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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 50)

melte. es gibt eine schriftliche oder 
mündlich überlieferte Äußerung der 
Hauptmcister dieser kaum je richtig 
organisierten Künstlergruppe, die 
nicht hunderte Male dargestellt. 
analysiert. gedeutet wurde und eine 
Flut von Publikationen des maleri- 
schen und graphischen Werkes trug 
Geist und Form ihres Schaffens in 
die breiten Massen. Es wäre an die- 
ser Stelle nicht angebracht. den 
zahllosen Schriften über den „Blauen 
Reiter" eine neue hinzuzufügemwir 
wollen uns darauf beschränken. die 
derzeit im Oberen Belvedere statt- 
findende Ausstellung als solche zu 
behandeln und uns am Rande mit 
der Frage befassen. aus welchen 
Gründen es der "Blaue Reiter" zu 
so hoher Volkstümlichkeit bringen 
konnte. - 
Halten wir uns bei der Besprechung 
annähernd an die Reihenfolge des 
mit einem ausgezeichneten Vorwort 
von lleinrich Rumpel versehenen 
 
DER BLAUE REITER IM OBEREN BELVEDERE 
ERNST 
.KO. 
ER 
Zu der vom Bundesminislerium für Unlerliclmi veranslalleien Aussiellung im Belvedere 
Kataloges. An erster Stelle haben 
wir uns mit Wassily Kandinsky aus- 
einanderzusetzen, dem drittiiltesten 
der „Blauen Reiter" (1866 bis 1944). 
Sein literarisches Hauptwerk heißt 
„fiber das Geistige in der Kunst" 
(1912); der Titel allein ist ein Pro- 
gramm. Aufgabe der Kunst ist es, 
„die Seele in Vibration zu bringen". 
Das geschieht, indem die Malerei 
den Umweg über das Gegenständ- 
lieh-lmittttive ausschaltet: „Die ahs 
strakte Malerei verlällt die ,Haut' 
der Natur, aber nieht ihre Ue- 
setze... Der abstrakte Maler be- 
kommt seine Anregungen" , .. von 
der Natur im Ganzen . . f" „Die 
liarhe ist ein Mittel. einen direkten 
lfnflttll auf die Seele auszuüben _ .  
lline Auswahl solcher Sentenzen 
kann ins praktisch Unendliche ge- 
steigert werden. Der Weg zu ihnen 
 
und ihren künstlerischen Realisie- 
rungen ist in der Wiener Ausstel- 
lung aufgezeigt. In der Frühzeit, 
etwa in „Der blaue Reiter" von 1903 
macht Kandinsky noch ganz in de- 
korativer Secession, ist noch durch- 
aus Stuck-Schüler. "Sonntag (Alt- 
russiseh)" von 1904 ist das viel- 
leicht krusseste Beispiel einer rein 
dekorativ-irieshaiten Gestaltung. 
Um 1908 („Straße in Murnau") setzt 
die [Thersteigerung ins Expressive 
ein, 1910 („Improvisation 9'") wird 
der Schritt ins irreale getan, mär- 
chenhaft-poetische Empfindungen 
werden evoziert, Naturelemente ver- 
lieren die reale Konsistenz. Die 
„Komposition 7, Skizze 1" von 1913 
bedeutet nicht nur die volle Entfes- 
selung und Befreiung des Bildes von 
inhaltlichen und formalen Klischees; 
für uns Österreicher ist wichtig, daß 
dieses Werk, das sich im Besitz von 
Felix Klee in Bern befindet, als 
Dauerleihgabe an das neue Museum 
zeitgenössischer Kunst nach Wien 
gelangen wird. Damit erscheint uns 
ein wichtiges Problem gelöst: Kan- 
dinskys gehören heute zum Selten- 
sten und Teuersten auf dem Kunst-
	        
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