4 Schrcibkassetle, jamnirzerkreis, um 1550f80. Tiroler
dzsmuseum, Innsbrudc.
Lan-
Entwerfer und Stecher ansehen, das Kunstbuch als Gan-
zes aber ein Werk des jamnitzerkreises nennen.
Bisher ist es nicht gelungen ein erhaltenes Werk zu
finden, das genau nach einem Stich des Kunstbuches
verfertigt worden wäre, und wenn man die Stiche he-
traehtct, könnte man fast glauben, sie seien zu phanta-
sievoll, um in eine Arbeit umgesetzt zu werden. Das
Tiroler Landesmuseum in Innsbruck besitzt aber zwei
Blätter aus dem Kunstbuch von 1551, die beweisen, daß
es tatsächlich von den Goldschmieden als Vorlage für
Aufträge benützt wurde. Das eine Blatt zeigt einen
Deckelpokal (Bergau A 14), der mit zahlreichen
Anmerkungen eines unbekannten Goldschmiedes ver-
sehen ist, die beweisen, daß dieses Blatt als Entwurf-
vorlage für einen Auftraggeber benützt wurde (Abb. i).
Da einmal von „der stat wepen" die Rede ist, handelte
es sich um den Auftrag einer Stadt für ein Ehrengeschenk.
Weil keinerlei Andeutungen über die Herkunft des Blat-
tes vorliegen, läßt sich über den Namen der Stadt keine
Vermutung anstellen. jedenfalls war der Goldschmied
nicht in dieser Stadt ansässig, da er einmal bemerkt,
claß er nicht „bei euch diene". Die Schrift weist eindeutig
5 Schreibkasselte, ßamnitzerkreis, um 1550180. '
museum, Innsbruck (Detail).
irolcr
Landes-
in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, wahrscheinlich
nicht allzulange nach der Herausgabe des Kunstbuches.
Beim Deckel steht die Bemerkung des Goldschmiedes:
„das luckh wolt ich auch mit drey gwax (Gewächsen)
schmeltzen und was oben trauff gehöret." Beim Knauf
des Deckels liest man: „oben trauff das statt wapen ge-
schmcltzt", am Korpus des Pokales „das ober corpus
glatt lasen und auffs schcinlichest machen", an der un-
teren Rundung des Korpus: „das under bauchell (Bäuch-
lein) wolt ich schmeltzen mit farben, so es euch guet
dunckht." Beim Fuß bemerkt der Goldschmied: „den
fuiss sampt der klaidung auch schmeltzen so wiert es
goldischer und gewaltig sehen wie wol fil mue darüber
gien wiert." Den Fuß plante er zu vergrößern, indem
er ein weiteres Profil dazuzeichnete: „der fuiss wiert ein
ander meinung gewinnen, das er euch gefallen wiert."
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