aulgezogen am 1']. Februar 1944.
Es gibt von diesen Fotos nur mehrt V
vier komplette Serien. - Vier Dc-
tails sind inliegend nicht dabei, da ,_'
ich sie aus den kompletten Serien '
hätte entnehmen müssen. Die Plat-
ten sind durch Wasserschäden, wie
mir Prof. Grubenbeeher mitteilte,
unbrauchbar und vernichtet. Der
Gobelin ist noch im Graphikraum
im Haus Gildemeisters Hoehkamp
b. Hamburg aufgespannt und unver-
sehrt, obwohl er auch Bombenseha-
den hatte. Den Karton konnte ich
Ende Oktober arg zerdrückt und
teilweise beschädigt (auch durch
Regen) halbwegs heil bergen. - Es
freut mich, daß ich Ihnen die Fotos
...nunmehr übergeben kann. He-
ben Sie sie, bitte, gut auf, vielleicht
sind es die einzigen Dokumente
eines selten vorkommenden Auftra-
ges, die nach all den noch zu er-
wartenden Zerstörungen, die über
uns hereinbrcchen werden, viel-
leicht übrigbleiben könnten."
Ich lasse nun den im Oktober 1953
in der Hamburger Ausstellung
„Bildteppiche aus sechs jahrhunder-
ten" gezeigten wundervollen Wand-
teppich C. O. Czeschkas folgen, in
dem der damals fünfundsiebzigjiih-
rige Künstler wohl den Höhepunkt
seines dekorativen Könnens er-
reicht hatte. Der zweiteilige Gobc-
lin stellt einer auf einem Teppich
ruhenden weiblichen Figur von vor-
nehmen Range zwei jüngere weib-
liche Gestalten gegenüber, von de-
nen die eine zu singen scheint, die
andere ein Saitcninstrument bedient.
Eine Reihe von Inszenierungs-Ent-
würfen erwies Czeschkas Eignung
zur Bühnendekoration, die Max
Reinhardt bewog, ihm die Bühnen-
bilder zum „König Lear" anzuvcr-
trauen. Auch Illustrationen zu IIeb-
bels „Nibelungen" hatten schon
nach dieser Richtung hin starkes
Talent verraten und den Hambur-
ger Stadtbaumeister Schumacher cr-
mutigt, Czeschkas seltene lineare
Begabung in den Dienst der Glas-
fensterkunst zu stellen. So wurde
ihm der von besonderm Erfolg ge-
krönte Auftrag zuteil, für die llxille
derllamburgcr Kunstgewerheschule
eine Reihe von Hellglasfenstern zu
entwerfen, deren Bildzeiehnung nur
durch Bleilinien sichtbar gemacht
war, deren Zwischenräume aber
durch zart abgetönte, verschieden
dick geschliffene Hellgläser gefüllt
waren. Die Schrift wurde als deko-
ratives Miltel in die Schliffgliiser
eingebaut, die im Licht prismatisch
funkeln.
Czeschka schuf auch die „Czeschka-
Kursive", sowie die Czeschka-An-
tiqua „Olympia" und nahm als Pro-
fessor für (jebrauchsgraphik weit-
reichenden Einfluß auf die gesamte
Bucbausstattung und Buchillustra-
tion.
Handwerkliche Gediegenhcitbis zur
Pedanterie galt ihm stets als selbst-
verständliches Gebot, und so zeich-
nen sich auch seine Briefe durch
eine besonders sorgfältige äußere
Form aus, die ihre Lektüre zum
Vergnügen macht, ohne den Gedan-
ken an „Kalligraphiä aufkommen
zu lassen. Dieses graphische Fein-
gefühl sicherte ihm auch seine her-
vorragende Stellung als Gebrauchs-
graphikcr, die sein wohlverdientes
Renomme als freier Graphiker bei-
nahe in den Hintergrund treten
ließ.
Ein Punkt darf aber in einer Le-
bensskizze Czeschkas nicht unbe-
rücksichtigt bleiben und das ist sein
Verhältnis zu Oskar Kokoschka,
der durch einige Zeit an der Wie-
ner Kunstgewerbeschule sein Schü-
ler war. ich lasse darüber Czeschka
selber das Wort, der mir am 11.
September 1952 nachfolgende inter-
essante Mitteilungen über diesen
zweifellos berühmtesten seiner
Schüler zukommen ließ:
„Kokoschka war einige Semester in
der Abteilung der Lehramtskandi-
daten der Zeiehenlehrer bei Ritter
von Kenner an der Kunstgewerbe-
schule. Er sollte noch ein Semester
absolvieren und die Abschlußprü-
fung machen, um dann als Assistent
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