit der niederländischen Renaissance des Florisstils in 
Innsbruck ein großartiges Denkmal setzte. 1550 ließ 
Ferdinand dann noch die letzte große Bronzefigur zum 
Grabmal, den König Chlodwig. von Gregor Löffler gie- 
ßen. Den Entwurf zeichnete Christof Amberger von 
Augsburg, das Modell possierte Veit Arnberger von 
Brixen. Mit dieser großartigen Figur im Stil der Hoch- 
renaissance schließt die Reihe der ehernen Wächter am 
Grabmal Maximilians. Als Ferdinand sich 1564 zum Ster- 
ben hinlegte, konnte er mit Genugtuung sagen, daß er 
den Auftrag des Ahnherrn erfüllt habe. Die Innsbrucker 
llofkirche ist das bedeutendste Denkmal der deutschen 
Renaissance geworden, in dem die Vielfalt der Kunst- 
zweige dieser Epoche ihren Niederschlag gefunden hatte. 
Auch in die österreichischen Vorlande nach Schwa- 
ben strahlte die neue Innsbrucker Kunst aus. Unter dem 
Wenigen, das die Jahrhunderte üben-dauerte, sind die an 
den Stil der Innsbrucker Bronzestatuen erinnernden 
Steinfiguren Maximilians I., Philipps des Schönen, 
Karl V. und Ferdinands und die zehn Wappenreliefs am 
Erker des Kaufhauses in Freiburg im Breisgau von 
Sixt von Staufen (1530) und die aus eingelegtem 
Holz mit dem kaiserlichen Wappen errichtete Prunktür 
in der Ratstube zu Villingen (1537) in der Art des 
Hans Kels zu nennen. 
Nach dem Beispiel Innsbrucks setzte er für die kom- 
mendc österreichische Kunst noch zwei weitere Zentren 
ein, die unter seinen Nachfolgern Innsbruck weit über- 
strahlten. In Wien machte er durch den Umbau der 
Hofburg (Schweizerhof) 1533-1552 mit dem erhaltenen 
Schweizertor (1552) den Anfang. Wieder waren deutsche 
und welsehe Meister tätig. Nach Innsbrueker Vorbild 
ließ er von Meister Hans Turing eine leistungsfähige 
Gußhütte errichten. 1530 nahm er Jakob Seisen- 
e gge r als Hofmaler in seine Dienste, der als Portriitist 
zu den hesten Meistern der 1. Hälfte des 16. jahrhunderts 
zählte und mit seinen Habsburgerbildern (Karl V., Phi- 
lipp II., Ferdinand und seine Kinder) sogar zu Tizian in 
Konkurrenz trat, Er konnte das "gcglanzte Gold, die 
Seyden, Samat, Atlas, pcrl und edlgestain" in Farben 
setzen wie kein zweiter. Als Kartograph war der be- 
rühmte Nürnberger Augustin Hirschvogel für den Wie- 
ner Ilof tätig. 
Das dritte Zentrum wurde lierdinands Hof in P r a g, wo- 
hin er aus Innsbruck Pozzo, Ebert und Gartner berufen 
hatte. In Prag wurde Ferdinand zum ersten Bringer der 
Renaissance durch die Meister Hans de Spaciis und Paolo 
dclla Stella, die im Lustschloß Belvedere einen der präch- 
tigsten Bauten der italienischen Renaissance nördlich der 
Alpen schufen (1538-1558). Auch hier wirkten zu- 
gleich deutsche Meister wie Hans Tirol. Unter Meister 
Thomas jarusch wurde eine Gußhütte errichtet, aus der 
neben Geschützen auch prachtvolle Brunncnwerke her- 
vergingen. 
In König und Kaiser Ferdinand fand die Kunst einen 
Mäzen von riehtunggebendcr Bedeutung. Er faßte ohne 
absolutistische und zentralistisehe Gewaltmethoden das 
bisher in viele Spielarten aufgesplitterte Kunstschaf- 
fcn der Erbländer zu einer österreichischen Kunst zu- 
sammen und kann den Ruhm in Anspruch nehmen, ihr 
Schöpfer zu sein. Da er in allen seinen Äußerungen ein 
deutscher König war, wurde auch die österreichische 
Kunst in diesem Geist geboren. Sie hat stärker als in 
anderen deutschen Landen durch ihn eine Renaissance 
erstehen lassen, die das italienische Vorbild zu einem 
eigenwilligen Stil verarbeitete. So erlebte diese reizvolle 
Kunst aus italienischer Anregung und deutscher Ausdeu- 
tung neben Augsburg und Nürnberg am Hofe Ferdinands 
eine kraftvolle Blüte. Der König, dem in der Politik so 
oft der Ausgleich der widerstrebendcn Kräfte gelungen 
war, fand auch in der Kunst die rechte Harmonie zwi- 
schen dem von außen kommenden Neuen und den schöp- 
ferischen Kräften der deutschen Erbliinder zwischen den 
Alpen und der Donau. 
7 Das Grabmal Kaiser Maximilian I. in der Hofkirehe zu 
Innsbruck. In der Mitte der Sarkophag des Kaisers (1561-83). 
zu beiden Seiten die überlebensgroßen Bronzefiguren der Ahnen 
(1509-50). 
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