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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 50)

Die Malerei der sogenannten „Wie- 
ner Schule" ist das Ergebnis einer 
Synthese von Elementen des histo- 
rischen Surrealismus westlicher Ob- 
servanz und starker lokaler Tradi- 
tionen. Sie bemüht sieh, in die Tie- 
fen und Untiefen des menschlichen 
Seelenlebens einzudringen und je- 
nen Spannungsbereich zu erobern, 
in dem Geist und Trieb, Seele und 
Instinkt in ewig unentsehiedenem 
Kampf liegen. 
Auch Helmut Leherb ist auf seinen 
eigenen verschlungenen Wegen bis 
an die Quellen der Daseinsangst 
vorgedrungen und hatte die Kraft, 
seine inneren Gesichte in faszinie- 
renden Bildern zu bannen, denen ein 
weltweiter Erfolg nicht versagt 
blieb. Visionen und Sehreekbilder 
von der Art, wie Leherb sie fixiert, 
sind nur dann echt und überzeu- 
gend, wenn sie von äußeren Ereig- 
nissen stimuliert werden, die so 
stark sind, daß sie im Seelenleben 
dessen, der sie erlebte, entschei- 
dende strukturelle Veränderungen 
hervorrufen. Wir halten die nun 
folgenden autobiographisehen No- 
tizen des jungen Malers, die zu- 
nächst nieht zur Veröffentlichung 
bestimmt waren und lediglich als 
Information bei der Abfassung einer 
kürzeren Arbeit über ihn dienen 
sollten, für eine so wichtige und un- 
mittelbare Quelle zum Verständnis 
des Werkes des Künstlers, dziß wir 
es uns nicht versagen konnten, sie 
praktisch unverändert wiederzuge- 
ben. - 
IE NNERE IOGRAPHIE DES ELMUT 
LEHERB 
1933 im Zeichen des Fisches mit 
einem betonten Aszenelenten im 
Skorpion als Sohn des Direktor: 
des Piaristengymnasiums in lWien 
geboren (Unlerriebtsfächer: Grie- 
chisch, Latein, l"1'anzäsiseh), ge- 
nieße ich im frühesten Kindesalter 
bereits alle Eigenheiten einer huma- 
nistischen Erziehung, als da sind: 
früheste Kenntnis der klassischen 
griechischen und römischen Mytho- 
logie, der geläufigen Klassiker des 
deutschen und anderer Sprachkreise, 
aus der sich eine von mir sehr in- 
tensiv aufgenommene Kenntnisnah- 
me der zugehörigen Bildhauerei und 
Malerei ergibt. Eine Ausweitung 
der Möglichkeiten auf fast alles, 
dessen ich habhaft werden konnte, 
geht auf meine eigenen triebhaften 
Ambitionen zurück. Ich zeichne und 
male von frühester Kindheit an und 
habe, sobald ich mich mit der Frage 
einer Iierufszvahl auseinandersetze, 
den stetigen Wunsch, Maler zu wer- 
den. Dies wird von meinen Eltern 
bis in die beginnende Pubertät als 
offensichtlicher Unsinn akzeptiert, 
jedoch vom Zeitpunkt einer, wenn 
auch in den Wirren des Kriegs- 
endes sehr unrealistixeh ausfallen- 
zlen Realisation an, bekämpft. 
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